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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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die Entfernung zu ihr mit zwei schnellen Schritten, schlang einen Arm um ihre Taille, zog sie zu sich heran und ließ sie mit einem Kuss verstummen.
    Liadan betrachtete das absonderliche Bild mit einem Hauch von Verwunderung. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie sich der Junge nach einer knappen Verbeugung in ihre Richtung hinausschlich, und dann konnte sie nur versuchen, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Das war doch wirklich zu absonderlich. Vorhin war sie noch in ihrem Zuhause gewesen, umgeben von ihren Rittern, und jetzt befand sie sich plötzlichauf einem Schiff, gequält von einer schrillen Stimme und als Beobachterin eines Ausbruchs der Leidenschaft zwischen einem Elfen und einem Menschen.
    Liadan rührte sich nicht, betrachtete die beiden lediglich schweigend und wartete, bis sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihr zuwandten. Die Menschenfrau stand auf den Zehenspitzen und streckte sich in die Höhe, während der Elf sich über sie beugte. Er war hochgewachsen – selbst für einen Elfen – und von schlanker, fast schon ausgemergelter Gestalt. Er trug ein blutrotes Kopftuch, das er am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden hatte. Darunter kam sandfarbenes, sehr feines Haar zum Vorschein, das kurzgeschnitten war und nur knapp über den Kragen des weißen Hemdes reichte. Von seinem Gesicht konnte Liadan im Moment noch nichts erkennen, da es von dem schwarzen Schopf der Menschenfrau verdeckt wurde.
    Liadan überlegte, was die Piraten mit ihr vorhaben mochten, schließlich hatten sie sie wohl kaum zum Zeitvertreib aus ihrer Burg entführt. Natürlich wusste sie, was der Korallenfürst von ihr wollte, doch mit welchen Mitteln er seinen Zweck verfolgen würde, konnte sie im Moment noch nicht erahnen. Was würde er tun, um sie zu den neuen Gesetzen zu zwingen?
    Ein Seufzer der Menschenfrau lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück zum Fußende des Bettes. Der Elf umfasste gerade die beiden Zöpfe der Frau mit einer Hand und zog daran, um ihren Kopf zurückzubeugen. Von den beiden ging eine knisternde Hitze aus, die wie Magie durch den gesamten Raum waberte, aber Liadan fühlte sich nicht unwohl. Sie war es gewohnt, sonderbare Situationen zu erleben und vor allem zu überstehen. Sie war es gewohnt, geduldig und gleichmütig zu sein, und so hielt sie immer noch ihre ausdruckslose Miene aufrecht, als sich die Frau von ihrem Galan wegschob und er sich aufrichtete.Fertig waren die beiden aber noch immer nicht, denn der Elf legte beide Hände auf Naylas Wangen und sah sie an. Sein Gesicht wirkte, wie sein gesamter Körper, etwas ausgemergelt, die Wangenknochen traten scharf hervor.
    »Du hast mir so gefehlt«, flüsterte er atemlos und fuhr mit den Daumen über die Wangen der Frau. In seiner Stimme lag eine solche Wärme und Sehnsucht, dass auch Liadan eine Art Ziehen in der Bauchgegend vernahm. Wie oft hatte sie sich gewünscht, von einem Mann auf diese Weise angesehen und geküsst zu werden. Rasch versuchte sie an etwas anderes zu denken. Für romantische Gefühle war jetzt weder die rechte Zeit noch der Ort. Naylas Stimme machte den Zauber ohnehin zunichte.
    »Es waren doch nur drei Tage«, lachte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte dem Elfen noch einen Kuss aufs Kinn, woraufhin dieser plötzlich ernst dreinblickte.
    »Drei Tage! Ich hatte das Gefühl, vor Sehnsucht zu vergehen.«
    »Rede keinen Unsinn«, erwiderte Nayla und wand sich aus seiner Umarmung. Als sie Liadan erblickte, die noch immer in stolzer Haltung neben dem Bett verharrte, blinzelte sie einmal verwirrt, als hätte sie die Anwesenheit der Königin längst vergessen gehabt. Auch der Elf wandte sich ihr zu, und noch ehe Liadan sichs versah, ging er bereits auf ein Knie nieder.
    »Majestät«, sagte er mit tiefer, melodiöser Stimme, wie sie nur zu einem Elfen gehören konnte. Eine Wohltat nach den Klängen der Menschenfrau. »Erlaubt mir, mich Euch vorzustellen. Man nennt mich Feuerprinz, Kapitän der Ewigkeit , doch Freunde sagen Avree zu mir.« Er hielt den Blick gesenkt und verharrte in so eleganter und zugleich förmlich angespannter Haltung, als wäre er auf diese Weise in den Raum gekommen, anstatt mit einer völlig unpassenden Begrüßung seinerGeliebten. Er hatte seine Königin ignoriert, doch nun tat er, als hätten der Kuss und das Geplänkel niemals stattgefunden.
    Liadan blickte auf ihn hinab und war nicht gewillt, ihn zum Aufstehen zu bitten. Er war der Feind.
    »Feuerprinz«, sagte sie und ließ einige Augenblicke des Schweigens folgen,

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