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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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widerspiegelt.«
    Mit gerunzelter Stirn sagte Chalkhill: »Also man glaubt, man blickt auf ein Feld oder einen See, wenn man in Wirklichkeit auf die Berge blickt?«
    »So in etwa. Wahrscheinlich eher Wüste. Der größte Teil von Buthner ist Ödland.«
    »Und warum Wahnsinn? Warum heißen sie ›Berge des Wahnsinns‹?«
    »Woher soll ich das wissen?«, schnauzte Brimstone ihn an. »Vielleicht treibt die optische Illusion die einheimische Bevölkerung in den Wahnsinn. Wie würde es dir denn gefallen, irgendwo zu leben, wo mal Berge auftauchen und dann wieder verschwinden?«
    »Wann hört denn das mal auf?«
    »Wann hört was mal auf?«
    »Die optische Illusion. Oder merkt man erst, dass man die Berge erreicht hat, wenn man dagegenläuft?«
    Es war sehr gut möglich, dachte Brimstone, dass er Chalkhill doch noch ermorden würde. Der Mann war lästig wie eine Hämorride und war es immer schon gewesen. Er hörte nie auf zu reden, hörte nie auf, sich zu beklagen, und auf einer Reise wie dieser war er eine totale Last. Zugegeben, sein Geld war sehr nützlich gewesen, aber wenn sie erst einmal die Berge erreicht hatten, wollte Brimstone die Träger auszahlen. Es wäre nicht gut, wenn sie sehen würden, wo er seinen Schatz versteckte. Chalkhill und er konnten ihn gemeinsam an seinen Ort verfrachten, aber wenn er erst einmal die Schutzvorrichtungen installiert hatte, brauchte er Chalkhill nicht mehr. Auch nicht mehr sein Geld, he-he-he. Dann nämlich hätte er mehr Geld, als er in seinem restlichen Leben überhaupt noch ausgeben könnte. Und mehr Macht. Es wäre eine Freude, sie zu genießen ohne Chalkhill vor der Nase.
    »Was ist?«, fragte Chalkhill.
    Brimstone sah ihn verständnislos an. »Wie: was ist?«
    »Du denkst doch über irgendwas nach«, sagte Chalkhill. »Normalerweise heißt das, es gibt Ärger.«
    Brimstone lächelte ihn an. »Nein, überhaupt nicht. Ich denke nach? Gott behüte! Ich habe nur gerade überlegt, wie intelligent doch deine Fragen waren. Über diese versteckten Berge. Intelligent. Sehr. Aber man muss nicht dagegen laufen. Und sich die Nase stoßen. Himmel noch mal, nein! Bald wirst du sie sehen. Eben sind sie noch nicht da, im nächsten Augenblick hast du sie schon vor dir. Wie die reinste M-« Er biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. »Wie eine absolut natürliche, vollkommen verständliche optische Illusion, die von der außergewöhnlichen Anordnung der Luftschichten in diesem wunderschönen Land verursacht wird. Also pass jetzt mal auf, Jasper, weil   –« Er unterbrach sich. Chalkhill hatte den Mund aufgesperrt und seine Augen traten aus ihren Höhlen. Brimstone wandte den Kopf.
    Hinter ihm erhoben sich plötzlich die Berge des Wahnsinns in all ihrer Pracht.

SIEBENUNDVIERZIG
    B rimstone würde versuchen, ihn umzubringen, dachte Chalkhill. So ein doppelter Bluff war typisch. Hairstreak will, dass Brimstone Chalkhill tötet. Brimstone erzählt Chalkhill davon, als könnte er kein Wässerchen trüben, um zu demonstrieren, dass er nicht vorhat, Chalkhill zu töten. Dann tötet Brimstone Chalkhill trotzdem. Wahrscheinlich, sobald sie seinen verdammten Käfig versteckt hätten.
    Nun ja, man konnte den Spieß ja auch umdrehen. Sobald sie diesen verdammten Käfig versteckt hätten, würde Chalkhill den ersten Zug machen. Hatte er Brimstone einmalaus dem Weg geräumt und sich das Versteck gemerkt, konnte Chalkhill zurückkehren und alles herausschlagen, was er nur wollte. Mit diesem Wissen konnte er haben, was das Herz begehrte: mehr Reichtum, Ruhm, Macht, was auch immer. Und was noch wichtiger war: Er konnte es genießen ohne Brimstone vor der Nase.
    Brimstone zu töten wäre leicht. Der alte Narr würde gar nicht damit rechnen und Chalkhill war derjenige mit dem Revolver. Aber noch war es nicht so weit. Die Träger waren bereits fortgeschickt worden, aber der Käfig musste noch an seinen Platz gebracht werden, und das war ein Job für zwei Mann.
    »Wie lange müssen wir das denn noch schieben?«, fragte er atemlos. Seine Beine schmerzten, seine Arme schmerzten, seine Schultern schmerzten und er verströmte Bäche von Schweiß, der geradezu ekelhaft stank.
    »So weit wie eben nötig«, sagte Brimstone ärgerlich. Er war einer von diesen dürren alten Männern, die überhaupt nie zu schwitzen schienen. Das änderte allerdings auch nicht viel an seinem Geruch. Auch jetzt noch, da die guten alten Tage mit den Dämonendienern nur noch eine allmählich verblassende Erinnerung waren, umgab

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