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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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die Hand nach ihr aus und winkte sie heran. Die Finger sahen aus wie die eines Skeletts und Tania wich erschrocken zurück.
    Da hörte sie hinter sich ein Geräusch.
    »Tania!« Rathina rauschte herein. Sie zog die Vorhänge auf und öffnete die Fensterläden, sodass warmes Abendlicht ins Zimmer fiel und vertrieb die Schatten.
    »Ich war auf der Suche nach dir«, stieß Tania hervor, die im Licht blinzeln musste.
    »Und ich nach dir, meine liebe Schwester«, sagte Rathina lächeln. »Haben meine Tänzer dich beunruhigt? Fürchte dich nicht: Wenn ich nicht da bin, sind sie immer traurig. Sieh nur, wie sie jetzt tanzen!«
    Tania betrachtete die fließenden Seidenbahnen. Statt des melancholischen langsamen Tanzes sprangen die Figuren nun fröhlich und leichtfüßig durch den Raum.
    »Was wolltest du denn von mir?«, fragte Tania.
    »Es wird Zeit, dass du Maddalena kennenlernst«, sagte Rathina, hakte Tania unter und führte sie aus dem Raum. »Und vielleicht können wir gleich morgen früh mit deinen Reitstunden beginnen.«
    »Das wäre schön«, sagte Tania. »Sehr sogar.« Sie sah ihre Schwester zärtlich an. »Und es gibt da ein paar Dinge, über die ich gerne mit dir sprechen würde, wenn das okay ist.«
    »Das ist absolu t … okay«, sagte Rathina langsam, dann lächelte sie. »Siehst du? Ich üb e – schon bald habe ich all deine seltsamen neuen Wörter gelernt.«
    Tania lachte und drückte Rathinas Arm. »Großartig!«
    Es dämmerte bereits, als die Schwestern durch den Garten gingen. Dies würde Tanias erster Besuch in den königlichen Ställen sein. Rathina führte sie zu einem riesigen Komplex aus Holzgebäuden westlich des Labyrinths. Viele intelligente Pferdeaugenpaare beobachteten die Prinzessinnen neugierig. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne fielen auf die kopfsteingepflasterten Höfe. Überall liefen Stallburschen und Stallmädchen geschäftig umher, streuten Stroh für die Pferde zur Nacht ein und zündeten die Laternen an den Giebeln an.
    Da Tania die letzten sechzehn Jahre in der Stadt gewohnt hatte, schüchterten die großen Tiere sie etwas ein, und so war sie vorsichtig und wachsam, als Rathina sie zu der Box ihres Lieblingspferdes führte.
    »Dies ist meine unerschrockene Schönheit Maddalena«, sagte Rathina und tätschelte der glänzenden kastanienbraunen Stute den Hals. »Ist sie nicht wunderbar? Habe keine Angst, du kannst sie streicheln– sie tut dir nichts.«
    Tania streckte zögernd die Hand aus und berührte sanft Maddalenas Maul. Die Stute war tatsächlich ein stattliches Tier mit einer fließenden schwarzen Mähne und großen, klugen Augen.
    Maddalena schnaubte, nickte mit dem Kopf und scharrte mit den Hufen.
    »Sie ist wunderschön«, sagte Tania.
    »Ich werde dir meinen edelsten Sattel mit Zaumzeug und allem Putz zeigen«, sagte Rathina. »Unser Vater hat ihn mir zum sechzehnten Geburtstag geschenkt. Sie stammen von den besten Lederhandwerkern aus ganz Dinsel. Komm!« Sie öffnete das Stalltor und Tania folgte ihr hinaus.
    »Leb wohl, mein Liebling«, rief Rathina Maddalena zu, während sie das Tor schloss. »Wir sehen uns bald wieder.« Das Pferd wieherte.
    »Bin ich den n … ä h … früher viel geritten?«, fragte Tania und schnupperte an ihrer Hand. Sie mochte den Geruch der Pferde.
    »Ja, fürwahr«, sagte Rathina. »Aber du hingst im Sattel wie ein Sack Mehl und klammertest dich die meiste Zeit an dein Ross wie ein Blatt im Herbststurm.«
    »Oh! Wie schade.« Sie hatte gehofft, sie wäre eine gute Reiterin gewesen.
    »Ich werde dir etwas Nachhilfe geben, wenn ich darf«, bot Rathina an. »Gib mir sechs Wochen und ich mache einen Zentauren aus dir!«
    »Ach, das wäre toll«, sagte Tania und meinte es auch so.
    Sie durchquerten einen weiteren kopfsteingepflasterten Hof, dann gelangten sie in ein niedriges strohgedecktes Häuschen mit weißem Putz und schwarzen Holzbalken.
    An den Wänden hingen Zaumzeug, Zügel, Sattelgurte, Halfter und Gebissstangen. Auf Holzpodesten lagen Sättel, zusammengefaltete Decken, Säcke mit Futter und Holzkisten mit verschiedenen Gegenständen, die Tania unbekannt waren. Ein starker Geruch nach Leder und Getreide lag in der Luft.
    In der Mitte des Raums stutzte Tania. Sie hatte bemerkt, dass Rathina an der Tür stehen geblieben war, und drehte sich zu ihr um. Ein seltsamer Ausdruck lag auf Rathinas Gesicht, den Tania nicht deuten konnt e – es war eine Mischung aus Entschlossenheit und Unbehagen.
    »Was ist los?«, fragte

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