Elfenlicht
aller Deutlichkeit in Erinnerung zu rufen.
»Muss das denn sein?«, fragte Ganda. Es war nicht zu übersehen, wie sehr es den Schwertmeister aufwühlte, von den vergangenen Kämpfen zu erzählen.
Jetzt setzte auch Galawayn sein Teeglas ab. »Ich wünschte, man hätte eine andere Aufgabe für mich gewählt, aber es ist nun einmal meine Pflicht, von Ollowain eine möglichst genaue Beschreibung der Ereignisse einzufordern.« Nachdenklich strich er sich über das Kinn. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dir den Bericht zu erleichtern. Du kennst doch gewiss das Falrach-Spiel. Es heißt, man könne jede Schlacht auf einem Falrach-Tisch nachstellen. Falrach selbst war ein Feldherr, und er hatte ausdrücklich im Sinn, mit diesem Spiel den taktischen Verstand künftiger Befehlshaber zu schärfen. Wenn wir also abstrakt die Schlacht auf dem Spieltisch nachstellen, wird es vielleicht weniger schmerzlich für dich sein, darüber zu erzählen.«
Ganda hielt das für ausgemachten Unsinn, aber Ollowain schien ernsthaft über den Vorschlag nachzudenken. Elfen! Welcher Kobold würde sie jemals verstehen. Die Lutin bediente sich ein weiteres Mal. Die Speisen, die ihr Gastgeber aufgetischt hatte, waren wirklich köstlich!
Galawayn bedachte sie mit einem gönnerhaften Lächeln, bevor er weitersprach. »Für heute würde es dann genügen, wenn du mir die Truppen auflistest, die auf beiden Seiten gekämpft haben, und in knappen Worten einige der herausragenden Ereignisse während der Belagerung zusammenfasst. Ich würde dann in der Nacht den Tisch vorbereiten.«
»Versuchen wir es«, sagte Ollowain mit wenig Begeisterung.
Ganda räusperte sich. »Nachdem mein Begleiter nun bereit ist, sich den Gesetzen der Bibliothek zu unterwerfen, bleibt noch eine drängende Frage zu klären.« Die Lutin machte eine weit ausholende Geste. »Du hast einen wunderschönen Ort inmitten düsterer Büchersäle erschaffen, Galawayn. Geradezu eine Oase. Aber wo sind die Bücher, über die du wachst? Ich bin hierher gekommen, um die Geheimnisse der Albenpfade zu studieren.« Sie deutete auf die wenigen Schriftrollen. »Ist das der ganze Bestand an Schriften, über die du wachst?«
»Natürlich nicht.« Ihr Gastgeber lächelte breit. »Ich sagte ja schon, es gibt ein besonderes System der Ablage für die Schriften, die meiner Obhut unterliegen. Es wurde ersonnen, um sie vor leichtfertigem Zugriff zu schützen. Sich in den Saal des Lichts zu schleichen, wird dem Neugierigen kaum weiterhelfen.« Galawayn erhob sich.
Die Lutin warf einen bedauernden Blick auf das köstliche Mahl, das der Hüter der Geheimnisse aufgetragen hatte. Von der Leber hatte sie bislang noch gar nicht gekostet. Dass Galawayn es jetzt plötzlich so eilig hatte, passte ihr gar nicht!
»Folgt mir.« Er lächelte hintersinng. »Machen wir uns auf die Suche nach längst verschüttetem Wissen. Möchtet ihr zunächst mit den Schriften über die Entstehung der Albenpfade beginnen, oder habt ihr andere Interessen?«
Sie kratzte sich nachdenklich unter der Schnauze. Durfte sie zulassen, dass er ihre Nachforschungen lenkte, indem er die Richtung vorgab? Vielleicht sollte sie zunächst einmal auf seinen Vorschlag eingehen. »Das erscheint mir sinnvoll.«
»Gut. Dann folgt mir, ich zeige euch das Geheimnis dieses Büchersaals.« Der Elf verließ das Zelt, sah sich nachdenklich um und führte sie dann über zwei niedrige Dünen hinweg. Wieder blickte er sich um. Ganda konnte keine besonderen Geländemerkmale erkennen, an denen sich Galawayn orientierte. Für sie sah jede der Dünen hier gleich aus.
Der Elf trat ein kleines Stück zurück und hielt sich dann nach links, wobei er leise seine Schritte zählte. Bei dreiundzwanzig kniete er nieder. Mit beiden Händen begann er im warmen Sand zu graben.
Fassungslos sah Ganda ihm zu. Sie traute ihren Augen kaum. Das durfte doch nicht wahr sein! »Sind die Bücher etwa im Sand vergraben?«
Ihr Gastgeber hielt inne und sah sie vorwurfsvoll an. »Natürlich nicht. Die Trockenheit würde sie zerstören. Lagert man Schriften in zu trockenen Räumen, so ist das ebenso schädlich für sie wie Feuchtigkeit. Die Seiten werden brüchig und fallen mit der Zeit auseinander. Ah. Das ist es ja!« Er schien einen rotbraunen Stein gefunden zu haben. »Kommt, helft mir!« Ganda und Ollowain tauschten einen Blick. Der Schwertmeister nickte kaum merklich. Dann knieten auch sie sich in den Sand und halfen ihrem Gastgeber beim Graben.
Wenig später zogen sie eine
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