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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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Schrei aus. Er musste seine eigene Stimme hören, musste sich an der realen Welt festklammern. Das Feuer, es musste ihn höher heben, noch höher und … Sein Körper prallte auf den Boden. Er stöhnte, als der Schmerz seine Knochen durchzuckte, doch er hatte es geschafft. Er befand sich auf der anderen Mauerseite.
    Schwankend kam er auf die Beine und sah sich in dem finsteren Hof um. Der Westturm … Sein Blick fixierte den schwarzen Schatten, der die Mauer durchbrach, und sein Magen schien sich zu verknoten. Rufe erschollen vom Palast und vom Tor her, und Avree wusste, dass er keine Zeit mehr verlieren durfte. Er rannte los, sah nur noch das Ziel und nahmkaum die finstere Gestalt wahr, die neben der Tür des Turms am Boden kauerte. Einen Moment lang wollte Avree den vor sich hin dämmernden Wachmann vernichten, vor allem, als er bemerkte, dass sich dieser plötzlich bewegte, doch er hielt nicht inne. Stattdessen riss er die Tür auf und lief, seinem Instinkt folgend, eine Treppe hinab. Licht drang aus einer offen stehenden Tür, und Avree rannte auf den Gestank von Blut zu. Sein Körper handelte wie von selbst, trug ihn immer weiter, und dann erstarrte er.
    Sein Blick fiel auf einen Stuhl mit Lederriemen an den Armlehnen. Er sah all das Blut daran kleben und im Stroh rundherum. Die fürchterliche Ahnung hielt ihn umklammert.
    »Konzentriere dich, Marinel. Du musst es versuchen.«
    Avrees Kopf fuhr herum, und er sah zwei Elfen neben der Tür am Boden knien. Sie beugten sich über jemanden, und Avree wusste sofort, um wen es sich dabei handelte. Es waren Naylas Beine in den schwarzen, enganliegenden Hosen, ihre Stiefel.
    Er wollte zu ihr gehen, doch er konnte sich nicht bewegen. Sie lag reglos da. Sie war tot.
    Sein Herz schien stehenzubleiben, als wüsste es, dass es gemäß seinem Schwur nicht mehr weiterschlagen durfte.
    »Ich kann es nicht. Wieso versuchst du es nicht?«
    »Ich weiß, dass ich der Heilung nicht fähig bin, aber du, Marinel, hast es noch nie versucht. Wenn du einen ganzen Orkan entstehen lassen kannst, dann wirst du bestimmt auch zu mehr fähig sein.«
    »Aber ich weiß nicht, wie … Du bist der Magier, Valuar. Du beherrschst zwei Elemente, du benutzt Magie, seit du denken kannst. Ich weiß doch erst seit kurzem, dass ich überhaupt zu wahrer Magie fähig bin.«
    »Marinel, ich weiß, dass du das schaffst. Du musst es einfach.Sie hat zu viel Blut verloren. Konzentriere dich. Verbinde deinen Körper mit ihrem, höre in den ihrigen hinein. Du wirst wissen, was zu tun ist. Du musst sie heilen.«
    Heilen . Avree keuchte, und in diesem Moment fuhren die beiden Elfen zu ihm herum. Aus großen Augen starrten sie ihn an, und Avree wusste, dass sie ihn anhand seiner roten Augen und des Piratentuches sofort erkannten. Schließlich war er besonders in Riniel bekannt. Jedes Kind musste schon vom Feuerprinzen gehört haben. Jetzt stand er vor ihnen, und obwohl er im selben Raum mit seinen Feinden war, konnte er sich keinen Augenblick länger mit ihnen aufhalten. Seine Starre löste sich, und die Hoffnung drängte die Angst zurück in die dunkelsten Winkel seiner Seele. Wenn die Möglichkeit zur Heilung bestand, konnte sie noch nicht tot sein.
    »Nayla.« Es war ein sonderbarer Laut, der aus seinem Mund kam, halb Stöhnen, halb Wimmern, und als er den hellhaarigen Elfen beiseitedrängte und in Naylas totenblasses Antlitz blickte, entfuhr ihm ein weiterer.
    »Was haben sie dir nur angetan!« Seine Hand umfasste ihre Wange, auf der ein blutiges »H« prangte. Avree wusste nicht, wofür es stand, und im Moment kümmerte es ihn auch nicht. Er ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten und verharrte bei ihren Händen. Ein Zittern erfasste ihn, und Avree musste die Augen zusammenkneifen, um sich zu sammeln. »Alles wird gut«, murmelte er, an Nayla gerichtet, aber auch an sich selbst. »Alles wird gut, alles wird gut.« Er öffnete die Augen und überwand sein Entsetzen. Mit kräftigem Griff umschloss er ihre zerstörte Hand und erweckte die Magie in seinem Inneren. Er konnte die fehlenden Finger nicht wiederherstellen, aber er konnte die Wunden schließen, sodass sie sich nicht entzündeten. Außerdem konnte er ihr etwas von seiner eigenen Kraft schenken, um ihren Körper zu stärken.
    Anschließend blickte er in ihr blutverschmiertes Gesicht und war erleichtert zu sehen, dass sie wieder etwas mehr Farbe hatte, wenn sie auch immer noch nicht gesund aussah. Die Wunde an ihrer Wange war kaum noch zu sehen, doch

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