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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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besorgniserregend, in welchem Ausmaß die Krankheit das Elfenreich bereits ergriffen hatte. Oder, Cynthia, schau den Tatsachen ins Auge: Es war furchterregend! DieSeuche hatte inzwischen die Grenzen zu den Nachbarländern überschritten. Was bedeutete, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor diese Grenzen geschlossen werden würden   – mit schrecklichen Folgen für den Handel.
    Außerdem wurden immer mehr Todesfälle registriert. Das Besorgniserregendste aber war, dass sich viele dieser Todesfälle nun unter den Jungen ereigneten, die theoretisch über einen großen Vorrat Zukunft hätten verfügen sollen. Die Seuche schien bösartiger zu werden. Oder konnte es sein   – und allein den Gedanken daran fand sie schrecklich   –, dass niemand mehr, ob jung oder alt, sehr viel Zukunft hatte? Es war möglich, dass das ganze Reich einer Katastrophe unvergleichbaren Ausmaßes entgegensah.
    O ihr Götter, sie wünschte, Alan wäre noch da. Er hätte gewusst, was zu tun war. Wenn man überhaupt noch irgendetwas tun konnte   …
    Zu alledem hatte sie das Gefühl, dass ihr Spionagesystem allmählich zusammenbrach. Vielleicht war das eine Übertreibung, aber es wirkte nicht mehr so effizient wie früher. Zum Beispiel schien man Chalkhill aus den Augen verloren zu haben. Ein schrecklicher Mann und aller Wahrscheinlichkeit nach ein Doppelagent, aber selbst als Doppelagent konnte er noch von Nutzen sein. Ganz offensichtlich führte die Bruderschaft irgendetwas im Schilde, und ihr Instinkt sagte ihr, dass das vielleicht sogar etwas mit der Seuche zu tun hatte. War es möglich, dass diese Schwachköpfe mit biologischen Waffen experimentierten? Sie fand diesen Gedanken schwer vorstellbar, aber Lord Hairstreak benutzte die Bruderschaft jetzt als Machtbasis, und ihm traute sie einfach alles zu.
    Als es an ihrer Tür klopfte, nahm sie an, es wäre ein Sekretär, und murmelte: »Herein.« Aber dann blickte sie auf und sah, dass Nymph vor ihr stand. »Meine Liebe, was für eine angenehme Überraschung. Ich dachte, du wärst immer noch mit Pyrgus in der Gegenwelt. Wie geht es demarmen   –?« Sie bemerkte Nymphs Gesichtsausdruck und hielt inne. »Was ist passiert?«
    Nymph sagte: »Pyrgus hat sich mit einer Gegenweltkrankheit infiziert.«

ZWEIUNDSECHZIG
    H enry hatte das Gefühl, dass seine Hände blau wurden. Er starrte mit gerunzelter Stirn darauf. Sie waren eigentlich nicht blau, nicht kobaltblau oder azur oder marineblau oder so etwas, aber sie hatten auf jeden Fall eine bläuliche Färbung. Zunächst hatte er gedacht, das wäre bloß Einbildung, dann hatte er gemeint, dass es am Lichteinfall läge, aber nun war er sich sicher, dass tatsächlich irgendetwas mit seinem Körper passierte. Vielleicht hing das mit der Wüste zusammen. Es konnte mit dem Sand zu tun haben oder dem Spektrum der Sonne   – so wie man zu Hause von der Wüstensonne eine besonders tiefe Bräune bekam.
    Das Interessanteste aber war, dass Henry härter wurde und austrocknete, ein bisschen wie ein alter Stiefel. (Ein alter blauer Stiefel.) Sein Arm und sein Bein schmerzten kaum noch. Sein Durst war zu einem ständigen, aber unauffälligen Begleiter geworden, den er weitgehend ausblenden konnte, und er brauchte viel weniger von der Flüssigkeit, die Lorquin ihm ab und zu gab. Er konnte inzwischen sehr viel länger laufen, bevor er die nächste Pause machen musste. Er hatte sogar den seltsamen sprunghaften Gang angenommen, den er an Lorquin beobachtet hatte. Er ahmte ihn nur zum Teil bewusst nach, aber diese neue Gangart fraß Meilen bei minimalem Kraftaufwand.
    Weniger erfolgreich war Henry bei seinen Versuchen,sich zu orientieren. Lorquin gab sich erhebliche Mühe, ihn zu instruieren. Anscheinend lag das Geheimnis darin, den Einfallswinkel der Sonne zu studieren und gleichzeitig die Muster, die der Wind im Sand hinterließ. Dem Teil mit der Sonne konnte Henry problemlos folgen   – sie bewegte sich über den Himmel ziemlich genau so wie zu Hause   –, aber so sehr er sich auch anstrengte, er konnte die Muster im Sand, die Lorquin sah, nicht erkennen. Und tief in der Wüste war die Landschaft so konturlos wie zuvor.
    Aus irgendeinem Grund hatte Henry angenommen, dass Lorquins Volk sich in der Nähe der Stelle aufhalten würde, an der Lorquin seinen Draugr getötet hatte. Und vielleicht war das auch so gewesen, als Lorquin sich auf die Suche machte. Aber sie waren Nomaden, und inzwischen waren sie längst nicht mehr dort. Nach zwei Tagen

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