Elfenschiffe (Mithgar 03)
verkündete Alamar, während er seinen Hinterkopf betastete. Der Alte zeigte auf sein Brustbein. »Meine Brust schmerzt auch.«
Jinnarin seufzte. »Ich fürchte, daran bin ich Schuld, Alamar.«
»Daran, dass meine Brust schmerzt?«
»Ja«, erwiderte sie. »Wisst Ihr, als wir durch die Kabine geschleudert wurden, seid Ihr gegen die Wand geflogen, und ich habe Euch getroffen.«
»Ihr habt mich getroffen?«
»Na, ich konnte ja nichts dafür, Alamar. Ihr wart im Weg.«
Alamar sah die winzige Pysk an. »Ihr habt mich getroffen!«
»Es tut mir Leid, Alamar. Ich konnte nichts dagegen machen. Außerdem, wäre Euch lieber, Ihr hättet mich getroffen? Dann wäre ich nämlich nur noch ein nasser Fleck an der Wand.«
Alamar musste unwillkürlich grinsen. Jinnarin kicherte.
Plötzlich wurde der Magier jedoch wieder ernst. »Das muss Durloks Werk gewesen sein. Ich muss in den Laderaum und selbst einen Blick auf den Schaden werfen.«
»Er steht noch unter Wasser, Alamar.«
»Dann sobald das Wasser abgepumpt ist.«
»Rux und ich gehen gleich nach unten. Wir geben Euch Bescheid, wenn es so weit ist.«
Alamar erhob sich und ging zu einem Bullauge. Während er nach draußen lugte, sagte er: »Geht und fragt Aylis, wann sich der Nebel lichtet, und wann wieder Wind aufkommt. Je eher wir nach Gelen kommen, desto eher kann das Schiff repariert werden. Und je eher das Schiff repariert wird, desto eher können wir uns wieder an die Verfolgung Durloks machen.«
»Aber wir haben ihn verloren, Alamar, meint Ihr nicht? Ich meine, wer weiß, wo er sein wird, wenn die Eroean repariert ist?«
Alamar wandte sich vom Bullauge ab, und in seinen Augen stand Verbitterung. »Wohin er auch verschwunden ist, Pysk, ihm muss Einhalt geboten werden.« Der Alte stapfte zu seiner Koje und ließ sich müde darauf nieder. Schließlich sagte er: »Nun geht schon und fragt Aylis, wann wir wieder segeln können.«
Jinnarin fand Aylis an Deck. Sie stand mit Aravan an der Reling, starrte in den nebelverhangenen Himmel und sammelte ihre Energie.
»Caelum in futura«, murmelte sie Seherin und beobachtete, wie alles außer dem Eisnebel verschwand und Stunden in wenigen Augenblicken verstrichen – der graue Tag raste vorbei, die Dämmerung war nur ein kurzes Flackern vor dem Dunkel der Nacht, doch dann wirbelte der graue Nebel davon, und Sterne tauchten am Himmel auf, und schließlich brach ein klarer Tag an, wobei hier und da eine Wolke über das Blau des Himmels raste. Dann endete ihre Vision.
»Irgendwann heute Nacht klart es auf«, sagte sie, nachdem sie aus den Tiefen ihrer Vision zurückgekehrt war. »Aber am heutigen Tag hält sich der Nebel noch.«
Aravan wandte sich an Jinnarin. »Heute ist der dritte Jultag, und heute Nacht ist die Längste Nacht des Jahres, die Wintersonnenwende. Heute Nacht brechen wir auf einem angeschlagenen Schiff nach Gelen auf und unterbrechen die Verfolgung Durloks des Schwarzmagiers. Kein gutes Omen für das kommende Jahr, was, Jinnarin?«
Jinnarin erschauderte, doch nicht wegen der Kälte. »Ach, Aravan, ich hoffe wirklich, dass es kein böses Omen für Farrix ist… und auch für sonst niemanden.«
Aravan warf einen Blick auf Aylis und wandte sich dann wieder an Jinnarin. »Aye, Winzige, das hoffe ich auch. Trotzdem, heute ist die Längste Nacht, und ich werde das Ritual tanzen. Hättet Ihr Lust, mir Gesellschaft zu leisten?« Er sah Aylis an. »Du auch, Chieran?«
»O nein, Aravan«, antwortete Jinnarin. »Rux und ich werden so feiern, wie mein Volk es seit dem Anbeginn seiner Geschichte tut.«
»Ich kenne die Schritte nicht«, sagte Aylis lächelnd, »aber ich würde sie gern lernen.«
Der Blick des Elfs wurde sanft. »Du brauchst sie nicht zu lernen, Chieran, denn ich werde dich hindurchführen.«
So kam es, dass in der Nacht des dreiundzwanzigsten Dezembertages wieder Wind aufkam und den Eisnebel verwehte, bis die Sterne wieder am Himmel funkelten. Während die Menschen in die vereiste Takelage kletterten und die Segel entrollten, und während die Eroean langsam Fahrt aufnahm und in südwestlicher Richtung nach Gelen fuhr, wurden auf dem Deck des Elfenschiffs drei Rituale zur Feier der Wintersonnenwende begangen.
Aravan und Aylis vollführten gemeinsam das Elfenritual mit seinen Tänzen und Gesängen.
Auf dem Achterdeck verneigten sich Fuchsreiterin und Fuchs vor den sechs Kardinalpunkten – Norden, Süden, Osten, Westen, Oben, Unten. Rux duckte sich, und Jinnarin stieg auf, wandte sich den Sternen
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