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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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Vermutlich war er ein Bettler, ohne Zuhause und Familie, doch dann vernahm Avree eine Bewegung in dem schmalen Spalt zwischen zwei Häusern.
    »Wer versteckt sich da? Komm raus!«
    Erst bewegte sich nichts, doch als der Junge auf Avrees Hände blickte und zurück zum Mauerspalt, nickte er. Vermutlich fürchtete er, Avree würde mit seinem Feuer angreifen, und befand, dass es wenig Zweck hatte, in einer Sackgasse ungehorsam zu sein.
    Es war ein Mädchen, das in den fahlen Schein der Sterne trat, noch jünger als der Junge. Ein schmutziger Fetzen Stoff fiel ihr über die Schultern und bedeckte ihren dürren Körper nur unzureichend.
    Avree presste die Lippen aufeinander. Gerne hätte er die beiden mitgenommen, um sie gemeinsam mit Koralle in den Palast zu den anderen Menschen zu bringen, aber jetzt zählte in erster Linie Nayla. Vielleicht hatte er später noch die Gelegenheit, ihnen zu helfen – er musste es versuchen.
    Im Moment war es für die Kinder in der Nähe des Palastes aber zu gefährlich, denn Avree wusste nicht, wie weit er gehen musste, um Nayla zu befreien. Also hockte er sich vor den beiden nieder und blickte dem Jungen eindringlich in die Augen.
    »Hör mir gut zu. Ich will, dass du dieses Mädchen nimmst und zum Hafen bringst, hast du mich verstanden? Und sag das auch so vielen Kindern, wie du kannst.« Vermutlich gab es hier ganze Banden von Straßenkindern, und Avree wollte keines von ihnen auf dem Gewissen haben. Außerdem musste er die Möglichkeit nutzen, wenigstens ein paar von ihnen zu retten.»Wartet am Hafen, so nahe beim Piratenschiff, wie ihr nur könnt. Ihr habt nur wenig Zeit, also lauft. Vergeudet keine Zeit. Wenn ihr schnell seid, kommt ihr von hier weg. Aber haltet euch auf jeden Fall vom Palast fern.« Avree ließ für einen winzigen Moment Flammen in seinen Augen aufleuchten, sodass der Junge verstand. Dieser nickte auch und machte den Eindruck, als nehme er ernst, was Avree ihm gesagt hatte.
    Avree strich ihm kurz über das verfilzte Haar und richtete sich dann auf. »Viel Glück euch beiden.« Er drehte sich um und blickte zum Palast. Jetzt war es so weit. Er musste sich der Wahrheit stellen.
    »Die Piratin ist im Westturm.«
    Avree fuhr herum und blickte auf den Jungen hinab.
    »Sie hat geschrien.« Mit diesen Worten packte der Junge seine Schwester oder Freundin und rannte los, den Hügel hinunter und hoffentlich Richtung Hafen. Avree fühlte sich einen Moment lang wie zu Eis gefroren, doch dann schüttelte er die Starre von sich ab und stürmte weiter. Sie hat geschrien. Diese Worte ließen ihn nicht mehr los, und er wusste, dass er nun Zeit verloren hatte, aber Nayla hätte gewollt, dass er den Kindern zumindest zu helfen versuchte.
    Für ein unauffälliges Reinschleichen hatte er jetzt weder die Zeit noch die Geduld. Es kümmerte ihn nicht mehr, ob er den ganzen Palast aufweckte. Er würde einfach jeden vernichten, der ihm zu nahe kam.
    Von einer brennenden Entschlossenheit erfüllt, rannte er durch die Gassen und hatte plötzlich die innere Mauer vor sich, die drei Mal so hoch war wie er selbst groß.
    Irgendwo musste es eine Stelle geben, an der er hinüberklettern konnte, aber Avree wollte nicht danach suchen, genauso wenig nach dem Tor. Es wäre ja ohnehin geschlossen. Es gab nur einen Weg. Er ließ die in ihm drängende Magie losund tat, was er nur selten wagte – nur dann, wenn Nayla in der Nähe war, um ihn zurückzuholen. Doch dieses Mal musste er es allein schaffen. Er musste die Kontrolle behalten, so, wie er es ihr versprochen hatte.
    Sein Körper ging in Flammen auf, er löste sich darin auf und konzentrierte sich mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, auf den dunklen Schatten der Mauer vor sich. Das Feuer hüllte ihn ein, durchdrang ihn und erfüllte ihn mit einem erregenden Rausch, der sein Gehirn benebelte. Die Hitze überzog seine Haut, brachte sie zum Prickeln, sein Blut vibrierte, und einen Moment lang sah er nichts als orangefarbenes Licht.
    Nein! Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Da war eine Mauer vor ihm, die er überqueren musste. Sein Kopf musste frei sein! Nayla, dachte er und stellte sich ihr Antlitz vor, ihr Lächeln, ihre Augen. Er musste sich konzentrieren, musste die Flammen seinem Willen unterwerfen. Sie sollten wachsen, ihn tragen, immer höher. Der Geruch des Feuers strömte in seine Nase und gab ihm das Gefühl, schwerelos zu sein. Seine Gedanken wurden leicht, unbeschwert … Die Mauer!
    Avree breitete die Arme aus und stieß einen

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