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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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dass unser Vater sich ein Bündnis mit dem mächtigen Herzogtum des Nordens wünschte. Als Gabriel um deine Hand anhielt, hast du vielleicht auch deshalb Ja gesagt, um unserem Vater eine Freude zu bereiten.«
    »Mir kam es so vor, als wärst du geblendet gewesen von all dem Glanz und der ganzen Aufregung«, ergänzte Cordelia, die zugehört hatte. »Aber du mochtest Gabriel durchaus, glaube ich.«
    Sie musterte ihn nachdenklich über die Entfernung der Halle hinweg.
    »Er ist ein gut aussehender Mann, das kann man mit Fug und Recht behaupten, wenn man Wert auf so etwas legt.«
    Plötzlich tauchte Zara auf. »Was ist denn das?«, rief sie aus und griff nach Anitas Hand. »Bist du schon müde? Die Nacht ist noch jun g – komm, ich habe um deinen Lieblingstanz gebeten: einen Companion . Der wird alle Spinnweben wegfegen! Auf die Füße, ihr Faulpelze, bis Sonnenaufgang sind noch viele Tänze zu tanzen!«
    Anita warf Sancha und Cordelia einen amüsierten Blick zu, während sie von ihrer vollkommen unermüdlichen Schwester zur Tanzfläche gezogen wurde.
    Erst nach drei weiteren Tänzen war es Anita möglich, Zara zu entkommen. Ihr war etwas schwindelig von den vielen Drehungen, daher bahnte sie sich einen Weg durch die Schar der Höflinge, um nach einem Platz Ausschau zu halten, wo sie sich eine Weile hinsetzen und ausruhen konnte.
    Plötzlich berührte sie etwas am Handgelenk und jemand zischte ihr ins Ohr: »Wir müssen reden.«
    Als sie aufblickte, sah sie Edrics Gesicht vor sich.
    Den Bruchteil einer Sekunde erinnerte sie sich lebhaft an ein anderes Mal, als ein Junge, den sie als Evan Thomas kannte, ihre Hand ergriffen hatte.
    Ein Konzert, vor ein paar Monaten in Nordlondon. Laute Rockmusik, die ihr in den Ohren dröhnte, E-Gitarren, die kreischten, und Bässe, die im Magen wummerten. Auf der Tanzfläche schwitzende Leiber. Zuckendes Stroboskoplicht auf den dunklen Wänden. Und sie war mittendrin in dem ganzen Gedränge, genoss jeden Augenblick wie im Rausch. Doch plötzlich wurde sie von der Menge zur Bühne geschubst. Sie war in der Menschenmasse eingekeil t – atemlos und unfähig, sich zu befreien. Das war nicht ungefährlich: Wenn sie hinfiel, würden die anderen über sie hinwegtrampeln.
    Und dan n – die Rettung! Evan, der ihre Hand gepackt hatte und sie aus der Meute zog.
    Erleichterung. Sie warf sich ihm an den Hals, lachte und brüllte ihm ins Ohr: »Ich glaube, du hast mir gerade das Leben gerettet!« Und in diesem Augenblick war ihr klar geworden, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
    Die Erinnerung währte nur kurz. Schon war sie wieder zurück in der Großen Halle des Königspalasts und das Gesicht, in das sie starrte, war nicht mehr das ihres Freunds Evan, sondern das von Edric Chanticleer, dem verlogenen Diener von Gabriel Drake.
    »Lass mich in Ruhe«, fauchte sie ihn an. »Ich habe dir nichts mehr zu sagen.«
    Sie riss sich los und drängte sich durch die Menge, um so weit wie möglich von ihm wegzukommen. Der Gedanke, wie grausam er ihre Gefühle manipuliert hatte, machte sie wütend. Anita rief sich erneut ins Gedächtnis, dass alles nur ein Traum war, aber sie konnte nicht anders: Sie war enttäuscht und gekränkt über Evans Verhalten.
    »Seid gegrüßt, Mylady!« Gabriels Stimme ließ sie abrupt innehalten. Er stand direkt vor ihr. Sie war so bedacht darauf gewesen, Abstand zwischen sich und Edric zu bringen, dass sie fast in ihn hineingerannt wäre.
    »Oh! Tut mir leid«, stieß sie hervor, dankbar, dass ein freundliches Gesicht ihre düsteren Gedanken verscheuchte. Sie lächelte ihn an. »Hast du hier viel Spaß?«
    »Fürwahr, es ist eine Freude«, sagte er und blickte ihr tief in die Augen. »Aber ein Tänzchen mit meiner Lady zu wagen, würde alle anderen Vergnügen in den Schatten stellen.«
    Anita zog eine Augenbraue hoch. »Du bittest mich um einen Tanz?«
    Gabriel verneigte sich. »Wenn es Mylady beliebt.«
    »Okay«, sagte sie. »Aber bitte nichts Schnelles.«
    »Vertraut mir«, sagte er. »Ich werde Euch so gut führen wie kein anderer.«
    Das klang verführerisch. Sie ging mit ihm auf die Tanzfläche, wo sie sich einander gegenüberstellten. Er verbeugte sich und hob die Arme. Sie nahm seine Hände und sie schritten in einem langsamen Kreis umeinander herum.
    Sein Blick lag die ganze Zeit auf ihrem Gesicht, aber seine tief silbrigen Augen hatten einen abwesenden Glanz.
    »Woran denkst du?«, fragte sie.
    »Ich habe mich daran erinnert, wie wir das letzte Mal miteinander getanzt

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