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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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haben.«
    »Das ist schon eine Weile her, nehme ich an«, sagte sie.
    »Fürwahr, eine sehr, sehr lange Zeit.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mich überhaupt nicht mehr daran erinnern.«
    »Mit der Zeit wird Euer wahres Selbst zurückkehren«, versprach Gabriel.
    Sie sah ihn nachdenklich an. Hatte sie ihn gelieb t – vor langer, langer Zeit? Sie konnte verstehen, wie man bei so einem Mann schwach werden konnte. Er war charmant, freundlich und extrem attraktiv. Sie musste schmunzeln. Und außerdem noch reich und mächti g – obwohl sie sich nicht sicher war, ob das einer Prinzessin wichtig sein sollte.
    Er erwiderte ihren Blick. Und jetzt waren seine Augen nur auf sie gerichtet, als wäre sie das einzig Interessante auf der ganzen Welt.
    Er hatte seltsame Augen. Silbergrau. Wie Mondlicht, das auf einen tiefen dunklen See fällt. Oder eine weiße Flamme, die sich in poliertem Stahl spiegelt. Der Raum drehte sich um sie und sie merkte, dass sie nicht wegsehen konnte.
    Die Intimität ihres Blickkontakts verursachte ihr Unbehagen, als müsste sie sich von ihm losreißen, ehe irgendetwas Bedeutsames geschah. Sie versuchte ihm ihre Hände zu entziehen.
    »Lasst meine Hände nicht los«, sagte er sanft.
    Seine Augen schienen immer größer zu werden, bis Anita nur noch das Silber seiner Iris und das Schwarz seiner Pupillen sehen konnte. Das Silber schimmerte wie Mondlicht und das Schwarz war mit weißen Lichtpunkten durchsetzt wie ein sternenübersäter Himmel. Sie hatte das Gefühl, als würde sie von seinem Blick magisch angezogen, und sie konnte nichts dagegen tun.
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich will nicht.«
    »Blickt unter Euch«, sagte er, »und habt keine Angst.«
    Anita gehorchte. Der Fußboden, die Große Halle, die tanzenden Höflinge waren verschwunden. Stattdessen war nur noch der sternenübersäte Nachthimmel um sie herum, erhellt vom Mond, der hinter einem dünnen, filigranen Nebelschleier hervorlugte. Sie schwebte in der Luf t – hing in Gabriels Armen und weit unter ihnen lag das nächtliche Land.
    Von plötzlicher Panik übermannt klammerte sich Anita an seine Hände und stöhnte auf.
    »Ihr werdet nicht fallen«, sagte er. »Vertraut mir.«
    Sie schluckte schwer. Diesmal hatte sie keine Flüge l – einzig und allein Gabriel hinderte sie daran zu fallen. Sie hatte keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen.
    Sie segelten durch die Nacht und der Wind wehte ihr ins Gesich t – nach der Wärme in der Großen Halle war die kühle Luft erfrischend. Der Wind erfüllte mit seiner flüsternden Stimme ihr Ohr, fuhr raschelnd durch ihr Ballkleid und zerzauste ihr Haar.
    Weit unter sich konnte sie einige winzig kleiner Lichter sehen, die wie vereinzelte Diamanten fun-kelte n – das war der Elfenpalast, der rasch in der Ferne verschwand. Die Lichter entschwanden eines nach dem anderen, bis die Nacht sie alle verschluckt hatte.
    Riesige unbewohnte Flächen Heideland glitten unter ihnen hinweg, schließlich erblickte Anita dunkelrote Berge, die aussahen wie ein wogender See aus versteinerten Schatten. Am Rand der Heidelandschaft erstreckte sich, so weit das Auge reichte, ein großer dunkler Wald.
    »Wohin bringst du mich?«, fragte Anita.
    »Über die Berge in ferne Gefilde«, sagte Gabriel leichthin.
    Er senkte die rechte Hand, hob die linke und plötzlich verloren sie rasch an Höhe.
    Anita stieß einen spitzen Schrei aus. »Nein! Nicht!«, rief sie, als die Bäume auf sie zurasten. »Bitte nicht!«
    Mit den Füßen streifte sie die Blätter der oberen Äste, doch da hob Gabriel erneut die rechte Hand und ihr Fall wurde abgebremst und sie stiegen langsam wieder über die Baumwipfel. Die Sterne hingen über ihr, der Mond schaukelte am schwarzen Horizont.
    »Das hast du mit Absicht gemacht, oder?«, stieß sie hervor.
    »Zu Eurem Vergnügen«, sagte Gabriel lächelnd.
    Etwas unsicher über seine Definition von »Vergnügen« zwang sich Anita, ruhig durchzuatmen um die aufsteigende Panik zu bekämpfen. Als sie zu Boden blickte, entdeckte sie unter sich eine Lichtung im Wald, auf der sie eckige dunkle Formen und winzige gelbe und rosafarbene Lichtquadrate ausmachen konnte. Die Häuser hatten strohgedeckte Dächer und zahlreiche Wege führten von der Siedlung in den Wald hinein- und wieder heraus.
    Doch im nächsten Augenblick war das alles auch schon wieder verschwunden.
    Zu ihren Füßen tauchten bewaldete Hügel auf, die schließlich in ein breites Tal übergingen. Dort lag ein großer See, in dem sich die

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