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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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bauchige, rotbraune Urne aus dem Sand, deren Deckel mit Wachs versiegelt war. Galawayns Finger tasteten über zwei Zeilen fremdartiger Schriftzeichen, die in den kurzen Hals des Tongefäßes geritzt waren. »Von den Pfaden des Lichts und ihren Schöpfern«, murmelte er vor sich hin. »Das ist, was ich gesucht habe. In der Urne wirst du siebzehn Schriftrollen finden, die sich mit der Entstehung des Netzes der Albenpfade befassen.«
    Ganda blickte über die Landschaft aus Sanddünen. Das war verrückt! »Gibt es viele solcher Verstecke?«
    »Ich wache über siebzehntausenddreihundertacht Schriftrollen mit Texten über die Alben und die fünf Welten, die laut Ratschluss der Hüter des Wissens schwer zugänglich sein sollen.« Er machte eine weit ausholende Bewegung und deutete von Horizont zu Horizont. »Diese Schriften sind in zweitausendfünfundsiebzig Urnen vergraben. Dazu kommen noch einunddreißig Bücher, die in flachen Kisten aus gebranntem Ton begraben wurden. Wer immer hier nach Wissen sucht, der sollte sich meiner wohlwollenden Unterstützung erfreuen oder sehr viel Zeit mitbringen.« Er stemmte die Urne hoch. »Bringen wir den Schatz zurück ins Zelt und beginnen wir mit unserer Arbeit.«

DAS GOLDENE NETZ

    »... Von einem Netz zu sprechen, wenn man die Pfade der Alben mein, ist keine glückliche poetische Metapher. Wer dieses Bild nutzt, legt allenfalls Zeugnis von seiner eigenen Unwissenheit ab. Wenn man aber in seinem schlichten Geiste festgelegt ist auf diese grobe Vereinfachung der Wirklichkeit, so müsste man zumindest von drei Netzen sprechen. Albenmark und die Welt der Menschen sind von einem engmaschigen Netz von Albenpfaden umgeben. Das Netz der Zerbrochenen Welt ist jedoch zerrissen. Man vermag zwar von Albenmark und auch aus der Welt der Menschen zu den Bruchstücken zu gelangen, die im Nichts treiben, doch sind mir keine Pfade bekannt, welche die Trümmer dieser Welt noch miteinander verbänden.
    Wer jemals die Pfade der Alben betrat, der weiß um die Schrecken, die im Dunkel lauern. Die Pfade selbst sind geschützt, aber wehe dem, der sie verlässt. Außer den Yingiz gibt es noch eine zweite unsichtbare Gefahr. Sie, begründet sich in der Beschaffenheit der magischen Wege, die denjenige, der sie betritt nicht nur mit wenigen Schritten zu fernsten Zielen zu bringen vermögen. Der Unvorsichtige, der sich die Zeit einer Reise ersparen will, findet sich leicht durch die Zeit davongetragen und muss feststellen, wenn er sein Ziel erreicht, dass während der vermeintlich kurzen Zeit, die er auf den Wegen der Alben schritt, dass in seiner Welt Jahre, vielleicht sogar Jahrhunderte vergangen sind. Davor zu schützen vermag sich nur der, der seine Zauber mit größter Sorgfalt wirkt und stets die großen Albensterne wählt, um seine Reise zu beginnen und zu beenden. (...)
    Wie aber sieht es aus, das Wegesystem der Alben? An anderer Stelle schon wurde über das Bild des Netzes gesprochen. Stellt man sich alle Albenpfade die eine Welt umschließen, als großes Netz vor, so gibt es in diesem Netz viele Enden, die herabhängen.
    Es sind die Pfade, die Albenmark, die Menschenwelt und die Zerbrochene Welt miteinander verbinden. Doch fest verknüpft sind nur diejenigen Stränge, die zwischen den großen Albensternen liegen. Wechselt man an einem niederen Albenstern von einer Welt in die andere, so wagt man viel, denn unmöglich ist es zu sagen, wohin die Reise führen wird. Man stelle sich ein Netz vor, von dem lose Enden herabhängen, die sich in sanftem Wind bewegen. Niemand mag vorherzusagen, wo diese Enden ein tiefer liegendes Netz berühren werden. Und schlimmer noch, so unstet wie der Atem des Windes, so sind auch die Wege. Mal führen sie hierhin, mal dorthin. Niemand, wohl nicht einmal die Alben selbst, könnte sagen, wo eine reise von Welt zu Welt enden wird, die nicht von einem großen Albenstern zu einem anderen führt. Möglicherweise stürzt der unvorsichtige Wanderer sogar ins Nichts, wenn er den falschen Augenblick wählt. »
    ZITIERT NACH: DIE WEGE DER ALBEN, VON: MELIANDER, FÜRST VON ARKADIEN

DAS FALRACH-SPIEL

    Ollowain betrachtete nachdenklich Galawayns Spieltisch. Der Hüter des Wissens hatte es tatsächlich geschafft, die Ausgangslage der Schlacht von Phylangan mit den Figuren darzustellen. Auf beiden Seiten waren die großen drei, die Königin, die Magierin und der Feldherr, die über Sieg oder Niederlage entschieden, noch im Spiel. Wer alle drei verlor oder nicht mehr einsetzen konnte,

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