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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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schnalzte durch die Luft. Nayla drehte den Kopf, sah hinab und riss die Augen auf, öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, und die Zärtlichkeit in ihrem Blick wich purem Schmerz. Ihre Hände fuhren an ihren Bauch, waren rot, versuchten, ihre Finger unter die Metallsterne zu schieben, die sich in ihr Innerstes gefressen hatten. Blut sickerte zwischen ihnen hervor.
    Avree wollte schreien, doch er hörte nichts, brachte nichtsheraus. Er streckte die Hand aus, konnte fast schon spüren, wie seine Fingerspitzen den Stoff ihrer Hose berührten, als Arn seinen Gürtel zurückzog.
    Ein Regen aus Blut ging auf Avree nieder, während sein Herz mit einer Stärke gegen seinen Brustkorb schlug, dass er das Gefühl hatte, ein Stein dresche auf ihn ein.
    Das Schwert entglitt seinen Fingern. Er legte den Kopf in den Nacken, sah hoch in Naylas vertraute Haselnussaugen, aus denen Tränen flossen, für einen winzigen Moment, während Avree seine Arme ausbreitete, um sie aufzufangen.
    Sie sah in seine Augen und er in die ihrigen, während ihr Körper mit einer unnatürlichen Langsamkeit von der Bordwand zurücksank. Avree schloss die Arme, bewegte sich ebenso quälend langsam und umfing nichts als Luft, sie glitt einfach zwischen ihnen hindurch, er war zu spät.
    »Nayla!« Er umfasste die Bordwand, lehnte sich darüber und sah gerade noch, wie ihr Körper in der winzigen Lücke zwischen den Schiffen in der Dunkelheit verschwand. »Nayla!«
    »Deine Hure ist tot.«
    Avree hörte die Stimme seines Sohnes, doch er konnte nicht darauf reagieren. Er starrte immer noch aus weit aufgerissenen Augen in den Abgrund. Sie war tot. Diese Wunden konnte niemand überleben. Die Schiffe stießen zusammen, prallten voneinander ab und gaben wieder schwarzes Wasser frei. Sie war fort.
    Der Kampflärm um ihn herum verstummte, alles war still, da war nur das mühsame Pochen seines Herzens. Das Schiff bewegte sich nicht mehr, da war kein Wind, kein Tosen des Wassers, keine Schreie. Eine alles umfassende Ruhe hüllte ihn ein.
    Seine Arme und Beine bewegten sich, als würden sie an Fädengezogen. Mechanisch kletterte er auf die Bordwand, hielt sich an einem Tau fest, drehte sich um und blickte mit einer sonderbaren Gefühlskälte über die Rinieler Flotte hinweg. Was für eine lächerliche, sinnlose Schlacht.
    Sein Blick glitt zur Freiheit hinüber, er sah den Korallenfürsten in seiner majestätischen Pracht weit vorn auf dem Klüverbaum stehen, und die Entfernung zwischen ihnen schien sich aufzulösen.
    Als hätte er Avree gespürt, sah Koralle in seine Richtung, und Avree meinte den Schreck in der Seele seines Anführers zu erkennen, als dieser den Schmerz in der seinigen vernahm. Koralle streckte die Hand nach Avree aus, öffnete den Mund, als wolle er über eine Distanz von einem halben Dutzend Schiffen etwas sagen, doch es gab keine Worte mehr. Avree legte seine Hand auf die Brust und neigte seinen Oberkörper zu einer letzten Verbeugung vor dem Korallenfürsten. Dann machte er einen Schritt zurück und übergab sich der Dunkelheit.

Liadan
    »Lasst … mich … los!« Liadan wand sich aus den Griffen der Piraten, die Mühe hatten, auf dem wild wankenden Schiff ihr Gleichgewicht zu halten. Sie stürmte über den Weg, der das hintere mit dem vorderen der höher gelegenen Decks verband, und blickte nicht zurück. Sie musste diesen Wahnsinn beenden! Zwei Schiffe ihrer Befreiungsflotte waren einfach so vom Meer verschluckt worden, und so, wie es aussah, folgten bald weitere. Der Sturm, den eine Magierin ihrer Befreier ausgelöst hatte, vermochte den Korallenfürsten nur bedingt aufzuhalten. Zwar schob der Orkan die Befreier vom Abgrund fort, doch Liadan erkannte auch mit Schrecken, dass die Schiffe nicht unbeschadet blieben. Segel wurden einfach fortgerissen, und beim nächstgelegenen Schiff war auch ein Mast gebrochen. Dies war aber immer noch besser, als einfach in die bodenlose Tiefe zu fallen, und so konnte Liadan nur hoffen, dass diese magische Strömung nicht gegen den Sturm ankam. Sie konnte hoffen, aber sie konnte auch etwas unternehmen. Wenn der Korallenfürst seine Konzentration verlor, dann ließ auch seine Magie nach. Die Schiffe könnten entkommen, der Sturm würde obsiegen.
    »Majestät!« Einer der Piraten wollte sie schnappen, doch Liadan war schneller. In all der Zeit ihrer Gefangenschaft hatte sie gelernt, dass Zögern ihr Verderben bedeuten konnte, dass Zimperlichkeit ihr schadete. Also stieß sie den nächsten Piraten, der sich ihr

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