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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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eigene Kammer. Aber seit die Hüter des Wissens nicht mehr wissen, wo sie die neuen Bücher noch unterbringen sollen, müssen wir hier alle etwas enger zusammenrücken. Ob wir wollen oder nicht.«
    »Weißt du, was einen Ehrenmann ausmacht?« Ganda hatte mit einigem gerechnet, aber dass Qualbam so direkt werden würde, hätte sie nicht gedacht.
    Der Kobold sah sie verwundert an. »Hat das was damit zu tun, wo wir hingehen werden?«
    »Ja, einiges. Ein Ehrenmann mag dieselben Gedanken haben wie du, aber er würde sie nicht so direkt aussprechen. Das kommt bei Frauen besser an.«
    Der Beleuchter kratzte sich an der Stirn. »Das hört sich für mich nach einem schüchternen Blödmann an, der noch nie zu ‚nem Sti ...« Er brach mitten im Wort ab und grinste sie breit an. Seine blauen Augen funkelten schelmisch. Offensichtlich hatte er großen Spaß daran, ihr auf pöbelhafte Weise den Hof zu machen. Er legte sich in gespielter Betroffenheit die Hand auf den Mund. »Hoppla, so was würden Ehrenmänner natürlich auch nicht sagen.«
    Ganda antwortete mit einem eisigen Blick. Eigentlich sah Qualbam gar nicht mal schlecht aus. Wenn er nur ein wenig größer wäre ... Sie seufzte. Wenn Ollowain nur ein klein wenig von seiner Art hätte, könnte man sicher besser mit ihm auskommen. Als Ganda sich vorstellte, wie der Elf über schüchterne Blödmänner lästerte, die noch nie zu einem Stich gekommen waren, musste sie unwillkürlich grinsen.
    »Na also, endlich taust du ein bisschen auf.« Qualbam strahlte über das ganze Gesicht. »Langsam hatte ich schon Angst, du wärst eine jungfräuliche Zicke.« Er hakte sich bei ihr ein und nutzte die Gelegenheit, ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben. »He, hast du auch ‚nen Fuchsschwanz? Wahnsinn! Das ist ja abgefahren!«
    »Das nennt man Rute.«
    Qualbam lächelte lüstern. »Das nennst du eine Rute? Du wirst dich noch wundern.«
    Ganda hob ihren Zauberstab. Jetzt reichte es. »Vielleicht hattest du ja Recht?«
    »Na klar hab ich Recht. Warte mal ab, bis ich aus meiner Hose steige. Oder willst du sie gleich jetzt sehen? Macht eigentlich keinen Unterschied. Wir können in deinem Bett dann ja noch einmal ...«
    »Ich dachte eher an deine Sorgen, dass ich eine jungfräuliche Zicke sein könnte.« Sie machte sich los und tippte ihm mit dem Zauberstab auf die Brust. »Glaubst du, die Hüter des Wissens würden eine fette schleimige Kröte als Beleuchter beschäftigen?«
    »Heh, Mädchen. Spiel mit diesem Ding nicht so herum, das kann böse ...« Einen Herzschlag lang war Ganda versucht, ihn zu verzaubern. Nur für eine Nacht. »Was, meinst du, würde ein Ehrenmann in dieser Lage tun?«
    »Der wäre wohl nicht in dieser Lage.« Qualbam schielte, weil er den Zauberstab vor seiner Nase nicht aus den Augen ließ.
    »Und warum wäre er nicht in dieser Lage?«
    »Weil er keine Rute in der Hose ...«
    »Falsche Antwort.« Sie ließ die Spitze ihres Zauberstabs zum Kinn über den Hals auf die Brust und noch tiefer wandern. »Ich könnte natürlich auch nur einen Teil von dir verzaubern. Vielleicht würde das helfen, dir bessere Manieren beizubringen.«
    »Ein Ehrenmann würde dich bis zur Tür deiner Kammer geleiten.« Ganda lächelte und ließ den Zauberstab sinken. Dann reichte sie ihm den Arm, damit er sich einhaken konnte. Qualbam machte eine Miene, als habe man ihn gezwungen, einen verdorbenen Hering zu essen. Er führte sie schweigend aus dem großen Büchersaal, und die Lutin war überrascht, wie nah ihre Kammer lag.
    Vor der Tür angelangt, knickste sie artig. »Na also, mein Herr. War das so schwer?«
    »Ich habe das Gefühl, als sei ich nicht mehr ich selbst«, sagte der Kobold in eigentümlichem Tonfall. Er verbeugte sich steif. Dann richtete er sich auf, und in seinen Augen funkelte der Schalk. »Meine Allerverehrteste, schieb dir deinen Zauberstab doch in den Allerwertesten, alte Jungfer.« Noch bevor sie etwas sagen konnte, nahm er die Beine in die Hand und war auf und davon.
    Ganda schmunzelte. So ein übler Kerl war er eigentlich gar nicht. Sie öffnete die schwere Tür zu ihrer Kammer und legte dann von innen den hölzernen Sperrriegel vor. Nur für den Fall, dass es Qualbam für eine gute Idee hielt, sie später in der Nacht noch einmal zu besuchen.
    Müde trat sie an den niedrigen Tisch und drehte den Dochtihrer Öllampe höher, bis der kleine Raum von goldenem Licht erfüllt war. Alle Möbel in ihrem Zimmer waren auf die Größe von Kobolden zugeschnitten. Die Gastzimmer

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