Elfenliebe
ihnen Apfelsaftschorle ein und lehnte sich träge in die Kissen zurück. Laurel schmiegte sich an seine Brust.
»Einfach toll«, schwärmte Laurel. David hielt einen Nektarinenschnitz hoch, den er ihr aber nicht in die Hand geben wollte. Als er ihn über ihrem Mund baumeln
ließ, legte sie den Kopf in den Nacken und öffnete die Lippen. Im letzten Moment schob sie den Kopf wieder vor und biss ihn leicht in die Finger. Doch dann ließ sie von seiner Hand ab und küsste ihn auf den Mund. David streichelte ihre nackte Haut zwischen dem Bund ihrer Jeans und dem Saum der Bluse. Er war zärtlich, sanft und vorsichtig. Selbst nach über einem Jahr berührte er sie immer noch auf diese Weise, als wäre es eine Vergünstigung, von der er nicht sicher war, ob er sie wirklich verdient hatte.
Er schmeckte nach Äpfeln und Nektarinen und seine Kleidung duftete nach Gras. Laurel war sich der biologischen Unterschiede zwischen ihnen beiden meistens sehr bewusst, aber heute schienen sie aus dem gleichen Stoff zu sein. Bei all dem natürlichen Duft und Geschmack um ihn herum hätte David genauso gut ein Elf sein können.
»Wie geht es deiner Blüte?«, fragte David und streichelte sie sehr behutsam.
»Besser«, sagte Laurel. »In den ersten Tagen danach hat es noch wehgetan, aber ich glaube, sie heilt gut.« Sie neigte den Hals, um sich die verletzte Stelle anzusehen. »Aber wie es heilt, gefällt mir gar nicht. Die Spitzen sind trocken und braun. Hübsch sieht das wirklich nicht aus.«
»Es war eben eine schwere Verletzung«, sagte David. Er küsste sie auf die Stirn. »Nächstes Jahr kommt eine neue und die wird dann wieder so schön wie immer.«
»Wow, nächstes Jahr«, sagte Laurel. »So weit kann ich kaum denken. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde dieses Jahr nie zu Ende gehen.«
»Und weißt du noch, letztes Jahr? Das ist doch schon eine Ewigkeit her. Seitdem ist so viel passiert.« David lachte. »Hättest du dir vor einem Jahr vorstellen können, dass wir heute hier so rumliegen?«
Laurel schüttelte lächelnd den Kopf. »Letztes Jahr dachte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.«
»Und was, glaubst du, machen wir nächstes Jahr?«
»Dasselbe, hoffe ich doch«, antwortete Laurel und schmiegte sich an ihn.
»Schon, aber davon abgesehen.« Er legte sich zurück und verschränkte die Finger am Hinterkopf. Laurel wälzte sich auf die Seite und drückte den Bauch an seine Rippen. »Ich meine, nächstes Jahr ist das letzte Schuljahr. Wir werden überlegen, auf welches College wir gehen, und lauter solche Sachen.«
Laurel wandte ängstlich den Blick ab. Seit Chelsea das Thema Zulassungstests angeschnitten hatte, dachte sie nicht mehr so gern über die Zukunft ihrer Ausbildung nach. »Ich glaube nicht, dass ich aufs College gehe«, sagte sie.
»Was? Wieso nicht?«
»Ich gehe davon aus, dass ich in der Akademie erwünscht bin«, antwortete sie verzagt.
David stützte den Kopf auf den Ellbogen, um sie besser ansehen zu können. »Und ich dachte, du würdest immer mal wieder zum Lernen an die Akademie gehen – vielleicht irgendwann auch täglich –, aber das heißt doch nicht, dass du nicht aufs College gehen kannst.«
»Aber wozu sollte das gut sein?« Laurel zuckte die
Achseln. »Ich werde doch nie einen Beruf ergreifen. Ich bin eine Elfe.«
»Na und?«
»Sie wollen bestimmt… dass ich Elfendinge tue.« Sie gestikulierte vage.
David sah sie skeptisch an. »Aber wen interessiert, was sie wollen? Wichtig ist doch nur, was du willst.«
»Ich … ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Was könnte ich denn sonst wollen?«
»Du bist viel mehr als nur eine Elfe, Laurel. Du hast die Chance, etwas zu tun, was den meisten Elfen nie zukäme. Du darfst leben wie ein Mensch. Du darfst diese Entscheidung treffen.«
»Aber sie werden nie begreifen, warum mir das wichtig ist. In Avalon kommt es nur darauf an, dass ich lerne, eine Herbstelfe zu sein – und dass ich das Grundstück erbe.«
»Es interessiert auch niemanden, worauf es ihnen ankommt. Du entscheidest hier, worauf es ankommt. Wie bei allem im Leben. Der Wert, den du einer Sache verleihst, ist der einzige, der zählt.« Er machte eine Pause. »Lass dir nicht einreden, dass Menschen nicht von Belang sind«, flüsterte er. »Wenn dir etwas an uns liegt, dann zählt das.«
»Aber was könnte ich denn machen?«
»Was wolltest du denn werden, ehe du gemerkt hast, dass du eine Elfe bist?«
Laurel hob die Schultern. »Ich habe immer geschwankt. Zum
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