Elfenschiffe (Mithgar 03)
Beinen.«
»Ich bin die Seherin«, sagte Aylis, während sie sich neben den Toten kniete. Sie legte die Hände auf den entstellten Leichnam, schloss die Augen und murmelte: »Percipe praeteritum.« Plötzlich wurde sie blass und keuchte. »Diese Schmerzen. Ach, diese Schmerzen.« Ihr Atem kam ihn Stoßseufzern, und sie wand sich hin und her, als versuche sie, sich loszureißen, bringe es aber nicht fertig, und dabei weinte sie voller Qual.
Aravan sprang vorwärts und riss sie weg. Aylis erschlaffte in seinem Griff, als ihr die Sinne schwanden.
Jetzt bückte sich Alamar und legte die Hände auf den Leichnam. »Quis?«, wollte er wissen. Sein Gesicht wurde weiß und war plötzlich von Zorn erfüllt, und er zischte voller Zorn: »Durlok!«
18. Kapitel
DER VERBORGENE MAGIER
Winter, 1E9574-75
[Die Gegenwart]
»Durlok?«, fragte Bokar. »Was soll das sein?«
»Durlok ist kein ›Was‹«, knirschte Alamar, der sich umständlich erhob, »sondern ein ›Wer‹.«
»Nun denn, Magier, wer ist dieser Durlok?«
Jinnarin betrachtete Aravan, der an Deck kniete und Aylis in den Armen hielt. »Branntwein, Aravan? Brauchen wir Branntwein?«
»Ich hole ihn, Herr Käpt’n«, sagte Tink und lief nach achtern.
»Kein Branntwein«, murmelte Aylis, während sie die Augen aufschlug. »Mir geht es gut. Nur war es schwierig, die Verbindung zu unterbrechen.«
»Das ist nicht überraschend, Tochter«, sagte Alamar verbittert. »Durlok steckt hinter alledem.«
Aylis’ Augen weiteten sich, doch sie sagte nichts.
Bokar fragte mit grollender Stimme: »Ich frage noch einmal, wer ist dieser Durlok?«
Jatu kletterte über die Reling. Er warf einen Blick auf den Leichnam und dann auf Aylis, die mittlerweile saß. Der schwarzhäutige Mensch beugte sich über die Reling nach unten und rief: »Bringt das Boot nach achtern, hier ist das Deck zu voll.«
Tink kam mit einer vollen Karaffe Branntwein zurück, aber ohne Glas. Der Junge machte kehrt und lief sofort wieder los.
Während Aravan Aylis beim Aufstehen behilflich war, brüllte Bokar: »Kruk! Wollt Ihr meine Frage nicht beantworten? Wer ist Durlok?«
Überrascht von Bokars Schroffheit starrte Alamar den Zwerg einen Moment an. Dann kehrte die Verbitterung in die Miene des Alten zurück, und er erwiderte grob: »Ein Schwarzmagier, das ist Durlok, Zwerg.«
Jinnarin ächzte, sagte aber nichts.
Bokars Augen verengten sich. »Ich nehme an, dass Schwarzmagier böse sind.«
Alamar nickte zur Bestätigung.
Jinnarin wandte sich an Aylis. »Ist er der verborgene Magier aus Euren Karten, Aylis?«
Die Seherin hob die Hände, um zu zeigen, dass sie darauf keine Antwort wusste, doch Alamar antwortete durch zusammengebissene Zähne: »Seine ganze Art ist so.«
Jinnarin deutete auf den verstümmelten Leichnam. »Und ist Durlok derjenige, der diesem Menschen all das angetan hat?«
Alamars Augen funkelten vor Zorn. »Ja! Daran besteht kein Zweifel.«
Bokar sah den Magier an. »Woher wisst Ihr das?«
»Weil ich die Spuren seines astralen Feuers sehe, daher weiß ich es!« Alamar schrie beinahe vor Zorn.
»Beruhige dich, Vater«, appellierte Aylis an ihn. »Bokar ist nicht dein Feind.«
Tink kam wieder, diesmal sowohl mit Karaffe als auch Glas.
Mit immer noch funkelndem Blick nahm Alamar dem Jungen beide Gegenstände ab und entfernte sich dann vor sich hinmurmelnd.
»Dahinter scheint noch mehr zu stecken«, sagte Aravan.
Aylis nickte. »Du hast Recht, Aravan. Mein Vater und Durlok sind alte Feinde.«
Aravan zog fragend eine Augenbraue hoch.
»Vor langer Zeit haben sich Durlok und mein Vater duelliert«, führte Aylis aus.
»Duelliert?«, entfuhr es Jinnarin mit einem Blick auf Alamar, der einige Schritte zurücktrat. »Ich kann mir Alamar nicht mit einem Schwert in der Hand vorstellen.«
»Oh, sie haben nicht mit dem Schwert gefochten«, entgegnete Aylis. »Vielmehr war es ein Duell nach ihrer Art: Zauberer gegen Zauberer.«
Tink riss die Augen auf. »Ein magisches Duell«, hauchte er.
Aylis seufzte und sagte dann: »Man könnte es wohl so nennen, Tink.«
»Und wie ist es ausgegangen, Lady Aylis?«
Aylis sah die anderen an. »Durlok folgt den Lehren Gyphons und praktizierte die verbotenen Künste, indem er das Leiden anderer benutzte, um seinen Zaubern mehr Kraft zu verleihen. Vater fand dies heraus und stellte ihn zur Rede, und es gab einen furchtbaren Kampf. Am Ende wurde Durlok besiegt, und der Rat sperrte ihn ein und verbot ihm jegliche weitere Nutzung der arkanen
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