Elfenliebe
Blick von der Pistole zu wenden. »Früher sind wir oft auf die Jagd gegangen, vor der Scheidung. Manchmal nimmt er mich noch zum Schießstand mit, wenn ich bei ihm zu Besuch bin. Mom ist nicht so begeistert davon; das Mikroskop ist ihr lieber. Noch ein Beweis mehr dafür, dass sie nicht füreinander geschaffen waren, könnte man meinen.« Er zog am Lauf und Laurel hörte es klicken.
»Pass auf!«, schrie sie.
»Sie ist gesichert – jetzt mach dir mal keine Sorgen.« Es klickte noch mal und das Magazin glitt aus der Pistole. »Mit extralangem Magazin«, freute sich David und ratterte alle möglichen Fakten für sie herunter – mit derselben Stimme, mit der ihr Vater seinen Bestand prüfte. »Zehn Schüsse statt acht.« Er holte eine Kugel heraus und hielt sie ans Licht. »Kaliber 45.« Er ließ einen leisen Pfiff hören. »Damit kann man richtig losballern.«
Die Begriffe rasten durch Laurels Kopf wie eine kaputte Schallplatte. Kaliber 45. Extralanges Magazin. Zehn Schüsse. Losballern. Kaliber 45. Extralanges Magazin. Zehn Schüsse. Losballern.
»Das reicht«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
Sie trat voll auf die Bremse und das Auto blieb ruckartig auf dem Seitenstreifen stehen.
David sah sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Angst an. »Was?«
»Was meinst du mit ›was‹?«
»Was ist los?« Sein unschuldiger, unverfälschter Tonfall machte ihr klar, dass er wirklich nicht wusste, warum sie sich so aufregte.
Laurel verschränkte die Arme auf dem Lenkrad und legte ihre Stirn darauf. Sie atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. David sagte nichts, sondern wartete ab, bis sie sich wieder im Griff hatte.
Schließlich brach sie das Schweigen. »Ich glaube, du verstehst nicht, was das alles für mich bedeutet.« Als David dazu schwieg, fuhr sie fort. »Von nun an haben sie uns im Blick, vielleicht schon länger, was weiß ich? Ehrlich gesagt glaube ich Klea sogar, dass du so sicherer bist. Aber woher wollen wir wissen, ob sie nicht auch Elfen jagen?«
David schnaubte vor Empörung. »Also wirklich, das würde sie nicht tun!«
»Nein?«, fragte Laurel und sah David todernst an.
»Natürlich nicht.« Aber er klang nicht mehr ganz so zuversichtlich.
»Hat sie auch nur ein Wort darüber verloren, warum sie die Orks fangen will? Beziehungsweise, warum sie sie töten will, wovon wir mit Sicherheit ausgehen können?«
»Weil sie versuchen, uns zu töten.«
»Davon hat sie nichts gesagt. Sondern weil es eben Orks sind.«
»Ist das nicht Grund genug?«
»Nein. Du kannst niemanden nur deshalb verfolgen, weil er eben ist, was er ist, oder auch, weil andere seiner Art dir etwas angetan haben. Wir können doch nicht einfach davon ausgehen, dass es dort draußen keine guten Orks gibt, genauso wenig, wie dass es keine schlechten Elfen gibt. Daraus, dass sie die Richtigen jagt, können wir noch lange nicht schließen, dass sie es aus dem richtigen Grund tut.«
»Laurel«, sagte David ruhig, eine Hand auf ihrer Schulter, »du machst aus einer Mücke einen Elefanten. Ich finde wirklich, dass du das Ganze ein bisschen zu sehr aufbläst.«
»Das liegt daran, dass du ein Mensch bist. Und diese Pistole, die du so toll findest? Mir gefällt sie weniger gut, weil ich Angst habe, dass sie eines Tages auf mich gerichtet wird – nämlich wenn Klea herausfindet, wer ich bin.«
David erstarrte schockiert. »Das würde ich nicht zulassen.«
Laurel lachte böse. »Vielen Dank für die Blumen, aber glaubst du wirklich, du könntest sie aufhalten? Sie und all diese – keine Ahnung – Ninjas, die für sie arbeiten? « Laurel verflocht ihre Finger mit Davids. »Ich setze große Stücke auf dich, David, aber gegen Kugeln bist auch du machtlos.«
David seufzte. »Ich hasse dieses Gefühl, allem hilflos ausgeliefert zu sein. Es ist eine Sache, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen« — er schmunzelte ironisch – , »ich bin halt ein verrückter Teenager, so was
machen wir die ganze Zeit.« Ernüchtert schwieg er eine Weile. »Aber es ist eben etwas ganz anderes, wenn du in Gefahr bist, oder Chelsea und Ryan und all die anderen auf der Party. Heute Nacht sind wirklich schlimme Dinge geschehen, Laurel. Ich hatte Angst.« Er lachte. »Quatsch, ich habe mich zu Tode gefürchtet.«
Laurel senkte den Blick auf ihren Schoß und drehte einen Zipfel ihrer Bluse in den Fingern. »Es tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe«, murmelte sie.
»Darum geht es nicht. Ich bin sehr froh, dass du das getan
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