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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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unmöglich, und so begnügte sie sich damit, die Kinder und den mickrigen Rest ihrer einstigen Besatzung herumzukommandieren, während Avree das Schiff zwischen Riffen hindurchsteuerte.
    »Sie haben nur Naylas Karte«, rief er zurück und warf selbst einen Blick auf den fernen weißen Punkt, der über dem Ozean tanzte. »Sie kennen dieses Gewässer nicht und können sich keine hohe Geschwindigkeit erlauben!« Dies war ihre Rettung. Während die Widerstand unter vollen Segeln fuhr, musste die Rinieler Flotte sich langsam vortasten und noch dazu hintereinander segeln. Im Moment konnten sie die volleMacht ihrer Flotte nicht nutzen, doch Avree wusste, dass sich das in der Nähe des Palastes ändern würde. Dort war nichts als weite See, und die einzige Gefahr der Klippen war deutlich zu sehen und keineswegs so tückisch wie jene unter der Oberfläche. Bis dahin mussten sie ihren Vorsprung ausbauen, um Koralle und die anderen zu warnen.
    Der Sturm blieb noch aus, auch wenn die Wolken immer noch den Himmel beherrschten und dieses schaurige Licht schufen, das mittlerweile mehr ins Rötliche ging. Es erinnerte Avree an Blut, doch diesen wenig erbaulichen Gedanken verdrängte er sofort wieder. Stattdessen konzentrierte er sich auf den Weg, den er das Schiff nehmen lassen musste. Ihm hätte eine Karte nichts genützt. Er wurde von Instinkt und Gefühl geleitet. Eigentlich war die ganze Versenkungsbucht ein selbstmörderischer Ort, deshalb war sie ja auch zu diesem Namen gekommen, doch es gab Pfade über Wasser, die eine sichere Reise garantierten. Die Meerjungfrauen hatten Koralle einst diese Pfade gelehrt, und Koralle hatte dieses Wissen an seine Kapitäne weitergegeben. Jetzt war es an ihnen, dieses Wissen zu verteidigen und jeden zu versenken, der es zu missbrauchen versuchte. Arn mochte eine ungefähre Vorstellung davon gehabt haben, wie der Palast zu finden war, doch nur ein Kapitän kannte all die verborgenen Hinweise, und nur ein Kapitän war derart mit seinem Schiff verbunden, dass er den Sog und die Strömungen spürte. Arn hätte bei dem Versuch, eine Karte zu erstellen, kläglich versagt, und jetzt war er tot.
    Avree biss die Zähne zusammen. Er war wieder ganz und gar auf das Schiff konzentriert, als er die Kinder plötzlich aufgeregt durcheinanderreden hörte.
    »Sieh nur! Sie sind wunderschön! Schaut!«
    Avree blickte zur Seite und erkannte zu seiner Überraschung Meerjungfrauen, die am Schiff vorbeizischten. Es warenlediglich dunkle Silhouetten unter der Meeresoberfläche, die sich pfeilschnell bewegten, hin und wieder peitschte eine Schwanzflosse auf der Oberfläche auf, doch sie waren so schnell wieder fort, wie sie gekommen waren.
    »Sie warnen Koralle.« Nayla kam auf ihn zu und legte ihm die Hand auf den Oberarm. »Sie werden schneller bei ihm sein als wir, und Koralle wird wissen, was zu tun ist.«
    Avree nickte und versuchte ein zuversichtliches Lächeln aufzusetzen, doch es gelang ihm nicht. »Du weißt, wir müssen uns stellen. Wir müssen kämpfen.«
    Nayla atmete tief durch und machte den Eindruck, als wolle sie etwas erwidern, doch dann nickte sie nur. Sie sah ihm direkt in die Augen. »Riniel muss geschlagen werden, damit die Menschen und wir Piraten endlich frei sein können. Sie müssen geschlagen werden, um die Magie Elvions zu retten.«
    Avree schmunzelte. »Die Magie Elvions.« Er dachte an seine eigene Magie und daran, dass er nun ohne diese Macht im Kampf auskommen musste. »Jedem Elfen muss eine freie Entscheidung zustehen.« Er sah zum Horizont und stellte sich vor, wie die Welt aussehen könnte, wenn jeder Elf seinen Machthunger und Ehrgeiz verlor. Indem die Königin ihrem Volk die Magie nahm, erschuf sie kein friedlicheres Reich. Erst wenn sie ein Mittel fand, um Ambitionen zu vernichten, und sich jeder Elf mit einem Leben in Harmonie und Bescheidenheit begnügte, konnte es Frieden geben.
    »Ich habe meine Entscheidung getroffen«, sagte er, ohne den Blick von der blassrosa Linie zu nehmen, wo der Horizont in den Ozean überging. »Ich bereue sie nicht, aber ich maße mir nicht an, die Entscheidung anderen abzunehmen. Lass uns kämpfen.« Er blickte auf Nayla hinab, und plötzlich konnte er den Drang, sie ganz nahe bei sich zu spüren, nicht mehr unterdrücken. Er nahm eine Hand vom Steuerrad, schlang seinenArm um ihre Taille und senkte seine Lippen auf die ihrigen. Er konnte sich einreden, was auch immer er wollte, doch Tatsache war, dass sie eine Schlacht vor sich hatten, und niemand

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