Elfenliebe
weiß, was du meinst«, sagte Laurel, die es aufdringlich fand, anderen beim Küssen zuzusehen, den Blick jedoch nicht abwenden konnte.
»Mal sehen, wann sie aufhören müssen, um Luft zu holen.«
»Du kannst ruhig netter sein«, sagte Laurel mit einem Hauch Ernsthaftigkeit. »Sie ist glücklich.«
»Hoffentlich.«
»Wir könnten doch mal was mit ihnen machen. Zu viert, meine ich.«
»Ein Doppeldate, oder was?«
»Ja. Seit sie zusammen sind, haben wir überhaupt noch nichts gemeinsam unternommen. Ich finde, es wird Zeit. Ryan ist nett. Er hat einen guten Mädchengeschmack.«
David lachte. »Meiner ist besser.«
Laurel zog die Augenbrauen hoch. »Und ich glaube, dass jeder, der mich je geküsst hat, zugeben muss, dass ich den besten Geschmack für mich gepachtet habe.«
»Wir können nicht alle nach Nektar schmecken«, neckte er sie, während er beim Küssen mit der Hand ihren Nacken stützte. »Das ist ungerecht«, murmelte er an ihrem Mund. Mit der anderen Hand strich er über ihren Rücken und zog sie noch fester an sich.
»Aua.« Sie wich zurück.
Als David auf sie hinuntersah, war ihm die Verwirrung anzumerken. »Entschuldigung?«, sagte er halb fragend.
Laurel sah sich um. »Ich glaube, ich blühe bald«, flüsterte sie. »In zwei, drei Tagen, schätze ich.«
David grinste und hustete dann, um es zu verbergen. Vergeblich.
»Schon gut«, sagte Laurel. »Ich weiß, dass es dir gefällt. Und da ich dieses Mal weiß, wie es ist, macht es mir auch nichts aus. Die Stelle ist nur sehr empfindlich.«
»Dann werde ich schön vorsichtig sein«, sagte David und beugte sich vor, um sie noch mal zu küssen.
Sie zuckten zusammen, als die Tür des Chemielabors aufsprang und laut an die Wand knallte. Der schrille Alarm des Rauchmelders gellte durch den Flur, dann drang blauer Rauch aus der Tür und hustende Schüler stolperten hinaus. »Raus, raus!«, versuchte Ms Pehrson, den Lärm zu übertönen, während sie ihre Schutzbefohlenen aus der Klasse scheuchte. Der blaue Nebel verbreitete sich im Flur, bis jemand den Feueralarm und damit die ohrenbetäubende Alarmanlage der Schule auslöste.
David betrachtete den blauen Dunst und die Schüler, die zum Ausgang rannten. Er stand auf und half Laurel auf die Beine. »Und?«, fragte er zuckersüß an ihrem Ohr. »Wessen Experiment könnte das wohl gewesen sein?«
Sie sahen sich an und brachen in lautes Gelächter aus.
Laurel stand vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und betrachtete die blassblauen Blütenblätter, die schulterhoch an ihrem Rücken aufragten. Seit ihr Vater im letzten Jahr aus dem Krankenhaus entlassen worden war, war die Familie sich einig, dass Laurel sich zu Hause sicher fühlen und nie wieder das Bedürfnis haben sollte,
etwas von sich zu verbergen. Doch nun nach unten zu gehen, ohne ihre Blütenblätter zu verstecken, war etwas ganz anderes. In einer halben Stunde musste sie in die Schule; vielleicht würden sie es verstehen, wenn sie ihre Blütenblätter bereits abgebunden hatte.
Aber ihr Vater wäre wahrscheinlich enttäuscht.
Ihre Mutter hingegen wäre sicherlich erleichtert.
Laurel senkte den Blick auf die Schärpe, die sie in der Hand hielt. In diesem Jahr blieb ihr die Angst vor einer unheimlichen Krankheit erspart, aber irgendwie hatte die Beklemmung angesichts der Blüte nicht nachgelassen.
Zähneknirschend schlang Laurel die Schärpe um ihr Handgelenk. »Ich schäme mich nicht«, verkündete sie ihrem Spiegelbild. Aber sie hatte trotzdem Bauchschmerzen, als sie die Tür öffnete und ihre Blütenblätter für alle Welt sichtbar wurden.
Nachdem sie auf Zehenspitzen die halbe Treppe hinuntergegangen war, überlegte sie es sich anders. Es sollte nicht so aussehen, als schliche sie durch ihr eigenes Haus, also trampelte sie den Rest der Treppe hinunter.
»Wow!«
David stand vor ihr. Sein Blick zuckte zu ihrem nackten Bauchnabel und zurück zu ihrem Gesicht. Wenn sie die Blütenblätter offen trug, rutschte ihr T-Shirt vorne und hinten ein wenig nach oben. Das schien David zu gefallen, aber Laurel hatte vergessen, wie unbequem es war, wenn das T-Shirt sich an ihren Rippen bündelte und die Blättchen zerdrückte, wo die Blüte spross. Aus
Avalon hatte sie mehrere Tops mit einem tiefen Rückenausschnitt mitgebracht, die sich bestens für die Blütezeit eigneten, aber heute ging es ihr darum, sie zu verbergen.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie.
»Ich freue mich auch, dich zu sehen, danke«, erwiderte David und zog eine Augenbraue
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