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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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halte es in dieser düsteren Bibliothek nur schwer aus. Manchmal verlasse ich meine Halle für Wochen nicht. Die übrigen Hüter des Wissens halten mich für sonderbar.« Wieder erklang sein ansteckendes Lachen. »Darin unterscheiden wir uns nicht. Ich halte sie auch für sonderbar. Man könnte die Biblio
    thek viel schöner gestalten, doch davon wollen sie nichts hören. Komm jetzt, Ollowain wartet auf uns.«
    Tatsächlich hatte sich der Elf schon im Zelt niedergelassen. Er kam Ganda seltsam angespannt vor, als sie sich neben ihm auf ein perlenbesticktes Kissen setzte.
    Galawayn schenkte ihnen Limonentee in schönen Kristallgläsern ein. Sein Zelt war mit schweren Teppichen ausgelegt. Es gab eine kleine, von Steinen eingefasste Feuergrube, in der Holzkohlestücke glommen. Auf einem Tisch, so niedrig, dass er selbst Ganda nur bis zu den Knien reichte, lag ein verschlossenes Buch. Die Lederhüllen von sieben Schriftrollen lagen ordentlich aufgereiht in einem Ständer. Ansonsten erinnerte nichts daran, dass auch der Saal des Lichts Teil der großen Bibliothek war. Ein Teil des Zeltes war mit durchscheinenden Schleiern abgetrennt. Ganda konnte dort die Umrisse eines großen, mit hellen Intarsien verzierten Tisches erkennen. An den schmalen Seiten standen zwei ledergepolsterte Lehnstühle, die in dem Zelt fehl am Platz wirkten.
    Ihr Gastgeber setzte sein Glas ab. »Ich werde mich kurz zurückziehen und einige Zutaten für ein bescheidenes Mahl zusammenstellen. So habt ihr Gelegenheit, ein wenig zu plaudern, ohne meine langen Ohren fürchten zu müssen.« Mit diesen Worten entfernte er sich.
    Ganda wartete, bis ihr Gastgeber hinter einer Düne verschwunden und außer Sichtweite war, bevor sie sich an Ollowain wandte. »Was ist mit dir los?«
    »Er ist ein Freier von Valemas«, entgegnete der Schwertmeister düster. »Sie hassen Emerelle, denn die Königin hat sie insExil getrieben. Er wird Ärger machen.«
    »Ich finde, bis jetzt verhält er sich sehr freundlich.«
    »Das gebietet die Gastfreundschaft. Die Elfen von Valemas hatten diesbezüglich schon immer einen strengen Ehrenkodex,
    doch verlasse dich darauf, er wird uns innerhalb seiner Möglichkeiten den Aufenthalt in der Halle des Lichts so unangenehm wie möglich gestalten.«
    Ganda mochte das nicht glauben. »Ich habe den Eindruck, dass er froh ist, Gäste zu haben.«
    Ollowain lächelte dünn. »Warte nur ab, du wirst sehen, dass ich Recht habe. Da Emerelle uns schickt, wird er unsere Suche nach Kräften behindern. Lass uns nicht hier darüber reden. Ich bin mir sicher, dass er uns hier belauschen kann.« Nach diesen Worten verfiel der Elf in düsteres Schweigen.
    Ganda ging zu dem niederen Tisch und betrachtete den prächtigen Folianten, der dort lag. Der schwere Ledereinband war von hunderten feiner Risse zerfurcht. Zwei breite Bronzebänder umgaben den Einband. Die Lutin suchte ein Schloss, doch gab es nichts, das darauf hinwies, wie dieses gefesselte Buch sich öffnen ließ. Feine Steinsplitter waren in die Bronzebänder eingearbeitet. Es waren keine Schmucksteine. Grau und mit rauen Kanten, erinnerten sie an Geröll. Dafür waren die Fassungen der Steine umso sorgsamer gearbeitet. Ein erfahrener Goldschmied hatte einst all seine Kunstfertigkeit aufgeboten, die Steine sicher im Metall zu verankern. Beim näheren Hinsehen erkannte Ganda, dass die Bronzebänder mit dünnen Spirallinien geschmückt waren. Zum Teil war das Muster unter Grünspan verborgen.
    Ganda wagte es nicht, das Buch zu berühren. Eine Aura der Macht umgab es. Etwas Vergleichbares hatte die Lutin noch nie gespürt.
    Neben dem Buch lag ein Paar altersdunkler Handschuhe auf dem Tisch, deren Innenseiten wohl erst vor kurzem durch helleres Leder zusätzlich verstärkt worden waren. Jedenfalls wies eine Walbeinnadel darauf hin, die Ganda neben dem Tisch im Teppich stecken sah. Auch ein kleines Garnknäuel lag dort.
    Auf der anderen Seite des Tisches stand ein Gefäß, das mit einem Seidentuch verhüllt war. Neugierig lüpfte Ganda einen Zipfel des bunten Schals und fuhr erschrocken zurück. Zwei blutrote Augen blickten sie böse an.
    Das Tuch glitt zu Boden und enthüllte einen Glaszylinder, der mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war. Darin schwamm eine weiße Schlange mit roten Augen.
    Vorsichtig tippte Ganda gegen das Glas. Die Schlange reagierte nicht. Offenbar war sie tot.
    »Eine Knochenviper. Es ist ein altes Erinnerungsstück an Valemas«, erklang plötzlich Galawayns Stimme

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