Elfenschiffe (Mithgar 03)
und den Raum verließ.
Aravan wandte sich an den Zweiten Offizier. »Frizian, haltet sie auf Kurs, denn ich will dieses Phantom erwischen.«
Frizian salutierte. »Aye, Herr Käpt’n. Ist sonst noch etwas?«
Aravan schüttelte verneinend den Kopf, und die Offiziere kehrten zu ihren Pflichten oder zu ihrer Freiwache zurück. Jeder Einzelne von ihnen hatte jedoch eine sorgenvolle Miene aufgesetzt, als fürchte er insgeheim, die Jagd könne lang und hart werden.
Als sie gegangen waren, saß Jinnarin allein mitten auf dem Tisch, den Kopf grübelnd gesenkt. Aravan griff nach der Karte und räusperte sich, da die Pysk darauf saß. Als Jinnarin aufschaute, sagte Aravan. »Ihr seid besorgt, Lady?«
»Ach, Aravan, ich musste gerade an etwas denken, das Rico gesagt hat.«
»Und das wäre…?«
»Er hat gesagt, aller guten Dinge sind drei.«
Aravan hob eine Augenbraue.
Jinnarin fügte hinzu: »Ich muss immer daran denken, dass aller schlechten Dinge vier sind.«
Sie waren gute hundert Meilen gesegelt – Mitternacht näherte sich, und das Nordlicht flackerte am Himmel –, als in nicht allzu weiter Ferne direkt voraus eine weitere Wolke von oben herabsauste und jenseits des Horizonts auf das Meer traf.
»Wie weit, Alamar?«
»Ziemlich nah. Nicht weiter als fünfzig oder sechzig Meilen voraus.«
»Sechzig Meilen.« Aravan drehte sich um und rief nach achtern: »Rico, wie schnell laufen wir?«
»Vierzehn Knoten, Kapitän, kam die Antwort.«
»Vier Stunden«, knirschte Aravan. »Wir kommen wieder zu spät.«
»Aber wir sind auf dem richtigen Kurs«, sagte Jinnarin, indem sie nach Osten zeigte. »Die Wolke ist praktisch genau vor dem Bug niedergegangen.«
Aravan versank in nachdenkliches Schweigen. Schließlich wandte er sich an Jatu und Frizian. »Wir fahren zu der Stelle, wo die Wolke niedergegangen ist, behalten unseren Kurs aber bei und segeln weiter, wenn wir nichts sehen. Ich schätze, dass wir die Stelle des nächsten Niedergangs morgen noch vor Sonnenuntergang erreichen können.«
Aye, Herr Käpt’n, erwiderten sie alle.
Doch um Jinnarins Herz schloss sich eine kalte Faust, denn ein düsterer Gedanke kreiste ihr beständig im Kopf herum. Aller schlechten Dinge sind vier … sind vier … vier …
Um vier Uhr am Morgen des einundzwanzigsten Dezembertages glitt die Eroean durch die leeren, kühlen Fluten, wo Alamars Schätzung nach die dritte Wolke niedergegangen war, und weder die Ausgucke noch die Deckwache sah etwas. Das Elfenschiff wurde nicht langsamer, denn der stete Winterwind trieb es weiter nach Osten. Dreizehn bis vierzehn Knoten betrug ihre Geschwindigkeit, und Meile um Meile kalten Ozeans glitt unter ihrem Kiel dahin, bis endlich der neue Tag anbrach.
Jinnarin, Aylis und Alamar zogen sich in ihre Kabinen zurück, denn in neun Stunden würde die Wintersonne, die mit dem Nahen der Längsten Nacht immer später aufging, bereits wieder verschwunden sein, und sie brauchten Schlaf.
Jinnarin fand Rux zusammengerollt in ihrer kleinen Kabine unter der Koje vor, und sie verbrachte einige Zeit damit, ihn zu kraulen und leise mit ihm zu reden, denn sie hatte das Gefühl, ihn in letzter Zeit vernachlässigt zu haben, obwohl es nicht so war. Dennoch striegelte sie ihm mit einem kleinen Kamm das Fell an Wangen, Brust und Schwanzspitze – überall, wo es weiß war. Und dann rollte sie sich neben ihm zusammen und schlief prompt ein.
Alamar kam in seine Kabine und fiel in seine Koje, und nach kurzer Zeit war das Gemach von seinem Schnarchen erfüllt. Eine halb volle Flasche Branntwein stand unangetastet auf dem Schreibtisch, da der Alte nun, wo er mit der Jagd auf die Wolken beschäftigt war, jegliches Interesse am Trinken verloren hatte.
Aylis und Aravan lagen Seite an Seite, und der Elf hielt die Magierin im Arm. Und als sie schließlich eingeschlafen war, zog er seinen Arm vorsichtig unter ihr weg und glitt leise aus dem Bett. Er setzte sich mit dem Rücken zu einem Bullauge auf den Boden und versank in eine tiefe Meditation… wie es die Art der Elfen ist.
Doch Aravan hatte kaum eine Stunde geruht, als es laut an seine Kabinentür klopfte. Nach einem Augenblick und einem weiteren Klopfen erhob sich Aravan. Er warf einen Blick auf Aylis, die tief und fest schlief. Dann ging er zur Tür und fand dort Frizian vor.
»Herr Käpt’n, die Sonne. Sie wird vom Mond gefressen.«
»Ach, Frizian, das hatte ich völlig vergessen. Heute ist ja eine Okkupation. Ich werde zur Mannschaft sprechen.«
Den
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