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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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öffnete die kleine Tür, die von der Empore in den Saal hinunterführte. »Nach Euch, Mylady.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ach natürlich, nach mir«, sagte sie. »Wer ist hier schließlich die Prinzessi n …«
    Als Gabriel sie diesmal durch den Palast führte, sah alles wie verwandelt aus.
    Die Räume und Flure waren dunkel und totenstill. Die hellen Lichter und die fröhlichen Stimmen waren verschwunden und alles wirkte verlassen. Ein muffiger Geruch hing in der Luft. Die Teppiche und Gemälde lagen in tiefer, schwerer Dunkelheit. Hinter den staubigen, von Spinnweben bedeckten Fenstern erstreckte sich ein dunkler, düsterer, sternenloser Himmel.
    Stumm gingen Anita und Gabriel im flackernden Kerzenschein vor sich hin. Die Dunkelheit öffnete sich widerwillig vor ihnen und schloss sich sofort hinter ihrem Rücken wieder.
    Anita fröstelte. »Wo sind denn alle hin? Als wir hier angekommen sind, war doch alles noch ganz anders.«
    »Was Ihr gesehen habt, war eine Sinnestäuschung«, sagte Gabriel. »Ich wollte Euch den Königspalast so zeigen, wie Ihr ihn kennt.« Tiefe Traurigkeit lag in seinem Blick. »Jetzt leben nur noch wenige im Palast und niemand ist mehr glücklich.«
    »Aber warum?«, wollte Anita wissen.
    »Im Elfenreich ist die Zeit stehen geblieben, als Euer Vater vom Tode Eurer Mutter, Königin Titania, erfuhr«, sagte Gabriel. »Sie starb auf tragische Weise, kurz nach Eurem Verschwinden.« Er ging zum Fenster und riss es auf. Kalte Luft schlug ihnen aus dem Zwielicht entgegen. »Seit fünfhundert Jahren herrscht hier die Große Dämmerung. Das ganze Elfenreich trauert mit Oberon.« Er sah sie an und kurz leuchteten seine Augen auf. »Doch hege ich große Hoffnung, dass die Freude über Eure Rückkehr die lang währende Verzweiflung des Königs beenden wird.« Er lächelte. »Vielleicht erleben wir schon bald einen fantastischen Sonnenaufgang. Und dann werdet Ihr die ganze Pracht und Herrlichkeit hier sehen, Mylady!«
    Anita lächelte zurück. »Das wäre toll«, sagte sie. »Die Königin ist also tot, sagtest du?«
    »Wohl wahr. Eure Mutter ist ertrunken, Mylady.«
    »Wie traurig«, sagte Anita. »Aber sie war nicht meine Mutter. Meine Mum kann schwimmen wie ein Fisch. Als kleines Mädchen hat sie sogar Medaillen gewonnen: Brustschwimmen, Schmetterling, Freistil.« Sie sah Gabriel an. »Du hast keine Ahnung, wovon ich rede, oder?«
    »Eure Sprechweise dünkt mir manchmal etwas seltsam, Mylady«, sagte Gabriel.
    » Meine Sprechweise?«, sagte Anita. »Das soll wohl ein Witz sein?«
    Gabriel neigte lächelnd den Kopf.
    Sie waren an einer großen Bogentür angelangt. Gabriel machte sie auf, dann trat er zur Seite, um Anita den Vortritt zu lassen.
    Sie kamen in einen Innenhof mit hohen, dicht stehenden dunkelroten Backsteingebäuden auf allen vier Seiten. Viereckige Zinnen hoben sich finster vor dem Himmel ab. Auf der anderen Seite des Hofes lag ein weiterer Torbogen, an den sich eine Rasenfläche mit kopfsteingepflasterten Wegen anschloss. Kaum war Anita raus aus dem Modergeruch und der traurigen Stille des leeren Palasts, ging es ihr schon wieder etwas besser. Sie lief neben Gabriel unter dem dämmrigen Himmel her und fühlte ein leichtes Kribbeln. Dies alles war nur ein Traum und nun wurde sie zum Elfenkönig gebrach t – wie cool war das?
    Der Weg fiel sanft ab und Anita vernahm leises Wasserplätscher n – anscheinend näherten sie sich einem Fluss. Zu ihrer Rechten standen in der Ferne die strahlend weißen Türme der Brücke, über die sie und Gabriel anfangs gekommen waren.
    Der Fluss strömte träge zwischen den Ufern dahin. Anita sah einen Steg, der auf das Wasser hinausragte.
    Sie wandte sich an Gabriel. Hinter ihm hob sich der eckige Umriss des Palastes mit seinen verschiedenen Eck- und Wohntürmen und Zinnen dunkel gegen das fortwährende Halbdunkel des Elfenreichs vom Horizont ab.
    Auf der anderen Flussseite verliefen Kais und Stege und Anita konnte einige Gebäude mit niedrigen Dächern, die an einen kleinen Wald grenzten, erkennen. Kein Blatt regte sich. Kein Vogel zwitscherte.
    An der Spitze des Stegs vor ihnen bemerkte Anita eine große Holzbarkasse im Wasser. Die Strömung des Flusses brach sich leise plätschernd am Boot. Eine einzelne Laterne hing an der Bugspitze, die jedoch nur einen schwachen Lichtschein verbreitete. Um den Bug herum befanden sich ein paar Fackeln, aber keine war angezündet.
    Gabriel machte einen Schritt aufs Boot, reichte Anita die Hand und sie folgte

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