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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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forschenden Blick stand. »Soll ich ihm die Haut abziehen?«
    »Nein. Das Fleisch schmeckt dann nach Angst und Schmerzen.« Ihre Ziehtochter nickte. Dann angelte sie etwas aus einem Lederbeutel an ihrem Gürtel. Ein Tüchlein aus grü
    ner Wolle, das mit einer Lederschnur umwickelt war. »Er wollte, dass ich dir das gebe.«
    »Was ist das?«
    Birga zuckte mit den Schultern. »Er hat darauf bestanden, dass nur du es öffnen darfst.«
    Die Schamanin zerschnitt die Lederschnur mit ihrem Opfermesser. In das Tuch war etwas eingeschlagen. Birga wandte sich ab, um nicht zu sehen, was nicht für ihre Augen bestimmt war.
    Skangas Finger ertasteten einen fein geschnitzten Knochenring, groß genug, um von einem Troll getragen zu werden. Die Schamanin schloss die Faust um das Kleinod. Sie kannte den Ring gut. Vor vielen Jahren hatte sie ihn Branbart zu seiner Krönung geschenkt. »Schick mir diesen Lutin. Ich habe mit ihm zu reden. Allein!«
    Birga nickte und verschwand.
    Irgendwo in der Ferne des Höhlenlabyrinths erklang helles Welpenlachen, begleitet von den hallenden Schlägen schwerer Steinhämmer auf Felsen. Es war harte Arbeit, aus der Wolfsgrube wieder eine gute Höhle zu machen. Die Elfen hatten das Herz des Berges in helle Lichter getaucht und sogar Bäume und Blumen hierher gebracht. Ganz abgesehen davon hatten sie dafür gesorgt, dass es in den meisten Höhlen angenehm warm war. Diese Elfenhöhlen waren nicht gut! Sie machten jeden weich, der darin lebte. Bald aber würde die Wolfsgrube wieder wie früher aussehen.
    Die Schamanin zog den schweren Ledervorhang zur Seite, der ihre Höhlennische abschirmte. Auf dem Boden brannte ein behagliches Feuer. Die Luft war so von Rauch erfüllt, dass einem die Augen tränten, wenn man eintrat.
    Mit einem Seufzer ließ sich Skanga auf einem Mammutfell nieder, das nahe beim Feuer lag. Sie legte ihren Umhang ab, warf noch ein Scheit ins Feuer und hielt dann die Hände über die Flammen. Langsam kroch Wärme in ihre alten Glieder.
    Skanga kramte zwischen den Fellen einen Beutel aus ungegerbtem Leder hervor. Sie schüttelte ihn bedächtig und lauschte dem leisen Klacken der Knochen. Dann streute sie den Inhalt auf das Fell. Es waren Knochensplitter von Menschen, Elfen, Kobolden, Kentauren und anderen, exotischeren Geschöpfen. Lange blickte sie das Bild an. Jeder Knochen hatte seine eigene Aura, die ihn verriet, auch ohne dass sie seine Form ertasten musste. Ein Koboldzehenknöchelchen, das auf einem Drachenzahn lag, verhieß Ärger. Sie sollte ihren Besucher nicht unterschätzen. Aber es gab auch Gutes in dem Bild, das sich ihr bot. Ihr Volk würde sehr fruchtbar sein. Schon jetzt trugen mehr Weiber einen Trollwelpen unter ihrem Herzen als je zuvor. Die Aussichten waren gut, dass Branbart bald wiedergeboren wurde.
    Der Vorhang ihrer Höhlennische wurde zur Seite gezogen. »Unser Gast trägt einen langen, grauen Wintermantel und unförmige Stiefelchen«, sagte Birga. Sie war manchmal etwas übereifrig und bemühte sich oft unaufgefordert zu beschreiben, was um sie herum geschah. Sie ahnte wohl nicht, wie viel Skanga in Wahrheit noch sehen konnte.
    »Der Lutin trägt eine spitze rote Mütze mit pelzgefütterten Seitenklappen. Auf seiner Schnauze trägt er ein merkwürdiges Gestell mit zwei stahlgefassten Glasscheibchen.«
    Skanga hatte von diesem Zauberding, das die Weisen der Kobolde ersonnen hatten, schon gehört. Seine Magie nahm den Augen ihre Müdigkeit und ließ sie wieder so scharf sehen wie in Jugendtagen.
    »Jetzt nimmt er das Gestell ab und reibt es mit einem Tuch«, sagte Birga.
    Skanga spürte den Blick ihres Gastes. Seine Aura zeigte kein Anzeichen von Angst. Er war verdammt selbstsicher. Einem Kobold wie ihm war sie noch nie zuvor begegnet. Sie hatte das Gefühl, dass er sie herausfordernd anlächelte.
    »Er knöpft jetzt seinen Mantel auf.« Birga begann sie zu stören. Dummes Weibsbild, ärgerte sich Skanga. Dachte Birga etwa, sie sei auch taub? Natürlich hörte sie, wie der Lutin seinen Mantel öffnete!
    »Schön, dass du Zeit für mich gefunden hast, mächtige Skanga.« Er hatte eine angenehme Stimme für einen Kobold. Die Schamanin bedeutete ihm mit einer Geste, neben ihr am Feuer Platz zu nehmen. »Du kannst uns jetzt allein lassen, Birga. Ich komme zurecht.« Ihr Gast sollte sie ruhig für hilfloser halten, als sie war. Skanga lauschte darauf, wie sich die Schritte ihrer Ziehtochter entfernten.
    »Du hast also beschlossen, mich zu erpressen, Füchslein«,

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