Elfenschiffe (Mithgar 03)
erreichten.
Während der kalte Winterwind blies, stand die Mannschaft an Deck, Matrosen und Krieger gleichermaßen in gefütterte Kleidung gehüllt, um sie vor dem eisigen Wind zu schützen. Die Krieger waren auch gerüstet und bewaffnet, denn niemand wusste, was sie vorfinden würden. Im Heck standen Jinnarin, Aylis und Alamar, Vater und Tochter wie die Besatzung in dicke Wämser und Hosen gehüllt. Die Kälte setzte Aravan nicht ganz so sehr zu, also trug er zwar auch warme Kleidung, aber leichtere. Doch Jinnarin trug ihre übliche Kleidung, und der Pysk schien der winterliche Wind überhaupt nichts auszumachen, als sei sie gegenüber der Kälte unempfindlich.
Alle Augen suchten die dunkle, nächtliche See ab… und sahen nichts.
»Wonach halten wir Ausschau, Herr Käpt’n?«, fragte Tink, der in dem winterlichen Wind sichtlich fröstelte.
»Ich weiß es nicht, Tink – nach etwas Ungewöhnlichem… ob klein oder groß, kann ich nicht sagen.«
Tink betrachtete forschend den Horizont. »Ob es nun groß ist wie ein Haus oder nicht, in dieser endlosen Weite ist es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«
Bokar knurrte: »Oder nach einem Korken, der auf dem Meer treibt.«
»Ich kann hier nichts sehen«, sagte Jatu. »Wohin jetzt, Kapitän?«
Aravan schaute hoch zum Himmel und zu den Sternen. »Wir segeln die auf der Karte eingezeichnete Linie entlang. Leitstern ist der dritte Stern oben im Schlangenschwanz.«
»Aye, Kapitän. Reydeau, pfeift die Mannschaft herauf. Boder, folgt dem Stern.«
Auf diesem Kurs segelten sie eine Stunde und dann noch eine, an der vagen Grenze zwischen den eisigen Gewässern des Nordmeers und des milderen Westonischen Ozeans entlang.
Sie entdeckten immer noch nichts.
In der dritten Stunde, in der sie den Kurs hielten, setzte am Himmel das Spektakel des Nordlichts ein, und Jinnarin, Aylis und Alamar kehrten an Deck zurück, um nach Wolken Ausschau zu halten.
»Kapitän«, sagte Jatu, »meiner Schätzung nach sind wir jetzt hundertzwanzig Meilen von Rwn entfernt.«
Aravan schaute wieder zu den Sternen. »Aye, Jatu, Eure Schätzung ist ziemlich genau. Wir fahren auf demselben Kurs zurück, kreuzen dabei aber jeweils drei Meilen nach backbord und steuerbord.« Aravan drehte sich um und zeigte auf ein Sternbild im Südosten. »Orientiert Euch am Hirtenstab.«
Alamar räusperte sich. »Ich frage Euch, warum fahren wir diesen Zick-Zack-Kurs?«
»Damit uns nichts entgeht, Alamar. Wir haben nichts gesehen, als wir einen geraden Kurs gesteuert haben, und wenn es im Bereich drei Meilen links oder rechts von uns etwas zu sehen gibt, stoßen wir darauf, wenn uns das Glück lächelt.«
Reydeau ließ die Segel neu ausrichten und änderte den Kurs der Eroean, die jetzt entlang eines nach Rwn führenden Kurses kreuzte.
Eine weitere Stunde verstrich, und es war tiefste Nacht, als Jinnarin plötzlich rief: »Da ist noch eine! Noch eine Wolke!«
Sowohl Alamar als auch Aylis murmelten, Visus, und schauten in die von Jinnarin angezeigte Richtung. Ein großer, länglicher Streifen löste sich vom Nordlicht und floss in Richtung Osthorizont, um dahinter zu verschwinden.
»Markiert die Richtung«, rief Alamar. »Sucht einen Stern, da, wo die Wolke verschwunden ist.«
»Der rote Stern, dort am Horizont«, sagte Aylis.
»Ich stimme zu«, erwiderte Alamar. »Er wird Axtaris genannt.«
Mittlerweile war Aravan bei ihnen. »Richtung Axtaris, Aravan«, sagte Alamar. »Da ist die Wolke niedergegangen.«
»Also nach Osten, Jatu«, rief Aravan. »Wir segeln nach Osten, Reydeau.«
Während das Schiff beidrehte und nach Osten segelte, wandte Aravan sich an Alamar. »Habt Ihr eine Schätzung, wie weit?«
»Weniger als zweihundert Meilen, würde ich sagen. Vielleicht nicht mehr als hundertfünfzig.«
Alamar wandte sich an Aylis, die mit einem Achselzucken antwortete. »Hinter dem Horizont, Vater, mehr kann ich nicht sagen.«
Jinnarin nickte zustimmend.
Und mit dem steifen Winterwind auf der Backbordseite fuhr die Eroean nach Osten.
Die Sonne war noch nicht untergegangen, als sie später am Tag die Gewässer nördlich von Rwn erreichten. Die Ausgucke hatten auf der Fahrt nach Osten nichts Ungewöhnliches bemerkt. Die Männer lösten einander wegen der Kälte auf dem offenen Meer schnell ab. Gerade wechselte wieder eine Schicht, als Aravan ins Ruderhaus kam, wo der Deckoffizier und der Steuermann windgeschützt standen.
»Irgendetwas Neues, Frizian?«
»Nein, Herr Käpt’n.«
Boder, der
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