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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Sterne spiegelten, so dass es aussah, als existiere dort unten noch ein weiteres Elfenreich.
    Wieder raste Heideland unter ihren baumelnden Füßen hinweg. Dann entdeckte Anita einen Steinkreis, der weiß im Mondlicht leuchtete und kurz darauf eine graue Hügellandschaft mit Schafen. Sie flogen über einen schimmernden Wasserfall und dunkle Flüsse, die sich durch Ackerland und Wald schlängelten.
    So flogen sie immer weiter, während der laue Abendwind über die sich ständig wandelnde Landschaft des Elfenreichs strich.
    Dann wurde das Land zerklüftete r – gezackte Felsen ragten aus der Erde und tiefe Täler spalteten die Berge. Raue Felswüsten aus gesprungenem und gerissenem Stein reflektierten schwach das Mondlicht. Die Gegend unter ihnen wirkte unwirtlich und kalt auf Anita und sie schauderte beim Anblick der kahlen Landschaft.
    Wieder senkte Gabriel die Hand und mit einem Mal flogen sie mitten zwischen den zerklüfteten Felsspitzen, die überall aufragten, hindurch. Anita merkte, dass sich unter ihnen im Tal etwas bewegte, und sah genauer hin. Zuerst war es nur ein verschwommener grauer Fleck, aber als sie näher kamen, wurde ihr klar, dass es sich um eine Herde Tiere mit silbrigem Fell handelte, die über den felsigen Grund galoppierten. Beim Laufen wippten ihre Mähnen und Schwänze auf und ab und ihre Hufe donnerten auf den Stein nieder.
    Pferde? Nein, das waren keine Pferde. Anita betrachtete die Tiere neugierig. Dann fiel das Mondlicht auf ein spiralförmiges Horn.
    »Einhörner!«, stieß sie überrascht aus.
    »Fürwahr«, sagte Gabriel. »Die wilden Einhörner von Caer Liel. Diese Rasse kann man nicht zähmen.« Er stimmte leise eine Melodie an, bei der Anita ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    »Reit schnell nach Haus, mein Kind,
die Einhörner sind hinter dir her,
Die Raben hocken auf fleckigem Fels
und lauern, wenn der Tag sich neigt,
vom Sturm geschüttelt die Straße bebt,
die Tore der Burg fall’n hinter dir zu,
die Pferde schwitzen vom langen Ritt
und dampfen im Hof,
du bist in Sicherheit, mein Kin d –
du bist in Sicherheit.«
    »Was ist das?«, fragte Anita. »Das klingt so traurig.«
    »Das ist ein Lied, das ich als Kind gelernt habe«, entgegnete er und blickte dann wieder in die Ferne. »Seht, Mylady«, sagte er und klang mit einem Mal aufgeregt. »Die Lichter von Burg Weir, der Sitz meiner Familie und die Wiege meiner Kindheit!«
    Anita starrte auf die schroffen Berge. Hoch droben auf einer steilen Klippe ragte eine große dunkle Burg mit massiven Steinwänden und hohen Zinnen auf, an denen der Zahn der Zeit genagt hatte. Eine schmale Straße lief im Zickzack den Berg hinauf zu einem befestigten Wachhäuschen, an dem rot-schwarze Flaggen wehten. Blutrote Flammen züngelten an den Wänden hoch, die von einem Wachtfeuer stammten, die unruhig im Wind flackerten. Aus den hohen Fenstern fiel Licht in die Dunkelheit.
    Die Burg sah alt aus und war durch ihre Lage beinahe uneinnehmbar, dennoch war es kein romantischer Ort, sondern wirkte eher bedrohlich auf Anita.
    Sie sah Gabriel an. »Wolltest du mir das zeigen? Den Ort, an dem du geboren wurdest?«
    Gabriel lächelte. »Ein Anblick, der sich lohnt, wie ich finde. Die Burg von Weir mag von außen vielleicht düster aussehen, Mylady, aber innen erwarten einen stets ein herzlicher Empfang und Tafelfreuden.«
    »Gehen wir hinein, damit ich deine Familie kennenlernen kann?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Nein, Mylady, das ist nicht möglich, da es meine bescheidenen Kräfte nicht vermögen.«
    »Wie bitte? Was meinst du damit?«
    »Das«, sagte Gabriel und plötzlich spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen und befand sich mitten in der Großen Hall e – um sie herum tanzten die Schlossbewohner ausgelassen zur Musik.
    »Oh!« Sie stolperte und wäre fast hingefallen. Nur Gabriels Hände bewahrten sie davor, der Länge nach auf den Tanzboden zu stürzen.
    Sie blickte benommen in seine Auge n – silbern und schwarz. Jetzt erst konnte sie ihren Blick abwenden und es schien, als entließen seine Augen sie aus einer seltsamen Verzauberung.
    Er führte sie von der Tanzfläche. Sie lächelte ihn dankbar an und ließ sich auf einen Stuhl sinken, während sie langsam wieder zu sich kam. »Vielen Dank«, sagte sie. »Das war ja vielleicht ein irrer Zauber!«
    Er verbeugte sich und küsste ihre Hand. »Es war mir ein Vergnügen«, sagte er. »Und nun darf ich mich empfehle n – ich möchte Euch nicht länger mit Beschlag belegen,

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