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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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pelzbesetzten Umhang, ein Wams und eine Kniehose aus dunkelrotem Stoff sowie kniehohe Lederstiefel. Lächelnd machte er eine Verbeugung. Er sah gut aus, mit hohen Wangenknochen, tief liegenden Augen und dunklen Haaren, die er sich aus dem Gesicht gekämmt hatte. Anita konnte sehen, dass er nur ein paar Jahre älter war als sie selbst.
    Doch seltsamerweise war das Bild körnig und leicht verschwommen wie auf einem schlechten Video und Anita konnte durch den Mann hindurch die Wand sehen.
    »Kommt zu mir.«
    Das war dieselbe tiefe, melodische Stimme, die laut aus dem Buch vorgelesen hatte. Außerdem sprach er seltsam altmodisch.
    »Wer sind Sie?«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Kommt zu mir und alles wird offenbart.« Das Bild des jungen Mannes flackerte und verschwand kurz ganz. Ein drängender Ton schlich sich in seine Stimme. »Wir haben nur wenig Zeit, Mylad y – kommt her zu mir.«
    Überzeugt, dass sie wieder träumte, stieg Anita aus dem Bett.
    Sie ging auf ihn zu, aber obwohl sich seine Beine nicht bewegten, glitt er von ihr weg.
    Jetzt streckte er beide Hände nach ihr aus.
    Sie tapste über den kalten Fußboden, doch erneut wich er zurück.
    Sie folgte ihm zum Ende der Station und bis zu einer Tür, hinter der das Fernsehzimmer lag. Der Mann schwebte geradewegs durch die geschlossene Tür hindurch.
    »Kommt zu mir.«
    »Ich versuch’s ja.«
    Sie öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum. Bei ihrem Eintreten schauten ein paar Leute desinteressiert auf. Den Mann jedoch würdigte niemand auch nur eines Blickes, obwohl er direkt vor dem Fernseher stand.
    Er glitt jetzt rückwärts zu einer Tür, die auf einen kleinen Balkon führte.
    Anita öffnete die Tür und trat in den Sonnenschein hinaus. Ein paar Stühle standen um kleine Plastiktischchen herum, aber es waren keine anderen Patienten draußen.
    Die seltsame Gestalt war jetzt noch schwerer zu erkennen.
    »Schenkt mir all Eure Aufmerksamkeit, Mylady.« Seine Stimme war nur noch ein leises Murmeln. »Ihr habt die Kraft daz u – Ihr müsst nach mir greifen. Verbannt alle anderen Gedanken aus Eurem Kopf. Nehmt meine Hand. Denkt an nichts anderes.«
    Anita konzentrierte sich auf seine ausgestreckte Hand, ging auf ihn zu und diesmal glitt er nicht weg. Sie kam näher, den Blick auf seine Hand geheftet.
    Das passiert alles nicht wirklich , sagte sie sich.
    Das war zwar nicht so aufregend wie ihr Traum vom Fliegen, aber trotzdem ging etwas Faszinierendes von dem gut aussehenden jungen Mann aus, und sie war neugierig, wohin er sie brachte.
    Nur ein paar Meter trennten sie noch.
    »Kommt, Mylady«, drängte er sie wieder. Er beugte sich zu ihr, streckte seinen Arm aus und griff mit den Fingern nach ihr.
    Mit letzter Anstrengung machte sie einen Satz nach vorn. Ihre Hände berührten sich.
    Triumphierend schrie er auf, packte ihr Handgelenk und zog sie so ruckartig zu sich heran, dass Anita beinahe von den Füßen gerissen wurde und einen leisen Schmerzensschrei ausstieß.
    Während sie vorwärtsstolperte, löste sich vor ihren Augen der Klinikbalkon und der Rest des Krankenhauses auf. Tiefe Dunkelheit hüllte sie ein.
    »Wo bin ich?« Anitas Stimme hallte in ihren Ohren wider.
    »Zu Hause, Mylady«, sagte der Mann und hängte ihr seinen Umhang um die Schultern, um ihren Schlafanzug zu bedecken. »Euer langes Exil hat ein Ende.«
    Anita wandte sich ihm zu. »Tut mir leid«, sagte sie. »Für wen genau halten Sie mich eigentlich?«
    »Ihr seid Prinzessin Tania, die siebte Tochter von König Oberon und Königin Titania«, verkündete er.
    Sie lächelte schief. Entweder war das der lebhafteste Traum, den sie jemals hatt e – oder sie wurde nun doch komplett verrückt.
    »Verstehe«, sagte sie. »Und Sie sin d …?«
    Er machte eine tiefe Verbeugung. »Ich bin Gabriel Drake, Herzog von Weir.«
    Das Buch mit dem Ledereinband! Sie befand sich mitten in dem Märchen! Gabriel Drake war der Mann, der die verschollene Prinzessin heiraten sollte.
    »Das ist ja cool«, sagte Anita. »Echt schade, dass ich jeden Moment wieder im Krankenhaus aufwachen werde.«
    »Ihr schlaft nicht.« Er drehte sie sanft am Ellbogen herum. »Hier, seht Euren Geburtsort: den Königspalast des Elfenreiches.«
    Sie standen auf einem hölzernen Kai, der auf einen breiten Fluss hinausging. Auf der anderen Uferseite lag unter blaugrauem Himmel mit filigranem Sternenmuster ein riesengroßer Palast, der sich nach links und rechts so weit erstreckte, wie sie nur sehen konnte. Jeder Raum, jeder Turm, jede

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