Elfenschiffe (Mithgar 03)
diesen Eid geleistet haben, dürft Ihr es unter dem Siegel der Verschwiegenheit und mit der gebotenen Vorsicht auch woanders, aber sonst darf es niemandem jemals zu Ohren kommen.«
Aye!, riefen alle, erhoben sich dann, wandten sich dem Magier zu und warteten.
Der Alte sah einen Moment erstaunt aus, dann rief er: »O nein, nicht mir sollt Ihr den zweiten Eid der Geheimhaltung schwören. Nein, sondern jemand anders.«
Verblüfft sahen Menschen und Zwerge zuerst einander und dann Aravan an, während sich in ihren Reihen verwirrtes Gemurmel erhob.
Aravan lächelte ebenso wie Jatu, und der Elf nickte dem dunkelhäutigen Menschen zu. Jatu ging zur Kabinentür und öffnete sie. Und Aravan streckte die Hand aus, um jene darin willkommen zu heißen, und rief laut, sodass alle ihn hören konnten. »Matrosen und Krieger, ich stelle Euch diejenige vor, welche tatsächlich hinter dieser Aufgabe steckt: die Lady Jinnarin!«
Das Licht des frühen Morgens fiel auf das Deck des Elfenschiffs, Strahlen in einem diamanthellen Safrangelb. Und in diese goldene Aura schritt ein Fuchs, rot mit schwarzen Beinen. Und auf dem Rücken des Fuchses ritt eine winzige Frau in grauem Leder, einen Bogen auf der Schulter und Pfeile in einem Köcher an der Hüfte. Und durch die hellen Lichtstrahlen ritt sie, blass und blauäugig, mit mausbraunen, offenen Haaren, die ihr bis auf die Schultern fielen. Und nur das Schwappen des Wassers gegen den Schiffsrumpf war in diesem Augenblick zu hören, denn keiner der Anwesenden atmete.
Der Fuchs schritt über das Deck. Männer und Zwerge wichen vor ihr in ehrfürchtiger Scheu zur Seite, während Jatu ihr folgte. Als sie die Kabine des Bootsmanns erreichte, kniete Jatu nieder und streckte eine Hand aus, und sie schwang ein Bein über Rux’ Rücken und stellte sich auf Jatus Handfläche. Er hob sie sacht auf das Dach und dann Rux hinterher, und sie sprang wieder auf den Fuchs.
Und die ganze Zeit gab niemand auch nur einen Laut von sich, denn sie waren starr vor Staunen. Doch in diesem Augenblick sprang Aravan vom Dach der Kabine, wandte sich ihr zu und rief laut: »Ein Hoch auf die Lady Jinnarin!«
Lautes Gebrüll erhob sich, als der Bann endlich von verzauberten Herzen und Seelen wich. Hip-hip-hurra! Hoch lebe die Lady Jinnarin! Rux stand bei diesem Lärm und Getöse so starr wie eine Statue und zuckte mit keinem Schwanzhaar.
Zwergen und Menschen drängten gleichermaßen vorwärts, um dieses Wunder zu bestaunen, und Jinnarin warf einen Blick auf Alamar, der ihr mit einer Geste bedeutete, ruhig zu bleiben.
Jinnarin holte tief Luft, hob das Kinn, stieg ab und marschierte zum Rand des Kabinendachs, sodass alle sie sehen konnten. Dann blieb sie am vorderen Rand stehen, genau über Aravan, und wartete, bis die Mannschaft sich ihr vollständig zugewandt hatte. Und als alle sich versammelt hatten, sagte sie mit klarer, deutlicher Stimme: »Nun seht Ihr, warum Ihr Geheimhaltung geschworen habt, denn ich gehöre zu den Verborgenen. Ich bin eine Fuchsreiterin.
Ich bin der Stoff, aus dem einige Eurer Legenden sind, der Stoff aus Euren Fabeln und Überlieferungen. Sollte meine Existenz allgemein bekannt werden, würde das schlimme Folgen für mein Volk haben. Wir werden aus gutem Grund die Verborgenen genannt, und Verborgene wollen wir auch bleiben.
Wir wollen Farrix finden, der mein Mann ist. Er ist verschwunden, doch ich glaube, dass sein Schicksal mit einem schwarzen Schiff, einem hellgrünen Meer und einem Kristallschloss verbunden ist. Und deshalb bin ich zu Euch gekommen, denn auf der ganzen Welt gib es keine bessere Mannschaft und kein besseres Schiff als das, auf dem Ihr Dienst tut. Eines weiß ich genau: Wohin das schwarze Schiff auch segelt und wo das hellgrüne Meer auch liegen und das Kristallschloss auch stehen mag, Ihr von der Eroean werdet es finden. Und welche Herausforderungen uns unterwegs auch begegnen mögen, diese Mannschaft wird allen gewachsen sein. Und sollten die Ereignisse es erforderlich machen, dass wir meinen Farrix retten müssen, seid Ihr mehr als geeignet, jeder Gefahr zu trotzen, denn Ihr seid die Allerbesten.
Euer hervorragender Kapitän Aravan hat Euch gebeten, einen doppelten Eid zu schwören: ihm und mir, denn ich bin eine Verborgene und brauche Eure verlässliche Zusicherung.«
Ohne ein Wort sanken alle Zwerge und Menschen auf beide Knie, Aravan ebenfalls, und alle ballten beide Fäuste über dem Herzen. Bei diesem Anblick traten Jinnarin Tränen in die Augen. Ihre Stimme
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