Elfenlied
anderen Dienst
erweisen können als diesen.
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Mich in deinen
Gedichten zu
finden, erfüllt
mich mit Stolv.
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Ist es ein Geschenk
oder eine Bürde,
wenn man seinen
Namen mit Vater
und Mutter teilt?
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Du ließest mich innehalten in meinem
Zorn und öffnetest mir den Blick für die
Schönheit Albenmarks. Vor der Zeit
bist du gegangen, du gute Hälfte meines
Herzens. Mein Leben wird kälter nun.
EIN WORT DANACH
Das Amt als Schwertmeister, als Feldherr der Elfen und ihrer Verbündeten im dritten Trollkrieg, geheime Missionen im Auftrage Emerelles … all das hatte ich in meinem Leben erreicht und war stolz darauf. Nachdem ich mich nun lange Zeit mit den Vermächtnissen von Ganda und Mondblüte beschäftigt habe, sehe ich Albenmark mit anderen Augen. Ich habe mich stets bemüht, die Welt gerechter und lebenswerter zu machen. Doch wie weit war meine Wirklichkeit entfernt von den Lebenswegen dieser kleinen Albenkinder. Wie eitel war es, das Maß der Elfen zum Maß aller zu erheben!
Wir Elfen haben eine Lebensspanne, die sich nach Jahrhunderten bemisst, und dazu die Aussicht auf Wiedergeburt. Das macht es unendlich viel leichter, mutig zu sein, ja sein Leben aufs Spiel zu setzen. Wem jedoch nur eine kurz bemessene Frist wie Ganda oder gar Mondblüte beschieden ist, lebt ein völlig anderes Leben als wir. Etwas aufzubauen, dessen Früchte erst spätere Generationen ernten werden, zeugt von einer Willenskraft und einem Idealismus, wie sie uns Elfen im Grunde nicht gegeben sind. Das sollte uns zur Bescheidenheit mahnen. Ich jedenfalls werde es mir zu Herzen nehmen.
Wer an das kurze Leben Mondblütes denkt, von dem uns ihre Gedichte eine Ahnung geben, mag ein wenig verwirrt sein. Welche höheren Ziele hat die flatterhafte Blütenfee angestrebt, mag man sich fragen. In ihren Gedichten findet sich kein Hinweis darauf. Deshalb gebe ich an dieser Stelle wieder, was Ganda mir auf unserer Reise nach Iskendria als Mondblütes letzte Worte überlieferte. Jene Worte, die mich zum Schatz ihrer Blattgedichte führten und die mich Demut lehrten:
»Blütenfeen besitzen nicht viel. Besitz schafft Neid und Missgunst, führt oft zu Streit und manchmal sogar zum Krieg. Das ist die Erkenntnis unseres Volkes, und danach haben wir immer gelebt. So hatten wir nie Könige und Fürsten oder gar Helden nötig und zerfielen auch nicht in feindlich gesinnte Stämme. Wir konnten uns darauf konzentrieren, mit den übrigen Widernissen der Welt fertig zu werden, was für kleine, nicht wehrhafte Lebewesen wie uns zuweilen schon schwer genug ist. Unsere Strategie hieß daher immer ausweichen und, wenn nötig, fliehen und verstecken. Dir, Ganda, habe ich ein Vermächtnis gewidmet. Es ist gegen die Regel, ich weiß. Vielleicht bin ich ja auf meine Weise auch eine Aufrührerin und werfe alte Traditionen über den Haufen. Wir verstreuen unsere Gedichte und hoffen, dass eines von hundert bewahrt wird. Vielleicht ist das aber nur eine Illusion … Wir geben ohne Zwang. Wir arbeiten ohne Auftrag. Wir verzichten auf Belehrung und Magie. Für dich mache ich eine Ausnahme. Die Originalblätter meiner Gedichte habe ich zwischen die Pergamentstreifen gelegt, die du mir einmal mitgebracht hast, und zu einem Päckchen verschnürt. Dort hinter dem Ginster habe ich es vergraben. Hol es dir, wenn dir danach ist, um Anteil zu haben an der Trauer um meine Eltern und an dem Glück, das ich mit Sternleuchte teilen durfte. Du aber, Ganda, bist darin Sonnentau, für viele unscheinbar, für andere verlockend schön und zugleich todbringend. Auch von mir gefürchtet, wurdest du meine beste Freundin, die mir nicht Verderben, sondern viele glückliche Tage beschert hat.«
DIE WELT DER ELFEN
ELFENWELTEN IN BILDERN
»Ich habe Ihren Roman Elfenwinter sehr gemocht, aber Sie haben da einen Fehler gemacht.« Mit diesen Worten begann die Entstehung der Elfenwelten , eines Buchprojekts, das mich zu den Gletschern und Geysiren Islands und noch an viele andere verwunschene Orte führen sollte. Zunächst aber war ich einigermaßen perplex.
»Welchen Fehler?«, entgegnete ich. Die Stimme am Telefon hatte ich nie zuvor gehört.
»Falken würden niemals etwas apportieren. Ich besitze mehrere Greifvögel. Sie können mir das glauben.«
Auch wenn ich Fantasy-Romane schreibe, bemühe ich mich doch um phantastischen Realismus. Meine Welten sollen sich echt anfühlen, und der Fehler mit dem Falken des Elfengrafen Fenryl war mir überaus
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