Elfennacht 01. Die siebte Tochter
an. Kurz danach war sie aus dem Boot geschleudert worden und vom Fluss geschluckt worden. Sie starrte Edric an.
»Das war die Barkasse des Königs«, sagte Edric, der ihrem Blick standhielt. »Mit Drake an Bord.« Er zeigte auf den Bernsteinanhänger an ihrem Hals. »Den sollte ich dir an deinem Geburtstag geben«, sagte er mit zitternder Stimme. »Sobald du diese Kette tragen würdest, wäre Drake imstande, dich aus deiner Welt herauszuziehen.« Er verzog das Gesicht. »Ich wollte den Anhänger zerstören, aber natürlich hätte Drake dann sofort gewusst, dass ich ihn betrogen hatte, also musste ich dich vorher warnen. Das alles wollte ich dir an jenem Tag sage n – und das hätte ich auch getan, wenn wir nicht den Unfall gehabt hätten.«
In Tanias Kopf drehte sich alles. Gabriel war die ganze Zeit so nett zu ihr gewesen, aber hatte er ihr das alles vielleicht nur vorgespielt? Hatte auch Gabriel sie getäuscht?
Sie schluckte. »Hier will doch aber niemand etwas mit der Welt der Sterblichen zu tun haben«, sagte sie. »Warum sollte Gabriel so interessiert daran sein?«
»Wegen Isenmort«, antwortete Edric. »Er glaubt zu wissen, wie er Metall beherrschen und wie er es ins Elfenreich bringen kann, ohne dass es ihn dabei vernichtet.«
»Aber wozu?«
Edric blickte sie düster an. »Wegen der Macht, die es ihm verleihen würde.«
Tania runzelte die Stirn. »Aber er hat doch schon jede Menge Macht. Oberon hat ihn während seiner Abwesenheit zum stellvertretenden Herrscher ernannt. Was kann er denn noch wollen?«
Edric legte ihr die Hände auf die Schultern. »Drake ist geradezu wahnsinnig machthungrig«, sagte er. »Du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass man ihm nicht trauen darf.«
Tania zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. Wenn Edric die Wahrheit sagte, dann versuchte Gabriel, nicht nur sie zu hintergehen, sondern auch den König, ihre Familie, den ganzen Elfenhof.
Aber sagte er wirklich die Wahrheit? Und wer stand da vor ihr: Evan, ihr Freund? Oder Edric, der treue Diener Gabriel Drakes? Doch vielleicht wollte sie ihm nur gerne glauben, weil ein Teil von ihr immer noch hoffte, dass er sie in der Welt der Sterblichen tatsächlich geliebt hatte. Sie schlug seine Arme weg und stolperte rückwärts. »Ich kann nicht!«, sagte sie. »Das ist mir alles zu viel! Ich kann nicht mehr klar denken!«
Edric deutete auf den Bernsteinanhänger und rief: »Warte! Wir sind in Gefahr!«
Tania bemerkte plötzlich, dass der Anhänger sich warm auf ihrer Haut anfühlte Und als sie genauer hinsah, fiel ihr auf, dass der Stein glühte und Lichtfunken sprühte.
Edric packte sie am Handgelenk. »Schnell! Wir müssen fort von hier!«
Doch kaum hatte Edric zu Ende gesprochen, zersplitterte das Holz der Tür und sie flog auf. Ein Sturmwind ergriff sie und riss sie beinahe um. Gabriel stand in der Tür. Sein Umhang flatterte und sein Umriss hob sich dunkel gegen den Himmel ab.
XVI
» W elch Verrat wird hier verübt?«, zischte Gabriel hasserfüllt. Tania erschra k – dies war nicht der freundliche und sanfte Gabriel, den sie bisher gekannt hatte.
Edric stellte sich vor sie. »Ich habe ihr alles erzählt!«, sagte er. »Sie will nun nichts mehr mit Euch zu tun haben!«
Gabriel machte eine Handbewegung und Edric wurde plötzlich durch den Raum gewirbelt. Tania zuckte zusammen, als sein Kopf mit einem dumpfen Schlag gegen die Wand krachte. Er fiel auf dem Boden und schnappte nach Luft.
»Tu ihm nichts!«, rief Tania.
»Ihm etwas tun?«, wiederholte Gabriel voller Zorn. »Ich werde ihn vernichten und am Ende wird nichts von ihm übrig bleibe n – selbst die Krähen werden nichts finden, woran sie sich gütlich tun können!«
Entsetzt rannte Tania zu Edric hinüber und stellte sich schützend vor ihn. Er war bei Bewusstsein, wirkte aber benommen und schien zudem starke Schmerzen zu haben.
»Nein!«, sagte sie. »Das wirst du nicht.«
Gabriels Augen loderten auf und mit einem Mal war Tania überzeugt, dass er ihr etwas Schreckliches antun würde. Doch dann schien er sich zu besinnen und die Wut wich aus seinem Gesicht. Er lächelte sie an, doch ihn ihm brodelte es immer noc h – die funkelnden Augen verrieten es.
»Vergib mir, Tania«, sagte er. »Mein Zorn war so groß, dass ich mich für kurze Zeit vergessen hab e – aber er ist verflogen.« Er blickte düster auf Edric hinunter. »Warum hintergehst du mich so, Edric?«, murmelte er. »Welche Lügen hast du verbreitet?«
Edric wischte sich mit der Hand über
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