Elfenliebe
hole was aus meinem Zimmer. Bin gleich wieder da.«
Als sie zur Treppe ging, zuckte ihr Vater die Achseln und vertiefte sich wieder in sein Buch.
Laurel holte ihre Ausrüstung, ohne die neueste Ansammlung zerbrochener Zuckerglasfläschchen auf ihrem
Schreibtisch zu beachten, und lief in die Küche zurück. In einer Tupperdose fand sie Reste einer Gemüsepfanne mit Nudeln, eins der Lieblingsgerichte ihres Vaters. Das passte genau. Sie breitete ihre Ausrüstung neben dem Herd aus, kippte die Reste in eine kleine Pfanne und erhitzte eine Platte.
Laurels Vater blickte auf, als er hörte, wie sie die Pfanne auf den Herd stellte. »Das ist wirklich nicht nötig«, sagte er. »In der Mikrowelle wird es genauso gut.«
»Klar, aber ich will etwas ganz Besonderes machen.«
Ihr Vater zog eine Augenbraue hoch. »Wie, was Besonderes?«
»Wart’s nur ab«, sagte Laurel und wedelte den Dampf fort, der aus der Pfanne aufstieg, als das Gemüse zu kochen begann.
Sie hatte nicht vor, den Geschmack zu verändern, denn es ging nicht einfach nur ums Würzen. Stattdessen wollte sie den bereits vorhandenen Geschmack verstärken. Ihre Lehrer in Avalon hatten ihr wiederholt versichert, dass sie fast alles machen konnte, solange sie mit der Pflanze vertraut war und auf ihre Intuition setzte. Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?
Entspannt schloss sie die Augen – wie gut, dass der Herd nicht zum Küchentisch ausgerichtet war – und kurz darauf schienen die Bestandteile des Essens in dem Dampf unter ihren Fingern lebendig zu werden. Sie neigte den Kopf und erspürte den Knoblauch und die Sojasoße, den Ingwer und den Pfeffer.
Krokus, sagte sie zu sich selbst. Krokusöl und ein Hauch Salbei. Das betont den Knoblauch und den Ingwer.
Sie konzentrierte sich, weil sie das Gefühl hatte, dass zur Vollkommenheit des Gerichts noch eine Zutat fehlte. Armleuchteralgen, beschloss sie schließlich. Wahrscheinlich weil sie viel Stärke enthielten und die Sojasoße hervorheben würden. Und dann noch Pfeffer natürlich, der seine eigene Kraft hatte.
Laurel holte einen kleinen Mörser aus ihrer Ausrüstung und gab einige Tropfen Krokusöl und eine Prise Salbei hinein. Die Armleuchteralgen steckten dagegen in einem winzigen Fläschchen mit Sprühvorrichtung, sodass sie weniger als einen Tropfen davon nehmen konnte. Laurel sprühte einen feinen Nebel aus Armleuchteralgen in die Steinschüssel, überlegte und sprühte noch mal. Mit dem Stößel zerrieb sie die kleinen Salbeisamen und mischte die Zutaten, bis es ein wenig anders roch. Dann drehte sie den Mörser um und ließ einige grün gesprenkelte Tropfen in die kochenden Nudeln fallen. Ein luftiger Dampf stieg von dem Gericht auf und klärte sich, als Laurel umrührte und die Tropfen mit der braunen Soße vermischte.
»Bon appétit«, sagte Laurel, als sie ihrem Vater schwungvoll sein Abendessen servierte.
Er hob leicht erstaunt die Nase aus seinem Buch. »Oh. Danke.«
Laurel lächelte und ging zum Herd zurück, um aufzuräumen. Immer wieder sah sie zu ihm hin und fragte sich, ob er etwas sagen würde, wenn er es merkte.
Sie musste sich nicht lange gedulden.
»Wow, Laurel, das schmeckt aber gut!«, sagte ihr Vater. »Anscheinend wird es auf dem Herd doch besser
als in der Mikrowelle.« Er ließ es sich schmecken, und Laurel war ungeheuer stolz, dass nach all den Fehlversuchen der letzten Wochen endlich mal etwas geklappt hatte.
»Hast du noch irgendwas hinzugetan?«, fragte ihr Vater, nachdem er bereits die Hälfte hinuntergeschlungen hatte. »So gut hat Teriyaki noch nie geschmeckt.« Er machte eine Pause, ehe er wieder zum Löffel griff. »Dabei habe ich es vorgestern erst frisch gegessen«, sagte er mit vollem Mund.
Laurel drehte sich mit einem verschwörerischen Lächeln zu ihm um. »Es könnte schon sein, dass ich ein winziges Etwas hinzugefügt habe«, sagte sie.
»Also, das musst du deiner Mom erzählen, denn das ist die beste Gemüsepfanne, die ich je gegessen habe.«
Grinsend stellte Laurel die Pfanne und die Tupperdose in die Spüle, ließ warmes Wasser darüber laufen und wusch sie mit Gummihandschuhen ab. »Und das ist genau das, wofür ich mir von Mom mehr Verständnis wünsche«, sagte Laurel kaum hörbar über dem laufenden Wasser. »Was ich kann, ist nicht nur für die Elfen gedacht. Nein, auch für euch kann ich was tun. Zum Beispiel kann ich dafür sorgen, dass euer Essen besser schmeckt, und zwar so, wie es sonst keiner kann. Ich kann auch tolle Vitamine
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