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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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das schmale Bett mit den zerschlissenen Decken wahr, auf dem sie saß, die beiden Truhen mit Goldbeschlägen, die je an einer Seite von ihr standen; und an der Wand zu ihrer Rechten war eine aus glänzendem Holz gezimmerte Tischplatte geschnürt. In Halter gesteckte Miranlampen verströmten silbernes Licht. Die Glaskugeln mit dem leuchtenden Nektar der Miranblumen schienen durch die ständige Bewegung des Schiffes zu tanzen und warfen ein flackerndes Farbenspiel aus Licht und Schattenan die Wände. Alles schwankte hin und her, und Liadan versuchte, das aufkommende Schwindelgefühl zu unterdrücken. Im Moment galt ihre Aufmerksamkeit ohnehin der Person am Fußende des Bettes, die ihr den Rücken zugewandt hatte und irgendetwas aus einem in die Holzwand eingelassenen Schrank nahm. Es war eine Menschenfrau, dessen war sich Liadan sofort bewusst, und so war auch das Rätsel der lärmenden Fremden über ihr gelöst. Nicht nur das vollkommene Fehlen von Magie in der Aura der Fremden war für diese Einschätzung verantwortlich. Vielmehr lag es daran, dass Liadan keine Elfe kannte, die solch eine Körperform hatte. Die Frau war schlank, aber der kleine Wuchs und die ausgeprägte Rundung der Hüften, die in den enganliegenden schwarzen Hosen noch verdeutlicht wurde, ließen keinen Zweifel. Sie konnte nur ein Mensch sein. Pechschwarzes Haar fiel ihr in zwei dicken Zöpfen auf den Rücken und hob sich vom ausgeblichenen Rot ihres Hemdes ab. An ihrer Seite hing ein Kurzschwert.
    »Schiffbruch, Sturm und Haifischdreck!« Die Frau drehte sich zu ihr um und ließ die Decke fallen. Eine Hand gegen die üppige Brust gepresst, die vom weit ausgeschnittenen und mit Rüschen versehenen Hemd kaum verdeckt wurde, starrte sie Liadan an. »Ihr seid ja wach!«, stieß sie in der Sprache der Elfen aus und schüttelte den Kopf, als versuchte sie dadurch wieder klarer zu werden. Einige Strähnen ihres Haars hatten sich aus den Zöpfen gelöst und hingen ihr in das feingliedrige Gesicht, dessen Haut einen Farbton aufwies, wie ihn Liadan noch nie zuvor gesehen hatte. Elfen hatten weiße Haut, rein wie Schnee, doch das Gesicht, der Hals, die Arme, alles an dieser Frau hatte einen kupferfarbenen Ton. Ja, es schien Gold in der Haut der Fremden zu liegen.
    »Na dann.« Die Fremde hatte sich schnell wieder gefasstund hob die Decke auf, um sie mit Schwung aufs Bett zu werfen. »Ich kann ja verstehen, dass Ihr nicht mit mir reden wollt, aber trotzdem finde ich es äußerst unhöflich, jemanden mit solch finsterer Miene anzustarren … Majestät.« Sie machte eine sonderbare Bewegung, die mit etwas Vorstellungsvermögen als Knicks gedeutet werden konnte, und zuckte schließlich mit den schmalen Schultern. »Hier steht eine Schale mit Wasser, falls Ihr Euch das Salz von der Haut waschen wollt, und ich habe auch ein paar Gewänder von mir …« Sie hielt inne und musterte Liadan, als diese sich langsam aus dem Bett erhob und aufrichtete, ohne den Blick von der Fremden zu wenden. Die Decke der Kammer war hoch genug, um aufrecht zu stehen, aber trotzdem bedrückend. Es handelte sich bei ihrem Aufenthaltsort ohne Zweifel um ein Schiff, was die Anzahl ihrer Feinde einschränkte.
    »Na ja, ich fürchte, meine Gewänder werden auch nicht passen«, fuhr die Fremde schließlich fort und musterte Liadan unverhohlen von oben bis unten, »aber vielleicht finde ich noch etwas Passendes. Bis dahin … Euer Kleid sieht ja auch noch ganz passabel aus.«
    Liadan widerstand dem Drang, an sich hinabzuschauen, und ließ ihren Blick weiterhin auf der Menschenfrau ruhen. Sie war schließlich immer noch eine Königin, und diese Fremde hatte sie gegen ihren Willen hierhergebracht.
    »Wer seid Ihr?«, verlangte sie zu wissen und bemühte sich um eine klare Stimme, auch wenn jedes Wort durch ihren Hals kratzte. »Wie lautet Euer Name?«
    Die Menschenfrau lächelte, und weiße Zähne blitzten in dem ungewohnt dunklen Gesicht auf. »Ah natürlich, Verzeihung. Ich bin Nayla, Kapitän von diesem …«, sie klopfte mit der Faust auf den Stützbalken neben sich, »… Schiff hier. Die Unannehmlichkeiten tun mir leid. Ich weiß aus Erfahrung,wie unerfreulich es ist, von Meerjungfrauen durchs Meer gezogen zu werden.« Sie lachte auf. Ihre Stimme war ungewöhnlich hoch, fast schon schrill und nur schwer zu ertragen. »Aber jetzt ist es ja überstanden und Ihr seid hier.«
    Meerjungfrauen. Liadan erinnerte sich an Hände, die ihre Arme umschlossen hatten. Sie war herumgewirbelt worden,

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