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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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starb er?«
    Lambi atmete schwer aus. »Schnell.« Ihr Blick ließ ihn nicht los.
    »Sein Pferd wurde niedergerissen ... Wir waren in voller Attacke. Ein Troll stürzte. Sie verschwanden unter den Hufen ... Es ging alles so schnell.«
    »Unsere eigenen Reiter haben ihn zu Tode ...?« Sie konnte nicht weiter. Sie wollte das nicht einmal denken.
    »Es war Pech.« Der Alte versuchte ein Lächeln, vielleicht um ihr Mut zu machen. »Ich sage mir die ganze Zeit, dass Norgrimm ihn in seinem Gefolge haben wollte. Er war zu gut für uns, nicht war? Er hatte keine Angst. Kurz bevor er gestürzt ist, habe ich noch zu ihm hinübergeblickt. Sein Gesicht strahlte. Er freute sich auf die Schlacht. Seine erste Schlacht. Sein ...« Lambi sah sie hilflos an. Er schien irgendetwas von ihr zu erwarten, aber sie begriff nicht, was es war.
    »Ich habe gehört, dass auch dein Vater ...« Sie nickte. Darüber wollte sie jetzt nicht sprechen. Sie wollte überhaupt nicht mehr reden. Sie wollte ... Es gab auch nichts mehr, was sie noch wollte. Gestern noch war ihr Leben erfüllt gewesen. Und jetzt wünschte sie sich, dieser verdammte Elf hätte sie nicht vom Sims in der Steilklippe heruntergeholt. Sie wünschte, sie wäre mit den anderen in Norgrimms Hallen eingezogen. Sie war früher wochenlang allein durch die Wälder gestreift und hatte sich nie einsam gefühlt. Es hatte immer Kalf gegeben. Stark, freundlich. Nie hatte sie daran gedacht, einmal zu ihrem Haus am See in dem verborgenen Tal zurückzukehren und ihn dort nicht mehr zu finden. Sie würde nicht mehr dorthin gehen können ...
    Und Björn. Er hatte so sehr um sein Leben gekämpft, nachdem der Silberlöwe ihn verwundet hatte. Und als er noch zu schwach gewesen war, um sich zu erheben, hatte er ihr von seinen Plänen erzählt. Sie hatten beschlossen, nach Albenmark zu fliehen, wenn Lambi ihnen zu sehr zusetzte. Und Silwyna hatte schon fest zugesagt, ihnen zu helfen. Sie dachte auch an jenen wundervollen Nachmittag, als sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Björn hatte es gewollt, obwohl seine Wunden noch nicht verheilt gewesen waren. Er hatte zuerst vor Schmerzen und dann vor Lust gestöhnt. Er war so voller Lebensfreude gewesen! Als er in der Höhle mit dem Troll erwacht war, waren seine ersten Worte ein Scherz gewesen. Wieder blickte sie zu dem Körper unter dem roten Wollumhang.
    »Geh nicht hin, Mädchen«, flüsterte Lambi. »Behalte ihn so in Erinnerung, wie du ihn geliebt hast«, sagte er noch einmal. »Vertrau einem alten Mann, der ... der schon oft Abschied nehmen musste.«
    Sie atmete schwer aus. »Wie wird man ...« Sie brachte es nicht über die Lippen. Kadlin setzte noch einmal an, doch diesmal versagte ihr gänzlich die Stimme.
    Lambi hatte sie auch so verstanden. »Es wird ein Totenfeuer geben, sobald der Sturm sich gelegt hat.«
    Sie nickte. Der Herzog sah sie an. Was erwartete er? Vergebung? Es gab nichts zu vergeben. Sie schuldeten einander nichts. Sie wusste nicht, was sie ihm noch sagen sollte. Aber sie spürte, dass er etwas brauchte. Einen Halt in seinem Kummer. Das konnte sie nicht sein!
    Kadlin legte dem Alten kurz die Hand auf die Schulter. Dann ging sie. Sie hatte Angst, dass es ihr leid tun würde, von Björn nicht mehr Abschied genommen zu haben. Zugleich hätte sie es nicht ertragen, sein Antlitz so zerstört zu sehen wie das ihres Vaters.
    Rastlos irrte sie durch die dunklen Gänge der riesigen Trollfestung. An manchen Stellen waren seltsame Steine in die Wände eingelassen, von denen ein blasses Licht ausging. Alles hier war zu groß. Die hohen Flure, die weiten Säle. Egal wohin man sich wandte, man wurde stets daran erinnert, dass dieser Ort nicht für Menschen geschaffen war. Sie hätten niemals hierher kommen dürfen, dachte sie traurig. Was hatte ihnen dieser Krieg gebracht?
    Kadlin war froh, während der Kämpfe nicht dem Troll mit den Schmucknarben auf der Brust begegnet zu sein. Sie schämte sich immer noch dafür, dass man Brud seine Hilfe mit einem Pfeil vergolten hatte.
    Alles um sie herum war so fremd, dass sie es nicht als Wirklichkeit akzeptieren konnte. Wieder schlich sich die trügerische Hoffnung in ihre Gedanken, dass sie bald aus einem grässlichen Alptraum erwachen müsse. Björn konnte nicht tot sein! Vielleicht würde sie ihn schon hinter der nächsten Biegung des Ganges treffen?
    Unsinn!
    Überall lagen Verwundete. Es war kalt in der Trollfestung. Die dicken Mauern hielten den Wind fern, doch der Frost lauerte auch im Herzen der

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