Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
Vom Netzwerk:
ein Monastuolo-Serum, das mit Sicherheit misslingen würde. Yeardley war der felsenfesten Überzeugung, dass sie mehr lernte, wenn sie einen Misserfolg zu Ende führte – selbst wenn er absehbar war – und genau untersuchte, als wenn sie ihn gar nicht erst ausführte. Laurel kam das wie Zeitverschwendung vor, aber sie hatte gelernt, Yeardleys Anweisungen nicht zu hinterfragen. Hinter seinem ruppigen Auftreten hatte sie im Laufe der letzten Wochen eine andere Seite entdeckt. Er war wie besessen von Kräuterkunde und nichts begeisterte ihn so sehr wie eine eifrige Schülerin. Und er hatte jedes Mal recht, jedes Mal. Trotzdem blieb Laurel dieser einen Regel gegenüber skeptisch.
    Sie setzte sich wieder hin und wollte gerade ihrer Mixtur eine weitere Komponente hinzufügen, als es klopfte. Endlich! Schnell prüfte sie Kleid und Frisur im Spiegel, atmete tief durch und öffnete Celia die Tür – der Frühlingselfe,
die ihr nicht nur die Karteikarten zugeschnitten, sondern im Laufe des letzten Monats Hunderte von Gefallen erwiesen hatte.
    »Jemand wartet unten in der Eingangshalle auf dich«, sagte sie mit einer leichten Verneigung. Egal wie oft Laurel sie schon gebeten hatte, darauf zu verzichten – die Frühlingselfen fanden immer einen Weg, sich vor ihr zu verbeugen.
    Laurel dankte ihr für die Nachricht und schlüpfte zur Tür hinaus. Sie fühlte sich mit jedem Schritt leichter. Nicht dass sie ihren Unterricht nicht mochte – im Gegenteil. Seit sie mehr verstand, fand sie ihn faszinierend. Aber in einem hatte sie von Anfang an recht behalten. Es war eine Menge Arbeit. Jeden Tag lernte sie volle acht Stunden mit Yeardley und beobachtete anschließend die anderen Herbstelfen bei der Arbeit. Und auch abends musste sie lesen und üben, Zaubertränke, Pulver und Seren herzustellen. Sie war den ganzen Tag beschäftigt – abgesehen von der kurzen Unterbrechung durch das Abendessen. Katya versicherte ihr, dass nicht alle Herbstelfen so hart lernen mussten – sie lernten und arbeiteten »nur« zwölf Stunden lang, doch selbst das kam Laurel maßlos viel vor.
    Aber sie hatten wenigstens ein bisschen freie Zeit – Laurel nicht.
    »Ich gebe zu, was von dir erwartet wird, ist schon ein wenig übertrieben«, hatte Katya eines Tages gesagt – was ein riesiges Zugeständnis seitens einer eifrigen und loyalen Herbstelfe zu sein schien. In dieser Beziehung war sie David ähnlich. Als Laurel versucht hatte, ihr ein
Kompliment zu machen, indem sie ihr das sagte, reagierte Katya allerdings tödlich beleidigt – wie konnte man sie nur mit einem Menschen vergleichen!
    Als vor drei Tagen Tamanis Nachricht eingetroffen war, in der er um Laurels Begleitung für einen Nachmittag bat, war sie fast vor Freude geplatzt. Wenn es auch nur ein paar Stunden waren, so war ihr diese Pause doch höchst willkommen – als Gelegenheit, zu verschnaufen und sich auf die letzte mörderische Woche vorzubereiten, bevor sie zu ihren Eltern zurückkehren würde.
    Laurel war so abgelenkt, dass sie Mara und Katya beinahe nicht gesehen hätte. Sie standen am Geländer eines Treppenabsatzes, von dem aus man die Eingangshalle überblicken konnte.
    »Er schon wieder«, sagte Mara, und die Verachtung troff förmlich von ihren rubinroten Lippen. »Kannst du ihn nicht draußen auf dich warten lassen?«
    Laurel hob eine Augenbraue. »Wenn es nach mir ginge, käme er mit in mein Zimmer.«
    Mara fielen fast die Augen heraus, so wütend starrte sie Laurel an. Aber Laurel hatte sich längst an die drohenden Blicke dieser statuenhaften Schönheit gewöhnt. Seit ihrer ersten Begegnung im Labor war es nicht besser geworden. Laurel vermied es einfach, Mara überhaupt anzusehen. Und das eine Mal, als Laurel sie etwas zu einem ihrer Projekte gefragt hatte – bezeichnenderweise ging es um einen Kaktus –, hatte Mara ihr einfach den Rücken zugekehrt und so getan, als hätte sie nichts gehört.

    Mit hoch erhobenem Kopf ging Laurel wortlos weiter.
    Katya holte sie ein. »Scher dich nicht um sie«, sagte sie in warmem Tonfall. »Ich persönlich denke, du bist ganz schön mutig.«
    Laurel sah Katya an: »Was meinst du mit ›mutig‹?«
    »Ich jedenfalls kenne nicht viele Frühlingselfen außer unserem Personal. Und erst recht keine Soldaten.«
    »Wachtposten«, korrigierte Laurel und wusste nicht recht, warum.
    »Trotzdem. Sie sehen so … ungehobelt aus.« Katya machte eine kleine Pause und schielte über das Geländer hinunter in die Eingangshalle, wo sie Tamani vermutete.

Weitere Kostenlose Bücher