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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Krankenschwester, die ihr vom Boden der Toilette aufgeholfen hatte.
    »Ich sehe mal in der Männertoilette nach«, sagte die erste Frauenstimme. »Weit kann er nicht gekommen sein.«
    Anita hörte, wie sich Schritte aus dem Zimmer entfernten. Sie legte ihr Buch beiseite, schlüpfte aus dem Bett und zog den Vorhang auf. Die Nachtschwester stand am Fuß von Evans Bett. Die Decke war zurückgeschlagen. Das Bett war leer.
    Anita durchfuhr jähe Freude. Evan war aufgewacht! Ihm ging es also gut. Vor Erleichterung wurde ihr ganz schwindelig.
    Sie tapste zur Krankenschwester.
    »Wo ist er?«, fragte sie.
    Die Schwester sah sie an. »Pst, wir wollen doch nicht alle aufwecken«, sagte sie. »Und du solltest um diese Zeit eigentlich im Bett liegen.«
    »Ich will Evan sehen«, sagte Anita. Sie schaute sich um. Bestimmt war er irgendwo ganz in der Nähe. »Wo ist er?«
    Bevor die Krankenschwester antworten konnte, hörte man das Klappern von Absätzen auf dem Fußboden. Die Stationsschwester kam auf sie zu. »In der Toilette ist er nicht«, berichtete sie. »Ich bleibe hier auf der Station. Versuchen Sie ihn zu finde n – Beeilung, bitte. Es geht schließlich nicht, dass Patienten unbeaufsichtigt im Krankenhaus herumwandern.«
    Die Schwester nickte und verschwand im dämmrigen Korridor.
    Anita starrte die Stationsschwester an. Wo war Evan?
    »Wir werden ihn finden, keine Sorge«, sagte die Stationsschwester. »Und in der Zwischenzeit solltest du wieder ins Bett gehen.«
    Bereitwillig ließ sich Anita zurückführen, aber sie war zu aufgeregt, um schlafen zu können.
    Sie lehnte sich gegen die Kissen, umklammerte den Bernsteinanhänger und wartete darauf, dass Evan an ihrem Bett auftauchen und alles wieder in Ordnung sein würde.
    Drei Stunden später saß Anita noch immer aufrecht im Bett und starrte mit dem Anhänger in der Hand auf die gegenüberliegende Wand.
    Evan hatte man noch immer nicht gefunden.
    Die irische Krankenschwester setzte sich auf ihre Bettkante und ergriff Anitas freie Hand.
    »Wo ist er?«, murmelte Anita. Verwundert sah sie die Krankenschwester an. »Wo kann er nur stecken?«
    »Keine Sorge«, sagte die Schwester. »Weit kann er nicht sein. Keines seiner Kleidungsstücke fehlt.«
    »Vielleicht liegt er ja irgendwo bewusstlos«, sagte Anita. »Er könnte sich verletzt haben.«
    »Mal nicht den Teufel an die Wand«, rügte die Schwester sie. »Ich vermute, dass er beim Aufwachen erst mal etwas orientierungslos war und halb benommen losgeschlurft ist. Die Polizei ist informiert, damit sie Ausschau nach ihm hält, falls er wider Erwarten das Gebäude verlassen haben sollte. Wenn er in der Krankenhauskleidung auf den Straßen herumirrt, wird man ihn bald finden und zurückbringen.«
    Anita biss sich auf die Lippen. »Hoffentlich.«
    Die Krankenschwester stand auf. Sie lächelte. »Sie werden ihn finden, mach dir keine Sorgen.« Damit ging sie.
    Anita blickte ihr nach und versuchte, sich nicht vorzustellen, wie Evan verwirrt und mit Schmerzen im Krankenhaus herumlief, vielleicht mit so heftigem Kopfweh, dass er nicht mehr klar denken konnte.
    Sie schaute zum Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers.
    Draußen schien die Sonne.
    Aber Anita konnte sich nicht ablenken, solange Evan da draußen nach einem schweren Unfall in der Gegend herumstolperte. Er könnte hinfallen und sich was tun oder vor ein Auto laufen.
    Anita schüttelte den Kopf. Sie musste nur fest daran glauben, dass man Evan sicher und wohlbehalten finden würd e – dass er zu ihr zurückgebracht und alles wieder gut werden würde.
    Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Plötzlich bemerkte sie jedoch einen wandernden schwarzen Fleck hinter ihren geschlossenen Augenlidern.
    Sie runzelte die Stirn. Statt zu verwischen und weiter zu verblassen, schien der verschwommene Lichtfleck kleiner zu werden, sich zu verändern und Gestalt anzunehmen.
    Der Fleck wurde zu der schwarzen Silhouette einer Person, die hinter Anitas Augenlidern stand. Zwar konnte man ihre Gesichtszüge nicht erkennen und sie war nur zweidimensional, aber es handelte sich ganz eindeutig um den Umriss eines Mensche n – eines Mannes.
    Evan?
    Die Gestalt kam näher und streckte die Hand nach ihr aus.
    Mit angehaltenem Atem öffnete Anita die Augen.
    Nein, es war nicht Evan.
    Der Mann stand ungefähr zwanzig Meter von ihr entfernt und trug die Art Kleidung, die sie im Schultheater verwendeten, Kleidung aus der Zeit von Elisabet h I.: einen langen schwarzen,

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