Elfenlicht
eigentliche Grund dafür, dass er sich bemüht hatte, so viele Maurawan wie möglich zu rekrutieren. Sie waren aufsässig und fügten sich schlecht in die Befehlshierarchien eines Heeres ein. Aber sie galten auch als besonders gnadenlos. Sie hatten ebenso wenig Gewissenbisse, wie er sie hatte. Die Trolle hatten ihre heiligen Haine geschändet und damit begonnen, ihre Wälder abzuholzen.
Elodrin winkte den Ruderern der beiden Galeeren zu. Es war abgesprochen, die beiden Galeassen, die von den Trollen besetzt werden sollten, in die Mitte der Bucht zu schleppen. Trolle fürchteten tiefes Wasser, denn sie versanken darin wie Steine. Keiner von ihnen würde einen Fluchtversuch unternehmen.
Der Seefürst ging zu den Gefangenen hinüber. Sie stanken erbärmlich! Er betrachtete ihre derben Gesichter. Was mochte die Alben veranlasst haben, solche grobschlächtigen Ungeheuer zu erschaffen?
Graf Fenryl kam zu ihm hinüber. Der Elf aus dem Volk der Normirga war nützlich, aber ein wenig affektiert. Stets trug er Weiß, so als wolle er Ollowain nachahmen. Auch seine Vorstellungen von ritterlichen Tugenden waren überaus störend.
»Orgrims Weib ist unter den Gefangenen.« Mit nichts anderem hatte Elodrin gerechnet. Schließlich war die Nachtzinne seine Burg. Der Ort, den er für den sichersten in diesem Krieg gehalten hatte.
»Ich weiß«, entgegnete der Seefürst, ohne sich die Mühe zu machen, Überraschung zu heucheln. »Aber niemand verrät, wer sie ist. Es sind wohl auch einige Konkubinen und etliche Kinder des Feldherrn anwesend.«
»Mit diesen Geiseln können wir ihn sicher zu Verhandlungen zwingen.«
Elodrin hob eine Braue. Unfassbar, wie naiv der Kerl war. »Und was erreichen wir? Wir haben vielleicht ein paar Jahre Frieden ... In dieser Zeit werden die Trolle noch stärker, und dann fallen sie erneut über die zivilisierten Völker Albenmarks her. Das ist keine Lösung!« Er winkte den Kriegern, die an dem hölzernen Steg standen, der hinauf zum ersten Schiff führte. »Bring mir diesen großen Kerl da!« Er deutete auf einen besonders massigen Troll, der ihn die ganze Zeit über mit Blicken wie Messerstichen bedacht hatte.
Seine Befehle wurden ohne Zögern ausgeführt. Vier Speerträger eskortierten den Troll. Ihre Waffen hielten sie drohend auf seine Kehle gerichtet.
»Er wird unser Bote für Orgrim sein«, erklärte Elodrin.
»Der Herzog soll schließlich wissen, wer sein Feind ist.« Er wandte sich an den Troll und sprach ihn in dessen Sprache an. »Wenn dein Herr dich findet, dann richte ihm aus, dass Elodrin, der Fürst von Alvemer, hier war. Der Fürst, dessen Tochter und dessen Enkel in Reilimee lebten, bevor ihr die Stadt vor fünfzehn Jahren niedergebrannt habt. Kannst du dir meinen Namen merken? Elodrin«, wiederholte er noch einmal langsam.
»Ehlodrin«, wiederholte der Troll. Aus seinem Munde klang der Name befremdlich. Hart und irgendwie beschmutzt.
Der Seefürst wandte sich an die Wachen und fuhr in seiner Muttersprache fort: »Kettet den Mistkerl an der Mole fest. Und dann schneidet ihm beide Daumen ab. Er soll nie wieder eine Waffe halten können.«
Fenryl sah ihn schockiert an. Von diesem romantischen Weichling mit seinen falschen Ritteridealen hatte Elodrin nichts anderes erwartet. Er konnte sehen, wie es den Grafen Mühe kostete, sich zurückzuhalten.
Ungerührt schlenderte er ein Stück die Mole hinauf. Er beobachtete, wie die Landestege von den Galeassen zurückgezogen wurden. Die Galeeren nahmen die zwei schwarzen Schiffe in Schlepp. Ihre roten Ruder zerwühlten das dunkle Wasser zu Gischt. Die Seile zwischen den Schiffen spannten sich. Wasser perlte aus dem feuchten Hanf. Langsam, Zoll um Zoll, kamen die Galeassen in Fahrt.
Aus den Feuerschalen auf der Mole stieg der Rauch fast senkrecht in die Luft. Das Wetter war umgeschlagen. Es schneite noch immer, aber es war jetzt völlig windstill. Die Maurawan hatten sich nicht von der Stelle gerührt.
Als die Schiffe die Mitte der Bucht erreichten, holten die Galeeren die Schlepptrossen ein.
Fenryl räusperte sich. »Sollten wir uns mit dem Einschiffen nicht etwas mehr beeilen? Ich dachte an die Schamanin, die uns entkommen ist. Orgrim wird doch sicher schon benachrichtigt sein.«
»Ich selbst habe fünf Tage gebraucht, um mit meinen Schiffen nach Reilimee zurückzukehren, als ich hörte, dass die Trolle die Stadt erstürmt hatten. Die Nachricht war damals schon sieben Tage alt.«
Kurz zuvor war sein Bruder Hallandan bei den Kämpfen
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