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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Tür auf und schlagartig wurde es lauter. Dann geleitete er Anita zu einer hohen Empore, von der aus man auf einen großen Saal mit einem weiten, kunstvoll gewölbten Holzdach und dunkel getäfelten Wänden mit Wandteppichen blicken konnte. Flackernde Kerzen steckten zwischen den Wandteppichen in Haltern und zwei Kronleuchter, ebenfalls mit Kerzen bestückt, hingen an der Decke. Anita betrachtete das Treiben unter sich. Der Saal war voller Leute, alle in wunderschöner elisabethanischer Kleidung. An der entfernten Seite des Saals stand ein langer, breiter Tisch mit Tabletts, Schüsseln und Schalen voller Speisen. Es roch nach Braten. In der Ecke sah Anita eine kleine Musikkapelle, die auf sonderbaren, altmodischen Instrumenten spielte. In der Mitte des Tisches standen zwei Throne unter einer scharlachroten Markise. Ein Mann und eine Frau saßen nebeneinander darauf.
    Der Mann trug ein pelzbesetztes schwarzes Wams mit weißer Stickerei und Puffärmeln mit Schlitzen, unter denen das weiße Hemd hervorschaute. Um den Hals hatte er eine weiße Krause und auf dem goldenen Haar saß eine schlichte weiße Krone mit schwarzen Juwelen. Er hatte einen kurz geschnittenen Vollbart, hohe schräge Wangenknochen und kluge, durchdringende blaue Augen.
    Die Frau trug ein hellblaues Kleid mit weiß bestickter Spitze auf dem Mieder und langen geschlitzten Ärmeln. Die hohe Halskrause ihres Kleides funkelte, als wären weiße Juwelen eingenäht. Sie war unglaublich schön, hatte strahlend grüne Augen, schneeweiße Haut und leuchtend rote Lippen. Auf den Locken ihrer hochgesteckten roten Haare saß eine Krone aus weißem Kristall, ebenfalls mit schwarzen Steinen besetzt, die im Kerzenschein silbrig blitzten.
    Während Anita so von oben auf sie hinunterschaute, hatte sie das Gefühl, als würde sie am Rand eines großen dunklen Ozeans der Erinnerungen taumeln.
    Am Tisch saßen noch ein paar weitere Leute, aber die meisten tanzten. Die Schritte waren langsam und kompliziert: Die Männer und Frauen bewegten sich in einem raffinierten Muster aufeinander zu und wieder voneinander weg, ohne jemals zu stocken.
    Außerdem gab es dort unten einen großen Steinkamin, aber darin brannte kein Feuer, sondern die Feuerstelle war mit Vasen voller Blumen gefüllt.
    »Wie schön«, flüsterte sie.
    Da erregte eine einsame, reglose Gestalt ihre Aufmerksamkeit. Es war ein Mann.
    Er saß seitlich vom Kamin auf einem Schemel. Die Ellbogen hatte er auf die Knie gestützt und den Kopf in den Händen, als würde er die Festlichkeiten um sich herum gar nicht wahrnehmen. Er hatte langes goldenes Haar und trug ein grünes Wams sowie grüne Kniehosen, die mit gelber Stickerei verziert waren. Doch irgendetwas war an ih m – etwas an der Art, wie sich seine Haare lockten, oder an seiner Haltun g –, was Anita zu kennen meinte.
    »Wer ist das?«, fragte sie und beugte sich weit über das Geländer, sodass sie Gabriel ihre Hand entziehen musste. »Der kommt mir so bekannt vor.«
    Kaum hatte sie Gabriel ganz losgelassen, änderte sich schlagartig alles.
    Im Saal herrschte jetzt nur noch ein trübes Dämmerlicht. Die Tänzer hatten sich in Luft aufgelöst, die Musik stoppte abrupt. Der Bratenduft war verschwunden, der lange Tisch leer, genau wie die Stühle und die zwei Throne. Es wehte kalt von unten hoch, die Luft roch nach feuchtem Moder und Verwesung.
    Das einzig verbleibende Licht kam von ein paar gelben Kerzen auf dem Kaminsims.
    Und die einzige Person, die sich noch im Saal befand, war der Mann in Grün.
    Während Anita ihn von oben anstarrte, hob er den Kopf und blickte zu ihr hoch. Im flackernden Licht sah sie sein Gesicht.
    Es war Evan.

IV
    E inige Sekunden starrte Anita ihn völlig überrascht an. Dann strahlte sie erleichtert.
    Sie hatte Evan gefunde n – und er war gesund und wohlbehalten!
    »Evan!«, rief sie. »Wo bist du gewesen?«
    Er blickte kurz mit vollkommen ausdrucksloser Miene zu ihr hoch, dann sah er wieder weg.
    Verwirrt wandte sich Anita an Gabriel, der neben ihr stand, eine Hand auf dem glänzend polierten Holzgeländer ruhend. Er schaute mit verhaltenem Lächeln auf Evan hinunter.
    Evans Stimme drang von unten zu ihnen hoch. »Seid gegrüßt, Mylord.«
    »Unser Unterfangen war von Erfolg gekrönt, Edric«, sagte Gabriel. »Die Verschollene ward gefunde n – was zu keinem geringen Teil deinen Anstrengungen zu verdanken ist.«
    Edric? Wer war Edric? Moment mal, das ergab doch alles überhaupt keinen Sinn.
    Evan neigte den Kopf. »Stets zu

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