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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hinab. Auf dem glatten Tuch kam sie nur langsam voran. Ganda hielt den Atem an. Durch den Stoff hindurch spürte sie, wie die Viper sich an ihrem Bein entlangschlängelte.
    Nicht bewegen! Dann beißt sie vielleicht nicht zu! Eine Schlange beißt nichts, was sie für tot hält, sagte sich Ganda. Die bösartigen roten Augen hielten sie gefangen. Sie weiß, dass ich lebe!
    »Ganda? Ist alles in Ordnung?« Es klopfte an ihrer Tür. Ollowain! Er rüttelte. Der Riegel! Die Schlange wand sich auf ihrem Schoß. Und Ganda starrte sie mit vorgestreckten Armen an, gefangen in ihrem Kleid. Welch eine miese Art zu sterben! Züngelnd hob sich ihr der Kopf entgegen.
    »Ganda?« Wieder rüttelte es an der Tür. »Antworte!« Die Schlange wiegte sich vor und zurück.
    Noch immer hielt Ganda den Atem an. Der Rausch war wie verflogen. Ihr gingen Galawayns Worte durch den Kopf. Wie war das? Das Schlangengift lähmte einen. Man konnte nicht einmal mehr schreien. Und es hinterließ keine Spuren. Man sah aus, als wäre man einfach eingeschlafen.
    Warum tat er das? Warum musste sie sterben? Wegen des Buches? Wenigstens würden reichlich Spuren bleiben. Ollowain würde ihn fertig machen.
    Eine silberne Klinge drang durch das Holz des Türrahmens und hebelte den Sperrriegel hoch. Im nächsten Augenblick flog die Tür auf. Die Schlange erstarrte.
    Ollowain verharrte mitten in der Bewegung. »Du darfst dich nicht rühren«, flüsterte er.
    Ganda stiegen Tränen in die Augen. Für diesen dämlichen Spruch hätte sie ihm am liebsten einen Knoten in die Zunge gehext. Ollowain zog seinen Dolch und hob den Arm.
    Etwas zwickte Ganda in den Bauch. Sie wollte aufschreien, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Undeutlich sah Ganda die Knochenviper zur Seite segeln. Der Dolch des Elfen hatte sie aufgespießt und nagelte die Schlange gegen ein Tischbein.
    Ganda wollte blinzeln. Ihr standen immer noch Tränen in den Augen. Aber ihre Lider waren wie versteinert. Sie sackte zur Seite. Etwas drückte ihr die Brust zusammen. Sie bekam keine Luft mehr.
    Der Schwertmeister war plötzlich über ihr. Er hatte wieder seinen Dolch in der Hand. Sie spürte seine Finger auf ihrem Bauch. Eiskalt.
    Seine Lippen bewegten sich, doch sie konnte nichts mehr hören. Er beugte sich hinab und küsste sie auf den Bauch.
    Ganda hätte gern gelächelt. Ein Kuss von einem Elfen! Ihre Lungen brannten. Ihr wurde schwindelig. Dann spürte sie, wie ihr Herz aussetzte zu schlagen. Schade, dass sie niemandem mehr von diesem Kuss erzählen konnte.

GUTE FREUNDE

    Übellaunig klopfte Skanga den Schnee von ihrem Umhang. Von der Welt der Menschen zurück in die Snaiwamark hatte sie nur zehn Schritte gebraucht. Aber um vom Albenstern zu den Höhlen der Wolfsgrube zu gelangen, hatte sie mehr als einen halben Tag auf einem Schlitten gesessen. Die eisige Kälte war ihr tief in die Knochen gekrochen. Früher einmal hatte ihr der Winter nichts ausgemacht. Es hatte Zeiten gegeben, da war sie barfuß durch den Schnee gelaufen.
    Birga, ihre Ziehtochter, kam ihr entgegen, um ihr den Umhang abzunehmen. Sie hielt eine vorgewärmte Wolldecke im Arm. Skanga spürte die Neugier im Blick der jungen Schamanin. Aber Birga war klug genug, ihr keine Fragen zu stellen.
    Sie war auch klug genug, noch nicht versucht zu haben, sie zu ermorden. Eines Tages würde das kommen. Skanga wusste das. Sie wäre nicht anders gewesen. »Du hast Besuch, meine Gebieterin.«
    Die alte Schamanin winkte unwirsch ab. »Ich will niemanden sehen. Hast du ein Feuer entfacht?«
    »Sicherlich.« Birga zögerte.
    »Was?«
    »Dein Gast beharrt darauf, es sei sehr dringend, dich zu sehen. Er wartet seit dem Mittag und lässt sich nicht fortschicken.«
    »Wer ist es denn?«
    »Ein Lutin. Seinen Namen will er nicht nennen.«
    Skanga stöhnte. Das war das Letzte, was sie jetzt noch brauchte. »Geh, schneid ihm die Kehle durch und bring ihn mir dann. Ich hoffe, er ist mehr als nur Haut und Knochen.«
    Birga lachte leise. »Wie du wünschst. Soll ich ihm seine Haut nicht abziehen, bevor ich ihn dir bringe?«
    Skanga drehte sich um. An Birgas Aura war nicht abzulesen, ob sie sich einen Scherz erlaubt hatte. Ihre Ziehtochter trug eine Maske aus Haut, die ihr Antlitz auch vor Skangas magischem Blick verbarg. Die Maske war das Gesicht einer Geliebten Branbarts, die den König enttäuscht hatte. Es hieß, Birga sei unglaublich hässlich. Sie ließ nicht zu, dass Skanga ihr Gesicht mit den Fingern ertastete.
    Die junge Schamanin hielt ihrem

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