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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mitgeholfen, diese Bibliothek zu errichten, Elf. Sie haben uns den Weg gewiesen, auf dem wir seither schreiten. Ich glaube nicht, dass man hier irgendetwas mit den jämmerlichen Bemühungen der Menschen vergleichen kann.«
    »Sie haben mitgeholfen?« Ganda war einigermaßen überrascht. »Wie kann man sich das vorstellen? Haben sie Regale aus den Felswänden gemeißelt?«
    Chiron blieb so abrupt stehen, dass die Lutin ihn fast angerempelt hätte. »Es ist schlimm genug, dass ich deine Anwesenheit hier dulden muss, Diebin. Wenn du nun glaubst, du könntest die ehrwürdigen Alben verspotten, dann werde ich dafür Sorge tragen, dass du schneller aus dieser Bibliothek hinausgeworfen wirst, als du es dir vorstellen kannst.«
    »Gemach, gemach, Meister Chiron«, beeilte sich Ollowain zu sagen. »Verzeiht die etwas vorschnelle Zunge meiner Gefährtin. Ist nicht Großmut eine der edelsten Tugenden der Weisen? Seid nachsichtig mit Ganda. Und vergebt auch mir, wenn ich die Neugier der jungen Lutin teile. Was haben die Alben getan? Sind uns Schriften von ihnen erhalten geblieben?«
    Der Kentaur stieß einen tiefen Seufzer aus, doch der Ärger mochte nicht aus seinem Antlitz weichen. Mit peitschendem Schweif wandte er sich um. »Die Alben haben angeregt, hier in den Trümmern der Zerbrochenen Welt einen Hort des Wissens zu errichten. Sie wählten diesen Ort für unsere Bibliothek, weil er weitab aller Schlachtfelder Albenmarks liegt, und banden ihn ein in ihr Netz der goldenen Pfade. Schriften haben die Alben uns nicht hinterlassen. Doch es gibt Schriften von den ersten Kindern, die sie erschufen. Von jenen, die den Gedanken der Alben noch nahe waren. Doch sind diese Texte so voller abgründiger Rätsel, dass sie sich dem Leser kaum zu erschließen vermögen. Ja, selbst die Bücher, in denen die Gedanken der Alben verwahrt sind, öffnen sich nicht jedem.« Er bedachte die Lutin über die Schulter hinweg mit einem boshaften Blick. »Es heißt sogar, dass diese Bücher jene strafen, die sie berühren, ohne dem höheren Wohl zu dienen.«
    Märchen, dachte Ganda bei sich. Solche Geschichten zu verbreiten war billiger, als seine Schätze ausreichend gut bewachen zu lassen. Sie hatte einmal ein Mondsteincollier gestohlen, von dem es hieß, jeder Dieb, der es berühre, werde binnen drei Tagen sterben. Zugegeben, sie hatte nach dem Diebstahl einen unangenehmen Durchfall bekommen, doch das war wohl eher auf das allzu üppige Festmahl zurückzuführen, mit dem sie ihren Erfolg gefeiert hatte, als auf den Todesfluch.
    »Hier sind wir nun.« Chiron war vor einer unscheinbaren Tür stehen geblieben. »Hinter dieser Pforte findet ihr die Schriften, die sich mit den Geheimnissen der Alben befassen. Und ihr werdet Meister Galawayn begegnen, dem Hüter des verborgenen Wissens.«
    Der Kentaur bedachte Ganda mit einem vieldeutigen Lächeln. »Wenn ihr die Freundlichkeit hättet, noch zu warten, bis ich mich entfernt habe, wäre ich euch sehr verbunden. Mir ist der Saal hinter jener Tür ein wenig unangenehm.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Ollowain.
    »Ich habe erst vor ein paar Tagen einen anderen Gast hierher gebracht.« Er nahm sich die Zeit für einen abfälligen Blick in Gandas Richtung. »Irgendeinen Kobold, einen unbedeutenden Wicht, der Galawayn etwas berichten sollte. Doch nun entschuldigt mich. Ich ziehe mich zurück.«
    »Wir danken dir dafür, dass du uns hierher geleitet hast, Chiron von Alkadien. Und dein Wunsch ist uns Befehl.« Chiron verbeugte sich so formvollendet, wie das einem Kentauren möglich war, und hatte es dann auffällig eilig, sich zu entfernen.
    Vorsichtig tastete Ganda über das grobe Holz der Tür. Sie spürte die Aura starker Magie, doch schien der Zauber nicht gegen jene gerichtet zu sein, die den Saal jenseits der Pforte betreten wollten.
    Ollowain griff nach dem schweren Türknauf. »Gibt es da etwas, wovor wir uns hüten sollten?«
    »Eine unmittelbare Bedrohung kann ich nicht feststellen«, erwiderte Ganda ausweichend. »Der Ort hinter der Tür ist von Magie durchdrungen. Aber sie scheint ungefährlich zu sein.«
    »Dann wagen wir es!« Der Schwertmeister öffnete das Tor. Schmerzend helles Licht stach in ihre Augen. Ganda riss den Arm hoch, um sich zu schützen, und taumelte zurück. Selbst Ollowain stöhnte leise.
    Halb rechnete die Lutin mit einem Angriff oder zumindest mit einer Donnerstimme, die sich beschwerte, dass man ihre Ruhe störte. Stattdessen vernahm sie leises Flötenspiel. Mit tränenden

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