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Elfenlied

Elfenlied

Titel: Elfenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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eine Attacke gegen die Fürstenhöfe der Elfen zu erkennen. Gerade hier, inmitten der prunkvollen Festgesellschaft, wurde besonders deutlich, was wirklich gemeint war. Wie die Elfen sich hemmungslos an den Koboldvölkern bereicherten und ihren Reichtum in einer Art und Weise verprassten, wie niemand von klarem Verstand es gutheißen konnte. Warum musste am Ende eines Festes wie diesem mehr Essen an die Schweine verfüttert werden, als ein Kobolddorf in einem Jahr zum Überleben benötigt hätte? Und warum gab man es lieber den Schweinen als den Dienern, die es zubereitet hatten?
    Wäre ein ausgewachsener Drache aus der Torte gestiegen, hätte es kein größeres Geschrei gegeben. Alle im Saal waren mit Sahne besudelt. Flugblätter segelten durch die Luft.
    Nur Alathaia war wie durch ein Wunder noch immer makellos.
    Die besseren Elfenkleider ließen die Sahnespritzer in wenigen Augenblicken abperlen. Ich wusste ja um die Magie, die in sie eingewoben war. Allerdings hatte niemand daran gedacht, magische Frisuren zu ersinnen. Dort hatte mein kleiner Streich den schlimmsten Schaden angerichtet.
    Ich zog mich zurück und verließ eilends den Palast.
    Shandral war entschlossen, seine Ehre mit ebenso viel Blut reinzuwaschen, wie Sahne in seine Festgesellschaft gespritzt war. Binnen einer Stunde waren seine Häscher auf allen Straßen. Ich musste mich vorübergehend sogar in einen Hund verwandeln, um zu entkommen.
    Nach zwei Tagen erreichte ich den Albenstern, den ich als meinen Fluchtpunkt ausgewählt hatte. Ich wollte mich für ein paar Wochen in den Eiswüsten Carandamons verbergen und die Kobolde besuchen, die dort in den Höhlengärten lebten.
    Ich trat durch das magische Tor und suchte den verschlungenen Weg, der mich zu meinem Ziel führen sollte. Als ich in eine wunderbar ausgeleuchtete Tropfsteinhöhle trat, legte sich eine Hand schwer auf mein Nackenfell.
    »Du hast dich verändert, Ganda«, sagte eine wohlvertraute Stimme. »Du hast ja gar keine Flöhe mehr.«
    Ich versuchte, durch das Tor zurück ins goldene Netz zu gelangen, doch die Hand hielt mich eisern gepackt. Ich wurde hochgehoben.
    »Du stinkst auch nicht mehr nach totem Fisch«, brachte ich noch hervor, als ich mit dem Kopf voran in einen Sack gesteckt wurde.

Die Burg ohne Namen
    Es war Alvias, dem ich in die Arme gelaufen war. Emerelle musste in ihrer Silberschale gesehen haben, wo ich erscheinen würde – so reimte ich es mir zusammen. Was sie von mir wollte, war weniger schwer zu erraten. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder würde sie mich hinrichten lassen, oder sie würde mich benutzen, um Elija zu erpressen, damit er sich stellte. Ich wusste, wie er sich entscheiden würde, wenn er zwischen mir und seiner Revolte wählen müsste. Aber Emerelle hatte da vielleicht romantischere Vorstellungen.
    Alvias hatte mich diesmal mit dem Kopf voran in den Sack gesteckt. So sah ich nicht, wie wir reisten. Ich spürte, wie er über die Albenpfade ging. Er machte es ziemlich gut für einen Hausdiener. Dann legte er mich auf einen steinernen Boden. Ich hörte das Rauschen von Wasser und sich entfernende Schritte.
    Ich versuchte mich aus dem Sack zu befreien. Der Stoff war fest, mit den Fingernägeln war da nichts zu machen. Endlich wurde der Strick geöffnet. Ich hatte niemanden kommen hören. Ich zögerte ein wenig. Dann streifte ich den Sack über den Kopf. Neben mir kniete Emerelle. Ihre Miene verriet nicht, was mich erwartete. Sie trug ein atemberaubend schönes, silbergraues Kleid.
    Ich befand mich in ihrem Thronsaal. Wir beide waren dort ganz allein. Ich lag inmitten des Schlangenmosaiks, durch das mich Gromjan in ein neues Leben geführt hatte.
    »Du bist groß geworden«, sagte sie freundlich.
    Sie hatte sich überhaupt nicht verändert in all den Jahren. Das war das Unheimliche an den Elfen. Für sie schien die Zeit stillzustehen. Sie blieben immer jung, in vollem Saft, während unsereins krumm und grau wurde. Auch darüber sollte Elija einmal ein Pamphlet schreiben, dachte ich in diesem Augenblick. Ihre Unsterblichkeit verhöhnte alle anderen Völker!
    Natürlich sind solche Gedanken der blanke Unsinn. Aber sie gingen mir eben durch den Kopf, nachdem ich aufs Neue in Emerelles namenlose Burg geschleift worden war. Ja, es ist wahr! Die Elfen hatten für ihre wunderschöne Burg inmitten des Herzlandes noch immer keinen Namen ersonnen, obwohl sie schon seit Jahrhunderten stand. Der Name sollte vollkommen sein … Sie waren so arrogant mit

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