Elfenschiffe (Mithgar 03)
Ich tue es nicht! Ich bin bis zum Ende dabei, und damit ist dieser Fall erledigt!«
Jinnarin stand mitten auf der Karte, die Arme verschränkt, das Kinn vorgereckt. »Und ich lasse mich auch nicht nach Darda Glain abschieben! Und damit ist der Fall auch erledigt!«
»Ach, Jinnarin, ich habe keinen Augenblick daran gedacht, Euch abzuschieben«, protestierte Aylis.
»Nur mich, wie?«, blaffte Alamar.
Jinnarin wandte sich an Aylis. »Wenn Ihr mich nicht abschieben wolltet, warum habt Ihr dann nach Darda Glain gefragt?« Die Pysk zeigte auf den Wald im Südteil Rwns.
»Nur aus einem Grund, Jinnarin: Mir kam der Gedanke, Farrix könnte mittlerweile wieder nach Hause zurückgekehrt sein. In dem Fall würde dieses Unternehmen eine neue Wendung nehmen.«
»Ach, wenn er wieder zu Hause wäre, das wäre wirklich wunderbar«, rief Jinnarin. »Aber dort ist er nicht, da bin ich ganz sicher, nicht solange ich den Traum habe.«
Aylis hob abwehrend die Hände. »Ihr nehmt an, dass Farrix der Absender ist, Jinnarin, und ich stimme zu, dass er es sehr wahrscheinlich ist. Aber wenn wir uns irren, und Farrix tatsächlich in Darda Glain ist, würden wir uns fragen müssen, wer, wenn nicht Farrix Euch dann den Nachtmahr sendet… und warum?«
Aravan stützte sich auf die Hände, die er auf den Tisch gelegt hatte, und sah Aylis an. »Was schlägst du vor, Chieran?
Wenn wir das Geheimnis hinter den Wolken ergründen wollen, können wir nicht in Darda Glain anlegen.«
Aylis schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht daran gedacht, dort anzulegen, Aravan. Vielmehr wollte ich schwarzes Wasser in einem silbernen Becken benutzen, wenn wir dem Wald am nächsten sind, und ihn suchen.«
Jinnarin hauchte ein stummes Oh, dann runzelte sie die Stirn. »Aber, Aylis, wie wollt Ihr wissen, wenn Ihr ihn gefunden habt? Ich meine, Ihr wisst ja nicht einmal, wie er aussieht.«
Aylis lächelte. »Natürlich weiß ich das, Jinnarin. Schließlich habe ich ihn in Eurem Traum schwimmen sehen.«
Im Schein des Nordlichts und im Licht der Sterne dauerte es keine Stunde, bis sie den Anker gelichtet und das Elfenschiff gewendet hatten und zunächst nach Süden und dann nach Südwesten segelten, um dann nach Westen zu schwenken, und der Küstenlinie Rwns zu folgen. Doch die Insel war ungefähr kreisförmig und durchmaß etwa hundertfünfzig Meilen, also betrug die Fahrstrecke insgesamt gut dreihundert Meilen. Und so würde es einen Tag und noch länger dauern, bis die Eroean das Gebiet erreichte, wo nach Alamars Schätzung die Wolke niedergegangen war.
In den Stunden vor Morgengrauen weckte Aravan Aylis. »Wir nähern uns Darda Glain, Chieran.«
Aylis kramte in ihren Sachen, bis sie ihr kleines Silberbecken, das Fläschchen mit schwarzer Tinte und die Kerze im silbernen Halter gefunden hatte. Sie zündete die Kerze an und ging in die Messe, wo Jinnarin und Alamar sie bereits erwarteten. Die beiden waren noch wach, da sie nach weiteren Wolken Ausschau gehalten, aber keine gesehen hatten. Aylis stellte das silberne Gefäß auf den Tisch, füllte es mit Wasser und gab vier Tropfen Tinte hinein, wodurch das Wasser schwarz wurde. Aylis setzte sich an den Tisch, konzentrierte sich, schaute angestrengt ins Wasser und murmelte: »Patefac Farricem.«
Jinnarin stand auf dem Tisch neben der Kerze, die Augen weit aufgerissen, und beobachtete alles ganz genau. Alamar stand Aylis gegenüber und starrte in das schwarze Wasser. Aravan stand hinter Aylis, offenbar bereit, sie aufzufangen, sollte sie erneut ohnmächtig werden.
»Patefac Farricem«, wiederholte sie, während sie in den schwarzen Spiegel des tintigen Wassers starrte.
Jinnarin konnte keine Veränderung im Wasser erkennen, obwohl sie damit auch nicht gerechnet hatte. Dennoch beschlich sie ein Gefühl der Enttäuschung.
Ein drittes Mal rief Aylis: »Patefac Farricem.« Schließlich schaute sie auf und schüttelte den Kopf.
Jinnarin ließ die Schultern hängen, doch bevor sie etwas sagen konnte, murmelte Alamar: »Kommt, Pysk. Gehen wir wieder auf Wache. Das Nordlicht ist noch da, und wir wollen doch keine Wolke verpassen…«
Der Morgen graute, und sie segelten weiter, an Kairn vorbei, der Stadt der Glocken, und weiter, während die tiefe, kaum wärmende Sonne ihre Bahn über den kalten Winterhimmel zog und eine steife Winterbrise für ein rasches Vorankommen sorgte. Dunkelheit brach herein, und immer noch segelten sie weiter, bis sie kurz vor Mitternacht die Zone hundert Meilen nordwestlich von Rwn
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