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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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pflügte.
    Sie segelten weiter nach Südwesten zu den Breitengraden mit stärkerem Wind, der Rumpf über der Wasserlinie von der Farbe des Meeres und die Segel von der Farbe des Himmels. Und als der Wind sie ein wenig auf die Seite legte, wurde auch ein Teil des silbernen Bodens sichtbar, an dem sich keine Muschel festklammern und kein Unkraut wachsen konnte. Doch der Wind war nicht stark genug, um sie herauszufordern, also segelte sie aufrecht weiter nach Süden. Während die Eroean durch die Wellen pflügte, machten sie ihre Farben für andere Schiffe in der Ferne praktisch unsichtbar.
    Es würde eine lange Fahrt nach Süden durch die wechselnden Monsunwinde und die äquatorialen Kalmen voraus, hinter denen die Südwinde warteten, zuerst die Passatwinde und dann die Polarwinde mit einigen Flauten dazwischen. Das Elfenschiff war zum Kap unterwegs, wo wilde Stürme tobten, ein Ziel, das Luftlinie gut fünftausend Meilen entfernt war – für das Schiff jedoch weiter, weil es unterwegs kreuzen musste. Dann würde sie durch den Westonischen Ozean wieder nach Norden und zum Avagonmeer segeln, denn ihr Ziel war die Insel Arbalin, wo ihre kostbare Fracht – Muskatnuss, Zimt und Porzellan – Spitzenpreise erzielen würde.
    Danach wäre es wieder an der Zeit für ein Abenteuer, für die Suche nach Mythen und Sagen. Es spielte keine Rolle, ob die Legenden stimmten oder nicht, denn die Suche war der wesentliche Bestandteil des Spiels. Hätten sie nur Reichtum gewollt, wären sie Kauffahrer geworden, denn mit nur wenigen Fahrten des Elfenschiffes hätte jeder von ihnen ein Vermögen verdienen können.
    Doch Bequemlichkeit und Reichtümer behagten Aravan nicht und auch nicht seiner handverlesenen Besatzung. Daher hatte die Eroean nur selten Waren für den Markt geladen und das auch nur, um ihre Abenteuerfahrten zu bezahlen und ein wenig für die Zeit auf die Seite zu legen, wenn sie dem Meer den Rücken kehren und ein ruhigeres Leben führen würden. Doch das war etwas für später und nicht für jetzt, denn diese Crew fühlte sich immer noch von Legenden und Fabeln angezogen wie von einer lieblichen Stimme, die sie lockte. Und so flog das Elfenschiff weiter über das Meer.
    Und bei vollem Laderaum war Geschwindigkeit entscheidend, denn je eher die Ladung verkauft wurde, desto eher waren sie frei, frei, zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückzukehren.
    Und es war dieses Schiff, dieses wunderbare Schiff, was ihnen dies gestattete, ein Schiff, das von einem elfischen Geist ersonnen, aber von Zwergen aus den Roten Bergen gebaut worden war. Nie zuvor hatte die Welt so ein Schiff gesehen, und wahrscheinlich würde sie niemals ein zweites dieser Art sehen, da seine Geheimnisse in den Herzen jener, die es im Nebel der Zeiten gebaut hatten, vergraben lagen. Beinah drei Millennien bereiste es schon unter dem Kapitän die Meere, der es erbauen ließ, dem Elf namens Aravan.
    Die Eroean war ein Dreimaster mit einer Vielzahl von Segeln, wendig und schnell. Ihr Bug war schmal und scharf wie ein Messer, um durch die Wellen zu pflügen, dann verbreiterte sich der schnittige Rumpf, um sich schließlich wieder zu einem runden Heck zu verjüngen. Zweihundertzwölf Fuß maß sie vom Bug bis zum Heck. Es gab keine Aufbauten, und sie maß nur sechsunddreißig Fuß an der breitesten Stelle, und ihr Tiefgang betrug voll beladen dreißig Fuß. Ihr Hauptmast erhob sich einhundertsechsundvierzig Fuß hoch über das Deck, und die Hauptrahe maß achtundsiebzig Fuß von Spitze zu Spitze. Bug- und Besanmast waren nur unwesentlich kleiner, die Rahen kaum schmaler.
    Das waren die Dinge, welche andere Kapitäne und Seeleute sehen konnten, und sie fragten sich, warum das Schiff nicht einfach kenterte und sank, so wie es durch die Wellen pflügte. Bei so einem messerscharfen Bug würde bereits eine einzige hohe Welle das Schiff versenken, und deshalb war es Torheit, etwas anderes als einen runden Bug zu haben. Jeder wusste, dass ein gutes Schiff so konstruiert war, dass es auf den Wellen und über sie hinweg ritt: »Kopf wie ein Kabeljau, Schwanz wie eine Makrele«, lautete die Weisheit der Schiffsbauer – der runde Kabeljaukopf schlug in die Wellen und ritt über jeden Berg, und das schmale Heck hinterließ ein sauberes Kielwasser ohne Turbulenzen, alles sicher und vernünftig. Aber das Elfenschiff war anders, die Konstruktion töricht, ja verrückt: messerscharfer Bug und das Heck stumpf wie eine Keule – vollkommen verkehrt herum gebaut! Und dann die

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