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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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der Südgrenze«, sagte er in der vierten Nacht zu Rico. »Morgen finden wir den Wind wieder.«
    »Aye, Kapitän«, erwiderte der Bootsmann, während er sich über die Stirn fuhr. »¡Diantre! Ich bin froh, wenn endlich wieder Wind aufkommt. Jetzt hängen wir hier auf der Mittelbreite fest. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich werde die Polarwinde und die Kälte und all das wirklich begrüßen. Aber um diese Jahreszeit ist der Wind in diesen Breiten südlich des Äquators genauso unberechenbar wie nördlich. Trotzdem – ob Südwestwinde oder Südostwinde, wir sind bereit.«
    Am nächsten Tag blähten sich die Segel des Elfenschiffs ein wenig, da die Ruderer es endlich in eine leichte Südwestbrise geschleppt hatten. Rasch wurden die Gigs wieder an Bord geholt, während der Bootsmann die Segel für die Fahrt nach Süden und in die launischen Monsunwinde setzen ließ.
     
    Die Eroean fuhr drei Tage nach Süden, in denen der Wind ständig wechselte, und zu Beginn des dritten Tages geriet sie endlich in den Bereich der Südost-Passatwinde. Mit dem Wind vorne an backbord drehte sie nach Südwesten zum Kap der Stürme, und je weiter sie nach Süden kamen, desto mehr frischte der Wind auf.
    Dreihundert Meilen pro Tag segelte sie, dreihundert Meilen von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang, insgesamt fünf Tage lang, aber dann geriet sie dort in den südlichen Breitengraden in die Kalmen der Ziege. Immerhin wehte noch ein laues Lüftchen, und die Mannschaft hatte bei diesen wechselnden Winden viel mit den Segeln zu tun, aber nach dreieinhalb Tagen erreichte das Schiff die Zone der vorherrschenden Westwinde jenseits der südlichen Kalmen. Von dort aus segelte die Eroean weiter nach Südwesten und nahm Kurs auf das Polargebiet, in dem sich das Kap der Stürme befand.
    Die Windstärke nahm stetig zu, je weiter sie nach Süden fuhren, und die länger werdenden Nächte wurden kalt und immer kälter, während es an den kurzen Tagen nicht mehr richtig warm wurde. Die Geschwindigkeit des Schiffs nahm zu, und manchmal fuhr die Eroean sechzehn oder siebzehn Knoten und legte an drei Tagen hintereinander mehr als dreihundertfünfzig Meilen am Tag zurück. Das Wetter verschlechterte sich, Regen peitschte das Schiff, und die Wellen schlugen immer höher, während die Eroean durch das Wasser pflügte und ihr Deck mit salziger Gischt überspült wurde.
    Im unsteten Licht der Laternen schaute Aravan über den Tisch hinweg Jatu und seinen Zweiten Offizier Frizian an. Das kalkweiße Gesicht des kleinen Gelenders stand in krassem Gegensatz zu dem des schwarzen Tchangers. Vor ihnen ausgebreitet lagen Aravans kostbare Seekarten, in denen die Winde und Strömungen der Ozeane auf der ganzen Welt vermerkt waren. Im Schatten stand Tink, einer der Schiffsjungen auf dieser Fahrt, ein flachshaariger Bursche aus dem fernen Rian. Es klopfte an die Tür, und Tink eilte durch den kurzen Korridor, um sie zu öffnen. Mit Wind und Gischt kamen Rico und Bokar herein, denen Reydeau folgte, der zweite Bootsmann der Eroean. Alle drei trugen ihre Schlechtwetterkleidung, Stiefel und Regenmäntel mit Kapuze.
    Tink nahm ihnen die tropfenden Regenmäntel ab und hängte sie an Wandhaken in der Ecke auf. Alle versammelten sich um den Kartentisch, auch der Schiffsjunge.
    Aravans Finger zeigten auf eine Stelle auf der Karte. »In ein paar Tagen erreichen wir die Gewässer um das Kap, und wir sollten die Mannschaft noch einmal daran erinnern, was uns dort erwartet.«
    »Stürme«, hauchte Tink. Dann hielt er sich eine Hand vor den Mund, erschrocken über seine eigene Kühnheit.
    Aravan lächelte den Jungen an. »Aye, Tink, Stürme. Noch dazu Sommerstürme.«
    Bokar grollte: »Diese verdammten Jahreszeiten im Süden. Genau andersherum.«
    Jatu lachte. »Ach, Bokar, andersherum oder nicht, das Polargebiet ist immer eisig, obwohl die Sonne manchmal den ganzen Tag am Himmel steht.«
    Rico nickte und fügte hinzu. »Ein schlimmer Ort, dieses Kap. Setzt der Mannschaft schwer zu, egal zu welcher Jahreszeit. Wenn es schneit, überziehen sich Segel und Takelage mit Eis und werden schwer. Im Herbst kann es graupeln, es kann aber auch einen Eisregen geben, und so ist es auch im Frühling. Sogar mitten im wärmsten Teil des Jahres ist es nicht viel anders: Meistens geht eiskalter Regen auf das Schiff nieder. Aber in der kalten Jahreszeit, also jetzt, bringt ein Sturm immer Schnee und Eis, und die Wellen schlagen hoch: hundert Fuß von Berg zu Tal.«
    Aravan

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