Elfenschiffe (Mithgar 03)
Herr Käpt’n«, rief einer der Männer an der Pumpe, »sie sinkt, wenn wir nicht pumpen!«
»Sie sinkt schneller, wenn wir nicht tun, was ich sage!«
»Tut, was der Kapitän befielt!«, brüllte Jatu durch den Nebel. Der schwarzhäutige Mensch tauchte soeben auf dem vereisten Deck auf.
Aravan wechselte in Begleitung Jatus rutschend und schlitternd auf die Backbordseite. »Wickelt die Taue um die Speichen, und dann zieht sie an, bis sie straff sind.«
Dokan, Jatu und Dask nahmen jeder ein Tau, und Hogar und die beiden Männer von der Pumpe verteilten sich auf die drei. Rasch waren die Taue gestrafft, und das große Seidensegel lag jetzt glatt und flach am Rumpf an, und zwar so, dass sich der obere Rand direkt unter der Reling und der untere über der Wasseroberfläche und oberhalb des Lecks befand. »Und jetzt«, rief Aravan, »lasst auf der Steuerbordseite langsam nach, während wir hier auf der Backbordseite anziehen. Arlo, sagt Bescheid, wenn das Segel über dem Leck liegt.«
»Aber, Herr Käpt’n«, rief Arlo, »ich kann das Leck im Nebel nicht sehen!«
»Jatu«, zischte Aravan, »bleibt hier und befolgt meine Befehle. Ich gehe nach steuerbord.«
»Aye, Kapitän«, grunzte Jatu, während Aravan im Nebel verschwand.
Aravan beugte sich über die Steuerbordreling und ließ eine Laterne an einem Tau herab. »Also, an steuerbord langsam nachlassen und an backbord ziehen!«, rief er. Das Segel glitt am Rumpf der Eroean entlang langsam ins Wasser. »Weiter so!«
Das Kreuzsegel glitt tiefer.
»Weniger jetzt an den Bugleinen und etwas mehr an den Heckleinen!«
Als das Segel wieder ausgerichtet war: »Jetzt wieder gleichmäßig nachlassen und anziehen!«
Ein regelrechter Kampf begann, als das Segel sich über das Leck schob, und das eindringende Wasser die Seide durch das Loch zu drücken versuchte. Menschen und Zwerge zogen mit aller Kraft an den Tauen, und das Segel legte sich über das Leck und wurde dabei vom Wasserdruck fest gegen den Rumpf gepresst. Wären Jatu und die beiden Zwerge – Dask und Dokan – nicht gewesen, wäre das Unternehmen gescheitert und das Segel in den Laderaum gedrückt worden… doch die Kraft dieser drei erwies sich als entscheidend, denn sie konnten dem brutalen Wasserdruck widerstehen, und als das Segel mittig über dem Leck lag, wurden die Taue festgezurrt und verknotet. Unten im Laderaum wurde aus dem Donnern des hereinschießenden Wassers ein Tosen, dann ein Rauschen und schließlich ein Plätschern. Aber der Laderaum stand halb unter Wasser, und Menschen und Zwerge litten gleichermaßen unter der Eiseskälte, die ihnen die Wärme raubte, sodass sie kaum noch aus den Fluten steigen konnten, denn wenn sie sich nicht aufwärmten, würden sie an Unterkühlung sterben.
Die Pumpen-Mannschaft kehrte zur Mittschiffspumpe zurück, und mit den Mannschaften an der Bug- und Heckpumpe konnten sie nun mehr Wasser herauspumpen, als eindrang.
Aravan wandte sich an die anderen, die alle erschöpft und unterkühlt waren und auf deren nasser Kleidung sich Eis bildete. »Geht nach unten, zieht Euch trockene Sachen an und wärmt Euch auf. Jatu, diese Reparatur ist nur vorläufig. Sobald Ihr könnt, sucht Euch Männer, die noch Kräfte übrig haben, und zieht mehr Taue um das Schiff, damit wir das Segel noch sicherer verankern können. Sucht Bokar und schickt ihn zu mir in die Kajüte. Und wenn Ihr geeignete Ersatzmänner findet, lasst die Pumpmannschaften ablösen.«
Als Aravan den Kajütgang betrat, hörte er Rux in Alamars Kabine winseln. Beim Eintreten fiel sein Blick auf eine düster dreinschauende Jinnarin. Aylis war gerade dabei, ein Tuch zu befeuchten. Alamar lag auf seiner Koje. Der alte Magier rührte sich nicht, und seine Haare waren mit Blut verklebt. Rux witterte das Blut und die Bestürzung seiner Herrin und begann zu winseln. Tokkofiguren lagen überall auf dem Boden verstreut.
»Ach, Aravan«, rief Jinnarin. »Alamar ist gegen die Wand geschleudert worden.«
»Ist er…?«
Aylis sah auf. »Er atmet, und sein Puls ist stark, aber er hat einen Schlag gegen den Kopf bekommen.« Aylis wusch den Hinterkopf ihres Vaters ab und entfernte das Blut.
Aravan trat neben Alamar. »Jinnarin, holt Fager. Ich weiß nicht, wo er ist. Wenn er kann, soll er hierher kommen.«
Jinnarin sprang auf Rux’ Rücken, und der Fuchs lief zur Tür hinaus.
Aylis wusch das letzte Blut ab, obwohl aus einer Platzwunde am Hinterkopf noch etwas nachsickerte.
»Ich hole Verbandszeug, Chieram«, sagte
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