Elfenschiffe (Mithgar 03)
sagte dann: »Nicht viel Beute, Kapitän: etwas Seide, ein paar Kupferutensilien, ein paar Waffen, alle minderwertig… ach ja, und das aus dem Mohn gewonnene Pulver, das man rauchen kann, aber nicht sehr rein.«
Aravan wandte sich an den Menschen, und der Blick seiner blauen Augen war grimmig. »Verbrennt es.«
»Den Mohn?«
»Das ganze Schiff, Jatu. Verbrennt alles.«
Jatu grinste. »Aye, aye, Kapitän. Aber sollten wir nicht ablegen, bevor wir es anzünden?«
Aravan lachte kehlig aus vollem Halse. »Aye, Jatu. Verbrennt es erst, wenn wir wieder Wind in den Segeln haben.«
Der Nebel hielt sich beinah einen halben Tag und löste sich dann am späten Vormittag auf. Wind kam dennoch nicht auf, und so lagen das Elfenschiff und seine Prise in sicherer Entfernung von den Drachenfängen vor Anker. Die Flaute hielt auch noch bis in die Nacht hinein an, aber kurz vor Morgengrauen blähten sich die Seidensegel der Eroean nach außen und kündeten vom Aufkommen eines Lüftchens. Ein leichter Ostwind wehte durch die Meerenge.
Jatu schaute zu dem sich spannenden Segeltuch empor und lächelte. »Bootsmann, pfeift die Mannschaft an Deck. Und Tink soll den Käpt’n wecken.«
»Aye, aye, Herr Jatu«, antwortete der Bootsmann, ein Tugalier namens Rico.
Augenblicke später kam Aravan aus seiner Kabine, die achtern lag, und hielt das Gesicht in den Wind. Er trat ans Steuer und grinste seinen Ersten Offizier an. Der riesige Schwarze erwiderte das Grinsen. »Jatu, lasst das Besansegel setzen, damit wir besser beidrehen können. Setzt es nach backbord und dann hoch mit dem Anker.« Im Sternenlicht beäugte Aravan die Klippen, die in einiger Ferne aus dem Wasser ragten. »Uns steht einiges Lavieren bevor.«
»Aye, Kapitän«, erwiderte Jatu. »Und die Dschunke? In Brand setzen und abstoßen, richtig?«
Aravan nickte grimmig. »Aye. Sie wird keine Schiffe mehr überfallen.«
Jatu gab die Befehle an Rico weiter, und der Bootsmann blies in seine Pfeife und gab der Mannschaft mit einigen Signalen die entsprechenden Anweisungen. Männer rannten hierhin und dorthin, lösten Taue und zogen daran, und das alles mit einem Ziel vor Augen – die Rahen zu schwenken, um die Segelstellung zu verändern, während der Besan allein für ein langsames Beidrehen sorgte, da das Schiff noch vor Anker lag.
Die Dschunke wurde von den Zwergen nach achtern gezogen. Bokar und noch ein Zwerg gingen an Bord und gossen Öl über das Deck, dann erklommen sie eine Strickleiter und kehrten auf das Elfenschiff zurück. Fackeln wurden angezündet und über die Reling auf das Piratenschiff geworfen, und als die Flammen in die Höhe schossen, wurde das Schiff losgemacht, und die Brise blähte die bereits brennenden Segel und trieb es von der Eroean weg.
Aravan warf nur einen einzigen Blick darauf und schaute dann weg. Er wollte die Dschunke nicht als Prise ins Schlepptau nehmen, denn es würde nur sein eigenes Schiff aufhalten. Und er konnte es in diesen Gewässern nicht einfach ankern lassen, weil es sonst wieder von Piraten in Besitz genommen würde. Also ließ er es verbrennen, sah aber nicht zu, denn er hatte die ganze Zeit ein vages Schuldgefühl, als habe er sich eines Unrechts schuldig gemacht.
Als die Eroean im Wind lag und sich die Ankerkette spannte, befahl der Elf: »Anker lichten.«
Rico pfiff das Signal, und Matrosen im Bug drehten die Winde, bis der große Bronzehaken sich vom Meeresboden gelöst hatte. Während sich die Ankerkette stetig um die Winde wickelte, nahm das Elfenschiff langsam Fahrt auf.
Sie mussten im Wind lavieren, bis sie schließlich zwischen den aus dem Wasser ragenden Klippen und in einer sicheren Fahrrinne waren. Dann schwenkten sie wieder nach backbord und an den letzten gezackten Klippen vorbei. Nun lag das offene Meer vor ihnen, da die Meerenge sich verbreiterte. Und die Eroean nahm Fahrt auf und schnitt durch die Wellen westwärts, die Segel gesetzt und gebläht, während das Licht des Morgengrauens auf ihr weißes Kielwasser fiel.
Und achtern, in weiter Ferne und jenseits der Klippen, brannte ein Schiff, dessen orange Flammen den Himmel erleuchteten.
Noch vor Mittag dieses Tages verließ das Elfenschiff die Straße von Alacca und kreuzte Westsüdwest und Westnordwest gegen den Westwind. Nach einer Nacht und einem weiteren Tag schlug es einen südwestlichen Kurs ein, sodass der auffrischende Wind nun von steuerbord kam und die Eroean schneller durch das indigoblaue Wasser des tiefen, großen Sindhumeeres
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