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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Aufgabe, würde ich sagen. Dennoch, wenn Ihr ihn überraschen wollt, seiner schlechten Laune ein Ende bereiten wollt, warum versucht Ihr dann nicht, die nächste Frage vorherzusehen, die er Euch stellen wird, um ihm einen Schritt vorauszueilen – und um seine Frage zu beantworten, bevor er sie stellen kann?«
    Jinnarin lächelte. »Du meine Güte, das wäre wirklich eine Überraschung für ihn.«
    Jatu grinste die Pysk an und nickte. »Und vielleicht würde es ihn auch freuen und seiner Missstimmung ein Ende bereiten.«
    »Nun ja«, sagte Jinnarin, »da er mir aufgetragen hat, das Wesen des Bösen zu definieren, verlangt er vielleicht als Nächstes von mir, das Wesen des Guten zu definieren.«
    Jatu schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Lady Jinnarin. Das Wesen des Guten zu definieren, scheint das Gegenteil des Bösen zu sein… oder vielleicht auch noch etwas mehr. Vielmehr glaube ich, dass er Euch fragen wird, wie eine Person leben sollte, um zu vermeiden, anderen Böses zuzufügen.«
    »Das ist zu leicht, Jatu.«
    »Tatsächlich? Dann sagt es mir, Winzige, wie lautet die Antwort?«
    »Fügt anderen keinen Schaden zu und lasst Euch von ihnen keinen Schaden zufügen.«
    Jatu lachte, und als er Jinnarins verwirrte Miene sah, sagte er: »In dieser Formulierung habe ich es noch nie gehört.«
    »Was denn?«
    »Bei den Menschen in den fernen Ländern im Osten lautet ein Sprichwort: ›Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu‹ oder auch einfach: ›Füge anderen keinen Schaden zu.‹«
    »Habe ich das nicht gerade gesagt?«
    »O nein, Lady Jinnarin, Ihr habt etwas ganz anderes gesagt. Eure Regel ist etwas – sagen wir mal – aktiver?«
    »Inwiefern, Jatu?«
    »Eure Regel beginnt wie ihre – ›Füge anderen keinen Schaden zu‹ –, aber dann trennen sich die Wege – ziemlich deutlich, möchte ich hinzufügen –, denn Eure Regel lautet: ›… und lasst Euch von ihnen keinen Schaden zufügen.‹ Für mich heißt das, falls jemand versuchen sollte, Euch Schaden zuzufügen, ist es vollkommen in Ordnung, die Betreffenden daran zu hindern.«
    »Und…?«
    Jatu lachte wieder. »Mir gefällt Eure Regel, Lady Jinnarin. Die weisen Männer im Osten könnten noch etwas von Euch lernen. Wisst Ihr, deren Regel beinhaltet nämlich, wenn Ihr anderen keinen Schaden zufügt, dann fügen sie Euch auch keinen zu… und wir wissen alle, dass dies manchmal eben nicht stimmt. Nach ihrer Regel, könnt Ihr entweder akzeptieren oder davonlaufen, wenn jemand Euch schaden will. Eure Regel scheint hingegen zu besagen: ›Ich füge anderen keinen Schaden zu, es sei denn, sie versuchen mir zuerst Schaden zuzufügen, woraufhin ich versuchen werde, sie daran zu hindern.‹«
    Ein Ausdruck der Erkenntnis huschte über Jinnarins Gesicht. »Jetzt verstehe ich, was Ihr meint. Aber wartet mal, Jatu. Ihre Regel verbietet ihnen doch nicht, sich selbst zu schützen.«
    »Nein, das tut sie nicht. Aber sie sagt im Kern, dass es böse von Euch wäre, jemandem zu schaden, um ihn daran zu hindern, Schaden anzurichten, wie böse er auch sein mag. Ich selbst stimme damit nicht überein, denn manchmal kann man das Böse nur aufhalten, indem man es zerstört.«
    Sie saßen eine ganze Weile schweigend da und beobachteten die singende Mannschaft in der vereisten Takelage, wie sie auf das Eis auf Flaschenzügen und Tauen einschlug, das in glitzernden Scherben auf das Deck fiel, um dort zu zerspringen.
    Jinnarin erhob sich. Mit einem Seufzer sagte sie. »Ich werde mit Alamar darüber reden. Er wird deswegen streiten wollen, jedenfalls würde es mich nicht wundern.«
    Jatu hob eine Hand, um sie aufzuhalten. »Warum entwaffnet Ihr ihn nicht, bevor er dazu Gelegenheit bekommt?«
    »Ihn entwaffnen? Wie?«
    »Verändert Eure Regel ein wenig. Anstatt Euch auf den Schaden zu konzentrieren, konzentriert Euch darauf, Gutes zu tun. Fragt ihn, ob er glaubt, dass Leute andere so behandeln sollten, wie sie selbst gern behandelt werden wollen. Wenn er das bejaht, habt Ihr ihn: Dann kann er Euch nicht mehr schäbig behandeln, es sei denn, er will selbst genauso schäbig behandelt werden.«
    Jinnarin lächelte und klatschte in die Hände. »Gut, Jatu. Sehr gut.« Die Pysk machte auf dem Absatz kehrt und hüpfte die Treppenstufen hinunter. Unten angekommen, blieb sie stehen, als überlege sie angestrengt. Dann drehte sie sich noch einmal zu Jatu um und rief nach oben: »Aber was ist, wenn er nicht der Ansicht ist, dass jeder die anderen so

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