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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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kämpfen, aber Lorquin hielt seine Hand in einem eisernen Griff. Sekunden später war er vom Treibsand umschlossen.

DREIUNDSECHZIG
    E r sah den Dunst eines staubigen, orangefarbenen Lichts. Es war nicht hell, aber es war hell genug, um die anderen zu sehen, und als seine Augen sich allmählich daran gewöhnten, wurde alles ein wenig klarer. Sie bewegten sich schwimmend, wie ein Fischschwarm. Aber nicht durch Wasser, da war er sich sicher. Er konnte zum Beispiel atmen, ja sogar problemlos atmen. Und doch schwamm er ganz eindeutig. Er konnte, indem er mit beiden Füßen Schwimmbewegungen machte, entweder nach oben aufsteigen oder nach unten herabstoßen. Er konnte vorwärtskommen, indem er mit den Armen ruderte. Lorquin war in seiner Nähe. Der Junge hatte Henrys Hand losgelassen, aber er bedeutete ihm zu folgen.
    Der Stamm schwamm in V-Formation , wie ein großer Gänseschwarm, mit dem hochgewachsenen Mann an der Spitze. Sie tauchten vorwärts und hinab, in lässigen Bewegungen und mit den Köpfen voran, geradeso wie eine Delfinschule. Aber worin schwammen sie eigentlich? Henry konnte nur daran denken, wie sie in den Sand eingesunken waren, aber dies war eindeutig kein Sand: Man konnte in Sand nicht schwimmen. Man konnte nicht einmal durch Treibsand schwimmen   – aber man konnte darin ertrinken. Nun war er aber in den Sand eingesunken, obwohl es in der Wüste gar kein Wasser gab, um Treibsand zu erzeugen, aber sie schwammen eindeutig (und atmeten!) und   …
    Außerdem war dies hier tatsächlich ein angenehmes Gefühl. Henry tat etwas, das er sehr selten tat: Er entspannte sich. Immer noch schwimmend, rollte er sich auf den Rücken und hob den Kopf, sodass er Lorquin und den Stamm noch sehen konnte. Über ihm war das orangefarbene Licht heller und er glaubte, den Stand der verschwommen wirkenden Sonne ausmachen zu können. Sie schwammen unter dem Sand. So musste es sein. Etwas anderes ergab keinenSinn, obwohl auch das keinen Sinn ergab. Es war, als wären sie unter Wasser, nur dass sie unter Sand waren. Er schwamm und atmete und trieb und es war wirklich ganz wundervoll.
    Ein seltsamer zwitschernder Laut erreichte ihn   – das klang auch wie bei einem Delfin   –, und als er seinen Kopf drehte, begriff er, dass das von Lorquin kam, der ihm ein Zeichen gab, er solle aufholen. Kraftvoll stieß Henry sich mit den Beinen ab und wurde mit einem berauschenden Gefühl der Geschwindigkeit belohnt. Das war ja unglaublich, das war großartig! Einmal, als er ins Elfenreich übergewechselt war, war es ihm gelungen, sich Flügel wachsen zu lassen und zu fliegen, aber selbst das war nichts im Vergleich. Sandschwimmen war warm und wohlig und wunderbar.
    Er fragte sich immer noch, wie genau das eigentlich funktionierte. Lorquin und sein Volk sahen wie Elfen aus   – zugegeben, wie primitive Elfen   –, aber nicht wie irgendeine seltsame fremde Rasse. Und selbst wenn es sich um irgendeine seltsame fremde Rasse handelte, die im Laufe ihrer Entwicklung die Fähigkeit erworben hatte, im Sand zu schwimmen, konnte das wohl kaum erklären, warum auch Henry jetzt im Sand schwimmen konnte. Es hatte nur Lorquin dazu gebraucht, der ihn an der Hand nahm und mit hinabzog, und schon konnte er es auch!
    Vor ihm tauchte eine Stadt auf.
    Henry blinzelte. (Wie war es möglich, unter dem Sand zu blinzeln?) Er konnte Türme, Turmspitzen, Wände und Mauertürme sehen, die vom Meeresboden hochragten   – nicht vom Meeresboden: Er war ja nicht unter Wasser, aber er wusste auch nicht, wie er das sonst nennen sollte. Er konnte Teile einer gepflasterten Straße erkennen. Vor ihm war es ein wenig düster, trotzdem konnte er es ganz genau sehen. Falls dies nicht irgendeine Art von Spiegelung war, irgendeine gigantische Illusion, dann lag dort vor ihnen eine Stadt   … und sie steuerten direkt darauf zu.
    Er stieß sich kräftig ab, bis er die anderen eingeholt hatte, und schwamm neben Lorquin.
»Was ist das da vorn?«
, versuchte er zu sagen, aber aus irgendeinem Grund kamen die Worte nur als Delfinzwitschern heraus.
    Lorquin wandte seinen Kopf, um ihn anzulächeln, und stieß als Antwort ebenfalls eine Folge von Zwitscherlauten aus, aber Henry verstand absolut nichts. Er rollte herum und schwamm dann weiter nach oben, um eine bessere Sicht zu bekommen. Die Stadt entfaltete sich vor seinen Augen nun immer deutlicher und er konnte erkennen, dass es sich hauptsächlich um Ruinen handelte, wie ein gewaltiges Atlantis, das von einer

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