Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
Vom Netzwerk:
aus, und Avree wusste: Hierfür kämpften sie. Für all die Menschen, die verharrten und bewundernd zu ihnen aufsahen. Für ihre Freiheit kämpften sie, für jeden Einzelnen von ihnen. Dieser Kampf konnte nur zu ihrem Vorteil ausgehen! Jetzt war es aber Zeit, sich vorzubereiten.
    »Der Feind ist nah!«, rief er gegen den Wind und wies auf die Menschen, die immer noch in das Schiff des Kobolds kletterten. »Es ist keine Zeit mehr! Wir müssen uns bereithalten!«
    Koralle hob seine Hand zu einer begütigenden Geste und wies hinunter zu den Meerjungfrauen, die sich um die Schiffe tummelten. Nur hin und wieder tauchte eine von ihnen auf, während unter der Wasseroberfläche die dunkel umherzischendenBlitze zu erkennen waren. Zweifelsohne wusste Koralle bereits vom Tod vieler dieses Volkes, vielleicht wusste er sogar, wie die Meerjungfrauen gestorben waren, schließlich stand er in enger Verbindung mit ihnen. Es gab so viel zu berichten, über Naylas Befreiung, ihre Folter, Arns Tod, über Avrees Entscheidung, den Schattenkristall zu trinken … doch all das zählte im Moment nur wenig. Jetzt waren sie Kapitäne, die für die gerechte Sache in den Kampf zogen. Zum Reden war später noch Zeit.
    Der Feind näherte sich, die Segel kamen wieder in Sicht, und die letzten Menschen gelangten in Sicherheit. Avree bemerkte, dass sich die Goldzahn bereitmachte, Segel zu setzen, und im nächsten Augenblick löste sie sich auch schon inmitten des flirrenden Lichts eines aufkommenden Sturms auf. Eine sonderbare Stimmung herrschte, die Wolken hingen so tief, dass Avree das Gefühl hatte, er müsse nur die Hand ausstrecken, um darin einzutauchen. Ein Knistern lag in der Luft und doch brach das Gewitter nicht los.
    Avree blickte noch wenige Augenblicke zu der Stelle, wo gerade noch ein Dreimaster geankert hatte, und beobachtete die Bewegungen des Wassers. So, wie es aussah, hatten Koralle und Flosse besprochen, dass der Kobold die Menschen in Sicherheit brachte. Eine weise Entscheidung, wenn man bedachte, dass nur Flosse im schlimmsten Fall entkommen konnte. Die Unversehrtheit der Menschen war von größter Wichtigkeit, schließlich waren sie ein Grund, weshalb sie kämpften. Zwar verloren sie dadurch ein Schiff, doch der Unterschied war nicht so groß. Ob sie zu dritt oder zu viert gegen diese Übermacht ankämpften, war bedeutungslos. Hauptsache, die Menschen aus dem Palast waren sicher und konnten irgendwann, in einer friedlicheren Zeit, hierher zurückkehren.
    »Avree, es ist so weit.« Nayla sprang von der Bordwand zurück an Deck, und Avree tat es ihr schweren Herzens gleich. Er bemühte sich, zuversichtlich zu bleiben, doch im Moment beherrschte ihn ein bedrückendes Gefühl. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also legte er nur seine Hand auf Naylas Hinterkopf, zog sie näher an sich heran und presste seine Lippen auf ihren Scheitel. Ein Zittern lief durch ihren Körper, er spürte es ganz deutlich, und einen Moment lang erwog er, auf Naylas Schiff zu bleiben, um sie zu beschützen. Doch er wusste, dass sie dies niemals zugelassen hätte. Sie war eine Kapitänin, dies war ihr Schiff, und er musste zurück auf das seinige, um es in den Kampf zu führen. Chip würde sie unterstützen, würde auf sie achtgeben.
    »Wir sehen uns beim Zählen der Beute«, sagte sie in sein Hemd und schmiegte sich noch etwas näher an ihn.
    Avree atmete tief ein. Er schloss die Augen und nahm einige Augenblicke nur ihre Nähe wahr, ihren Geruch, ihre Berührung, dann ließ er seine Hand sinken.
    »Wir sehen uns nach dem Sieg«, brachte er hervor, dann drehte er sich abrupt um, sprang aufs Oberdeck hinab und betrat das Beiboot, von dem Besatzungsmitglieder der anderen Schiffe zu Naylas Verstärkung an Deck gekommen waren. Jetzt war es so weit, der Kampf nahte.

    *
    Der Feind bildete eine Reihe aus acht Schiffen, und dahinter folgten noch ein paar weitere, die Avree nicht genau erkennen konnte. Dunkel hoben die Gefährte sich vom orangefarbenen Schimmern der aufgeladenen Luft ab. Ihre Segel flatterten wild in den reißenden Böen, und immer wieder war ein Blitzen zu sehen, als reflektierten sie die wenigen Sonnenstrahlen,die immer wieder nahezu unheimlich durch die Wolkendecke hindurchdrangen. Es war ein beeindruckender und schauerlicher Anblick, und Avree wusste, dass seine Gruppe weit weniger beängstigend aussah. Die Schiffe näherten sich schnell, bäumten sich auf und brachen tosend zurück in die Wellen. Sie ritten über den Ozean, als

Weitere Kostenlose Bücher