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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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aufzuknüpfen, wenn er zurück ist.«
    Melvyn räusperte sich, um den Kloß loszuwerden, der ihm in den Hals gestiegen war. So aufgewühlt hatte er Artaxas noch nie erlebt. Manche Gefühle waren so stark und unmännlich, dass man sie schleunigst unter dummen Sprüchen begraben musste. Sie beide waren ziemlich gute Totengräber ihrer Gefühle.
    »Was für ‚nen Dreckslappen hast du denn auf mein Gesicht gelegt? Der stinkt, als hätte man ‚nen Schweinestall damit ausgewischt.«
    »Dein Dreckslappen hat mich sein Gewicht in Edelsteinen gekostet, du undankbarer kleiner Bastard. Der ist in Smaragdkrötenfett getränkt und mit noch ein paar anderen wirklich widerlichen Sachen eingerieben, die geholfen haben, die Erfrierungen auf deinem Gesicht zu heilen. Du warst in deinem eigenen Blut festgefroren, als wir dich gefunden haben. Du sahst verdammt übel aus ... Wer hat dich nur so zugerichtet?«
    Melvyn zuckte mit der Schulter und bereute es augenblicklich, als der bohrende Schmerz sich wieder meldete. »Ich konnte den Kerl nicht gut sehen. Er trug eine weiße Maske, und es ging alles sehr schnell. Ich glaube, ich habe ihn auch getroffen. Aber sicher bin ich mir nicht. Er war verdammt gut. Es war ein Elf! Ein Elf, der zu den Trollen übergelaufen ist! Kannst du dir das vorstellen?«
    Artaxas hob die Brauen. »Was haben die Trolle damit zu schaffen?«
    »Das hat mit den Hügelgräbern zu tun. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie die Trolle es schaffen, ohne Proviant so schnell die Steppe zu durchqueren. Es hat mit den Lutin zu tun.«
    »So, mit den Fuchsköpfen?« Artaxas hatte einen Ton angeschlagen, als unterhalte er sich mit einem Kind, das ihm atemlos irgendwelche Märchen erzählte. »Haben etwa auch die Blütenfeen und Faune damit zu tun? Die habe ich immer schon für besonders durchtrieben gehalten.«
    »Du wirst sehen ...«
    Der Lamassu beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn.
    »Bist du verrückt?«, rief Melvyn.
    »Ich wollte fühlen, ob du vielleicht Fieber hast. Du redest wirres Zeug! Fieber hast du keines. Offensichtlich hat der Schlag auf den Kopf doch mehr Schaden angerichtet, als ich zuerst angenommen hatte.«
    »Du kannst mir ruhig ...«
    »Weißt du, dass wir hier nicht allein sind?«, unterbrach ihn Artaxas. »Glaubst du, ich kann dich aufrichten?« Der Lamassu wartete die Antwort erst gar nicht ab. Wie von Geisterhand wurde Melvyn emporgehoben. Die Felle, mit denen er zugedeckt gewesen war, rutschten herab. Es war kalt in der Kammer.
    Seinem Lager gegenüber stand ein Kinderbett. Undeutlich konnte er eine kleine, bärtige Gestalt darin liegen sehen. »Nossew?«
    »Eine Patrouille von Caileens Reitern hat ihn siebzig Meilen südlich von Talsin gefunden«, erklärte Artaxas. »Er lag halb unter einem umgestürzten Schlitten begraben. Der Frost hatte ihm übel mitgespielt. Ich habe ihm drei Zehen und zwei Finger amputieren müssen. Die waren schon ganz schwarz geworden. Er wollte zu dir. Sobald wir ihn ein bisschen warm bekommen hatten, rief er immer wieder deinen Namen.«
    Artaxas hatte Melvyn kraft seines Zaubers nun dicht neben das Lager des Kobolds gehoben. »Geht es dir gut?«, fragte er Nossew.
    Der Kobold blinzelte, dann hob er matt eine Hand, ballte sie zur Faust und streckte den Daumen hoch.
    Melvyn musste lächeln. Der Armbrustschütze war noch nie sonderlich gesprächig gewesen. »Du hast sie gefunden, nicht wahr?«
    Nossew nickte.
    »Wir werden sie holen gehen, sobald wir hier herauskommen.« Der Kobold stieß einen bestätigenden Grunzer aus. »Bin ich hier im Irrenhaus?«, empörte sich Artaxas. »Ihr beiden könnt nicht einmal aus eigener Kraft stehen und plant schon die nächste Schlacht. Habt ihr erst genug, wenn man euch Arme und Beine abgehackt hat?«
    »Warst du jemals verliebt, Artaxas?«
    Nossew schnitt eine Grimasse.
    »Der größte Teil von mir ist ein wilder Stier«, entgegnete der Lamassu, als sei damit alles beantwortet.
    »Ich werde Leylin holen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Sie muss fort von diesem Irren. Er darf sie nicht noch länger quälen. »Hast du Leylin gesehen, Nossew? Geht es ihr gut?«
    Der Kobold breitete die Hände aus. Es schmerzte Melvyn, die Fingerstümpfe seines Gefährten zu sehen. Er wusste, dass Nossew eher ein Handwerker als ein Krieger war. Misht hatte ihm einmal erzählt, dass sie beide davon träumten, genug Gold zusammenzubekommen, um noch einmal eine Werkstatt aufmachen zu können.
    »Wir werden diesen irren Fürsten bestrafen. Jedes

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