Elfenliebe
nicht, dass es sich um solche Kopfschmerzen handelt.«
»Was?«
»Pausinystalia johimbe? Weißt du überhaupt, wofür Pausinystalia johimbe verkauft wird? Das ist ein Potenzmittel für Männer.«
»Iih, wie eklig!«, rief Laurel, angewidert von der Vorstellung, dass sie das Mittel beinahe selbst genommen hätte. Sie wusste, dass die meisten Kräuter auf Elfen anders wirkten, aber das hier war einfach völlig verkehrt.
»Genau. Ich habe es nur vorrätig, weil mich letzte Woche jemand gebeten hat, es zu bestellen. Das wollte
ich über meinen siebenundsechzig Jahre alten Bankberater gar nicht wissen«, sagte ihre Mutter.
»Es tut mir leid«, sagte Laurel aufrichtig. »Das wusste ich nicht.«
»Das habe ich auch gar nicht erwartet. Das ist schließlich meine Aufgabe. Ich freue mich wirklich, dass du mir helfen willst, Laurel, aber es nutzt gar nichts, wenn du Sexpillen gegen Kopfschmerzen verkaufst. Du musst mich um Rat fragen, wenn du unsicher bist. Man kann Menschen mit den falschen Kräutern sogar töten, je nach Gesundheitszustand. Bitte denk beim nächsten Mal ein bisschen nach.«
»Ich habe nachgedacht«, erwiderte Laurel, verärgert über den Vortrag ihrer Mutter. »Ich vergesse manchmal, dass Kräuter auf Menschen nicht genauso wirken wie auf das Elfenvolk. Das war doch nur ein kleines Missgeschick.«
»Nicht jetzt, bitte, Laurel.« Ihre Mutter wollte wieder nach hinten gehen.
»Und warum nicht jetzt?« Laurel schlug die Hände auf die Verkaufstheke. »Wann denn dann? Zu Hause? Da willst du doch auch nicht darüber reden, dass ich eine Elfe bin.«
»Nicht in diesem Ton, Laurel«, sagte ihre Mutter streng – ein klares Anzeichen dafür, dass sie sich bremsen sollte.
»Ich will doch nur reden, Mom. Das ist alles. Ich weiß auch, dass dies nicht der beste Ort dafür ist, aber ich halte es langsam nicht mehr aus. Früher waren wir Freundinnen. Und jetzt willst du mit meinem Leben als
Elfe nichts zu tun haben. Du siehst mich nicht einmal mehr an! Dein Blick geht immer haarscharf an mir vorbei. Und das schon seit Monaten!« Ihr kamen die Tränen. »Wann gewöhnst du dich endlich an mich?«
»Das ist lächerlich, Laurel«, antwortete ihre Mutter und sah ihr wie zum Beweis des Gegenteils in die Augen.
»Ach ja?«
Als ihre Mutter ihrem Blick einige Sekunden standhielt, meinte Laurel, eine Veränderung wahrzunehmen. Einen kurzen Augenblick lang glaubte sie, ihre Mutter würde ernsthaft mit ihr reden. Doch dann blinzelte sie, räusperte sich und es war vorbei. Ihre Mutter senkte den Blick und sortierte die Quittungen an der Kasse. »Ich kann die restlichen homöopathischen Mittel auch später einräumen«, sagte sie leise. »Du kannst gehen.«
Laurel hatte das Gefühl, eine Ohrfeige bekommen zu haben. Sie blieb still stehen, wie betäubt. Ihre Mutter schickte sie weg. Nach einigen hastigen Atemzügen drehte sie sich um und öffnete die Tür. Wie zum Hohn klimperte fröhlich das Silberglöckchen.
Als sie draußen stand, schlug ihr starker Wind entgegen, aber Laurel wusste nicht, wohin mit sich. David arbeitete, Chelsea war beim Cross-Country-Training. Am liebsten hätte sie sich ihrem Vater anvertraut, und sie hatte auch schon nebenan die Hand auf die Klinke gelegt, als sie zögerte. Es war nicht fair, ihre Eltern gegeneinander auszuspielen und sich bei dem einen über den anderen auszuheulen. Sie trat einen Schritt beiseite hinter ein großes Poster mit der Ankündigung des neuesten Nora-Roberts-Romans und beobachtete, wie ihr
Vater und Maddie einem Kunden mit einem gewaltigen Bücherstapel behilflich waren. Der Mann sagte etwas, das Laurel nicht verstand, und ihr Vater legte den Kopf in den Nacken und lachte, während er die Bücher einpackte. Maddie stand lächelnd daneben.
Nach einem letzten Blick auf ihren Vater wandte Laurel sich ab und ging zurück in ihr leeres Haus.
Zwölf
L aurel und David standen nebeneinander im Chemielabor und beobachteten, wie ihr erstes Experiment im neuen Schuljahr spektakulär misslang. David überprüfte die Rechenwege darauf, ob sie etwas ausgelassen oder falsch berechnet hatten, während Laurel angesichts der stinkenden Mischung auf ihrem Bunsenbrenner die Nase rümpfte.
»Haben wir Schwefelsäure reingetan?«, fragte David. »Haben wir doch, oder?«
»Ja«, antwortete Laurel. »Fünfzig Milliliter. Die Gleichung haben wir dreimal nachgerechnet.«
»Das verstehe ich nicht!«, schimpfte David leise. »Es hätte blau werden müssen, vor genau zwei Minuten!«
»Wir
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