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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dich eingeschlagen, dann hätten wir dich neben Orimedes in diesen Hügel legen können. Du ...«
    Melvyn hörte nicht mehr zu. Der Grabhügel! Damit hatte es angefangen. Das Büffelblut. Und das viele Büffelfleisch, das die Lutin an die Gäste des Begräbnisses verschenkt hatten. Jetzt fiel ihm alles wieder ein. »Wo steckt Nestheus? Ich muss ihn sofort sprechen. Und mach mir den albernen Verband vom Kopf! Ich will sehen, wo ich bin!«
    »Na, kaum bei Bewusstsein und schon wieder große Töne spucken, Hauptmann!«, ertönte ein tiefer Bass. »Das haben wir gerne.«
    »Artaxas?«
    Gleißendes Licht stach in Melvyns Augen. Verschwommen nahm er das bärtige Gesicht des Lamassu wahr. Der Kerl grinste gehässig. »Na, das tut gut, was?«
    »Hol mir Nestheus!« Melvyn hielt die Augen zusammengekniffen.
    »So, so, du hast also lieber einen Pferdearsch am Bett stehen als einen Stierarsch. Damit, dass du dich bedanken würdest, hatte ich ja nicht gerechnet. Aber das ist schon ein starkes Stück. Dein Rösslein ist vor der Stadt Kentauren scheuchen.«
    »Vor der Stadt?« Er riss die Augen auf. Jetzt erkannte er eine rissige Lehmwand. Und ein Fenster, vor das eine gelbe Plane gespannt war, die nur wenig Licht hindurchließ. An einem Ende hatte sich die Verschnürung gelöst, und der Stoff machte ein flatterndes Geräusch, wenn sich der Wind darunter verfing. Es war nicht sehr hell in der Kammer. Dennoch schmerzten seine Augen, als wäre er aus einer Höhle in grelles Mittagslicht getreten. »Es stand wohl ziemlich schlecht um mich«, sagte er kleinlaut.
    »Ziemlich schlecht ist ziemlich untertrieben. Dein geschäftstüchtiger Koboldfreund hat mit dem halben Heer gewettet, dass du überleben würdest. Zuletzt stand die Quote achtzehn zu eins gegen dich. Wenn du dich jetzt freundlicherweise bequemen würdest, in zehn Tagen wieder auf die Beine zu kommen, um damit den Gewinn noch einmal zu verdoppeln, werden sie eine mittelgroße Stadt plündern müssen, um ihre Wettschulden zu bezahlen. Ach ja ... Wir sind in Talsin. Noch, denn alles, was Beine hat, verlässt die Stadt, und auch wir werden morgen weiterziehen.«
    »Talsin! Und wo sind die Trolle?«
    »Vielleicht vier-oder fünfhundert Meilen nördlich. Aber ich würde vorschlagen, dass du erst einmal wieder zu Kräften kommst, bevor du dich aufs Neue in den Krieg stürzt. Wie es scheint, hast du ja deinen Meister gefunden. Dem solltest du besser nicht noch einmal begegnen. Ich weiß nicht, ob dir klar ist, wie viel Glück du hattest.« Artaxas war bei den letzten Worten deutlich lauter geworden. Sein Gesicht war jetzt fast kirschrot. »Wenn du glaubst, ich verbringe meine Tage damit, dich bei jeder Gelegenheit im Schnee aufzusammeln und mühsam wieder hochzupäppeln, dann hast du dich geirrt!«
    »Ich weiß, wie wir sie aufhalten können ...«
    »Du kannst dich nicht einmal auf den Beinen halten, aber du willst ein Heer von tausenden von Trollen aufhalten? Mir scheint, der Schlag vor deinen Kopf hat doch mehr Schaden angerichtet, als wir alle dachten. Leg dich jetzt hin, und ich decke dein Gesicht wieder ab.« Ein schmieriger Lappen schwebte auf Melvyn zu.
    »Lass das! Hol Nestheus! Ich scherze nicht. Es sind die Gräber. Er soll eine Karte mitbringen!«
    »Meine Mutter hat immer erzählt, Verrückten sollte man ihren Willen lassen, dann hätte man den wenigsten Ärger mit ihnen«, sagte Misht.
    Der Lamassu stieß einen tiefen Seufzer aus. »Dann hol ihn her.« Er beugte sich über Melvyn. »Und bilde du dir nicht ein, du hättest deinen Dickschädel durchgesetzt, Hauptmann. Ich habe Nestheus versprochen, ihn zu benachrichtigen, sobald du erwachst.«
    »War ich lange bewusstlos?«
    »Fünf Tage. Du solltest es jetzt wirklich nicht übertreiben, mein Freund. Du warst dem Tode sehr nahe. Überanstrenge dich nicht.« Er presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Erwarte jetzt keine Gefühlsduseleien von mir. Ich kann dich ja schlecht in den Arm nehmen oder dir einen freundschaftlichen Knuff geben. Mistkerl! Du hast uns ganz schön Sorgen gemacht. Weißt du, wer draußen auf dem Dach sitzt und auf deinen Atem lauscht, seit du hier liegst? Dein Oberadler. Der hat das ganze Viertel in Angst und Schrecken versetzt, weil sich die Kobolde hier unter seinen Blicken fühlen wie Mäuse, denen gerade eine ausgehungerte Katze über den Weg läuft. Leider kann ich Wolkentaucher schlecht hereinbitten. Aber wenn du das Licht vertragen kannst, dann befehle ich Misht, die Plane

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