Elfenliebe
Theater in Regenbogenfarben kleidete. Von oben schien die Sonne durch einen dünnen Baldachin aus einer Art Gaze, die sich flatternd
im Wind bauschte. Er linderte den grellen Schein der Sonne, ohne ihre wohltätigen Strahlen auszublenden.
Wohin Laurel auch blickte, überall sah sie funkelnde Diamanten, golden schimmernde Stoffe und fein gewirkte Wandteppiche, die von der Geschichte Avalons erzählten. Die dunklen Ecken wurden von goldenen Kugeln erleuchtet, die Laurel an jene erinnerten, die Tamani für sie entzündet hatte, nachdem die Orks sie in den Chetco River geworfen hatten. Darüber hinaus standen in dem weiten Raum Holz- oder Steinsäulen, die mit Blumengirlanden oder appetitlichen Früchten geschmückt waren.
Laurel holte tief Luft und ging nach vorne, um sich einen Sitzplatz auszusuchen. Doch dann sah sie sich um, weil sie instinktiv spürte, dass Tamani nicht mehr bei ihr war. Er stand noch immer an der Pforte, als wollte er die ganze Zeit dort stehen bleiben.
»Hey!«, sagte sie, als sie energischen Schrittes zu ihm zurückging. »Komm, Tam!«
Er schüttelte den Kopf. »Ich warte hier während der Vorführung auf dich und dann gehen wir zum Festplatz. «
»Nein«, sagte Laurel und legte ihm die Hand auf den Arm. »Bitte komm mit«, flehte sie ihn leise an.
»Ich kann nicht«, erwiderte er ebenso leise. »Das ist nicht mein Platz.«
»Ich behaupte, er ist es doch.«
»Das müsstest du mit der Königin regeln«, sagte Tamani belustigt.
»Das habe ich vor.«
»Nein, Laurel, ich kann nicht«, wehrte er sich erschrocken. »Das gibt nur Ärger.«
»Dann bleibe ich eben hier bei dir«, sagte sie und ließ ihre Hand in seine gleiten.
Doch Tamani schüttelte wieder den Kopf. »Das hier ist mein Platz. Da ist deiner.« Er zeigte auf die Stühle mit den roten Kissen im vorderen Bereich des Logenrangs.
»Jamison ist bestimmt auch hier, Tamani. Wir werden beide darauf bestehen, dass du neben mir sitzt. Wetten?«
Tamanis Blicke schossen zwischen Laurel, den erlesenen Herbstelfen und den hereinströmenden Frühlingselfen am Haupteingang hin und her. »Na gut«, seufzte er.
»Vielen Dank!«, sagte Laurel und stellte sich spontan auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen. Kaum hatte sie das getan, hätte sie es am liebsten rückgängig gemacht. Doch als sie zurückweichen wollte, kam sie nicht weit. Tamani wandte den Kopf, um ihr direkt ins Gesicht zu sehen. Er war so nah, dass ihre Nasen sich beinahe berührten. Mit seinem Atem streichelte er ihre Lippen, und sie spürte, wie sie seine Nähe suchte.
Tamani wandte den Kopf ab. »Geh vor«, sagte er so leise, dass sie ihn kaum hörte.
Laurel führte Tamani weiter nach vorn und er folgte ihr ohne Widerworte. Doch dieser unruhige, beinahe ängstliche Tamani war Laurel fremd. Sein Übermut war verflogen, seine Zuversicht erstickt, er sah so aus, als würde er am liebsten in seinem Mantel versinken.
Laurel blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Sie legte ihm die Hände auf die Arme und sprach erst, als er sie endlich ansah. »Was ist los?«
»Ich sollte nicht hier sein«, flüsterte er. »Ich gehöre nicht hierher.«
»Du gehörst zu mir«, sagte Laurel entschlossen. »Ich brauche dich an meiner Seite.«
Tamani blickte auf sie hinunter und in seinem Blick entdeckte sie einen nie gesehenen Hauch von Furcht. So hatte er nicht einmal ausgesehen, als Barnes auf ihn geschossen hatte. »Das ist nicht mein Platz«, beharrte er. »So ein Elf bin ich nicht.«
»Was für ein Elf?«
»Einer, der sich an ein Mädchen hängt, das über ihm steht, von Ehrgeiz zerfressen, wie ein gemeines Tier. Ich tue so etwas nicht, das hat mit dem Eid, den ich dir geschworen habe, nichts zu tun. Ich wollte dich nur hinterher treffen.«
»Hat das wieder damit zu tun, dass du ein Frühlingself bist?«, fragte sie böse. In der lärmenden Menge blieb diese Unterhaltung unter vier Augen, aber sie senkte dennoch die Stimme.
Tamani mied ihren Blick.
»Das ist es! Es ist nicht nur so, dass sie denken, du wärst zweitklassig – oh, entschuldige, viertklassig –, nein, du denkst es auch noch selbst!«
»So ist es nun mal«, murmelte Tamani, der sie immer noch nicht ansehen mochte.
»Aber so sollte es nicht sein!«, fauchte Laurel. Sie packte Tamani an den Schultern und zwang ihn, sie anzusehen.
»Tamani, du bist doppelt so viel wert wie jede Herbstelfe in der Akademie. Ich möchte niemanden aus ganz Avalon lieber an meiner Seite haben.« Ehe sie fortfuhr, biss sie die
Weitere Kostenlose Bücher